Während der Corona-Pandemie einen passenden Job zu finden, bringt einige Schwierigkeiten für Absolventen mit sich. (Symbolbild) Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Studienabgänger auf Jobsuche haben es in der Corona-Pandemie nicht leicht: Es gibt viel weniger Stellen, Networking ist kaum möglich und viele neue Jobs sind derzeit nur im Homeoffice möglich. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) versucht dem Problem mit Beratung entgegenzusteuern.   

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Oberndorf - Pünktlich zu Beginn der Pandemie, im Frühjahr vergangenen Jahres, wurde der stärkste Rückgang von Neueinstellungen verzeichnet. Das berichtet Elena Niggemann von der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen. Und das über alle Branchen hinweg. Ein Beispiel: Von April bis Juni 2020 wurden laut Niggemann rund ein Viertel weniger Akademiker unter 30 Jahren neu eingestellt als im Vorjahr.

Auch die Online-Jobplattform Stepstone verzeichnet weniger ausgeschriebene Jobs während der Corona-Pandemie. Besonders schwer hatten es laut Stepstone-Sprecherin Lea Schröder Absolventen, die im letzten Jahr beispielsweise in der Hotellerie oder Gastronomie Fuß fassen wollten.

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Woher kommen die erschwerten Einstiegsbedingungen? Fehlende Kontakt- und Netzwerkangebote werden von der Agentur für Arbeit als ein Grund genannt. Dazu zählen zum Beispiel Karrieremessen, die aufgrund von Kontaktbeschränkungen verschoben oder abgesagt wurden. Außerdem sind viele Firmen wegen der unsicheren wirtschaftlichen Situation zurückhaltend. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihre Mitarbeiter derzeit in Kurzarbeit beschäftigen und nur in Ausnahmesituationen neues Personal einstellen. Bewerber müssen seit Corona zum Teil länger auf Rückmeldungen warten. Dadurch verzögert sich der Einstellungsprozess.

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Was passiert, wenn man eine Stelle gefunden hat?

Jan Hillenberg aus Rietheim-Weilheim hat vor Kurzem den Sprung in die Berufswelt geschafft. Der 24-Jährige startete im Mai seinen neuen Job in einem Management- und IT-Beratungsunternehmen. Seinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen macht er berufsbegleitend an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Eine passende Stelle im Ingenieurbereich zu finden, sei aber alles andere als leicht gewesen, erzählt der Absolvent. Auch er habe während des Bewerbens gemerkt, dass weniger Stellen auf dem Markt angeboten werden. Das vergrößere die Konkurrenz unter den Studierenden.

Jetzt, da er einen Job gefunden hat, macht ihm die sechsmonatige Probezeit Sorgen. Als neuem Mitarbeiter droht ihm eine Kündigung ohne konkrete Gründe - vor allem wenn es seinem Unternehmen wegen Corona finanziell schlechter gehen sollte. Seine Kollegen und Vorgesetzten habe er bisher nur online getroffen und die Einarbeitung fand komplett von Zuhause aus statt, berichtet er weiter. 

Nachfrage an Beratungsangeboten ist vorhanden

Wie gehen die Dualen Hochschulen in der Umgebung mit der Situation um? Die DHBW in Villingen-Schwenningen setzt auf Beratungsangebote. "Beratungsgespräche können - abhängig von der individuellen Situation oder Fragestellung - den fehlenden Austausch etwas abmildern", teilt Annika Honacker, Pressesprecherin der Hochschule, mit. Während der Pandemie hätten mehr Beratungstermine stattgefunden. Neben der "normalen" Studienberatung gibt es in Villingen-Schwenningen auch einen Ansprechpartner für Krisensituationen sowie eine psychotherapeutische Beratung.

Die Anzahl der Beratungen der DHBW am Standort Horb ist im Wesentlichen konstant geblieben. "Was sich dagegen verändert hat, sind die Anliegen der Studierenden und natürlich die Beratungsformate", so Andrea Rohrer von der DHBW Horb. Die Studierenden würden sich vermehrt mit Corona-Themen an die Beratungsstellen wenden.

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Positiver Trend erkennbar

Ferner sind nicht alle Branchen Verlierer der Pandemie. Es gibt auch Bereiche, die während der Pandemie "einen regelrechten Boom erfahren haben", erzählt Lea Schröder von Stepstone. Dazu zählen zum Beispiel die IT- und die Logistik-Branche. Hochschulabsolventen würden dort weiterhin gute Chancen auf eine Einstellung haben.

Stepstone gibt sich generell optimistisch: "Insgesamt sehen wir nun auch wieder einen positiven Trend." Denn die Zahl der neu ausgeschriebenen Jobs habe sich im Vergleich zum Vorjahr bereits mehr als verdoppelt. Das bedeute steigende Jobchancen für alle Bewerber, also auch für Studienabgänger. Die Nachfrage nach Arbeitskräften steige wieder und Arbeitgeber aus der Region meldeten verstärkt neue Stellenangebote.

Flexibilität ist gefragt

Gibt es für Absolventen auch Chancen durch die Pandemie? Die dualen Hochschulen sind sich einig: Jede Herausforderung bringt auch Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und neue Dinge zu lernen. "Mit Veränderungen und Unvorhersehbarem klar zu kommen und flexibel auf neue Anforderungen reagieren zu können, sind letztendlich auch Eigenschaften, die später im Beruf von hoher Bedeutung sind", so Rohrer von der DHBW Horb.