Groß war das Interesse an der Sondersitzung des Gemeinderates zum Thema Kindergärten. Verschiedene Frauen, darunter Sarah Junker aus Hart (links) und Sarah Pottrick aus Bittelbronn (rechts) machten Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Foto: Kost

Eine Versammlung dieser Größe ist man in Corona-Zeiten gar nicht mehr gewöhnt. Aber die Anwesenheit von so vielen Menschen am Dienstagabend in der Witthauhalle zeigte eindrucksvoll, welchen Stellenwert das Thema Betreuungsplätze an Kindergärten derzeit genießt.

Haigerloch - Schätzungsweise 100 Leute dürften sich in der weitläufigen Halle versammelt haben, zieht man den Gemeinderat und die Verwaltungsleute um Bürgermeister Heinrich Götz sowie die beiden Architekten Stefan Beuter und Peter Wöhrstein (ktl) ab, bleiben annähernd 70 Zuhörer übrig. Die waren überwiegend weiblich und jung – und kamen fast aus allen Stadtteilen.

Doch nicht nur mit starker Präsenz demonstrierten sie wie wichtig ihnen ein gutes Angebot an Betreuungsplätzen für Kinder über und vor allem unter drei Jahren ist, sondern auch mit differenzierten Argumenten.

Sarah Pottrick aus Bittelbronn trat ans Mikrofon, Annika Döbele aus Weildorf ebenso, auch Bettina Flaiz aus Gruol und Sarah Junker aus Hart. Anja Dempe sprach für die Eltern des Waldkindergartens in Hart, Birgit Pfeffer im Namen des Elternbeirates am städtischen Kindergarten in Stetten.

Nachfrage nach U3-Plätzen steigt stetig

Mögen die von ihnen angesprochenen Probleme und Sorgen in ihren Teilorten auch höchst unterschiedlich sein, ein eindeutiges Signal sandten fast alle Rednerinnen an den Gemeinderat und die Verwaltung: tut was dafür, damit sich für uns Familie und Beruf besser miteinander vereinen lassen. Und zwar so rasch wie möglich

Diese Einschätzung untermauerte der von der städtischen Kindergartenfachberaterin Gitta Miller vorgestellte Kindergartenbedarfsplan. Ihr Fazit: Die Nachfrage nach U3-Plätzen steigt stetig. Und das auch in Zukunft mit großer Nachfrage zu rechnen ist, belegt aus ihrer Sicht die offensive Baulandpolitik der Stadt. In allen jetzt zur Erschließung anstehenden Baugebieten können zusammengerechnet 235 Einfamilien-, 44 Doppelhäuser und zwölf Mehrfamilienhäuser (über 90 Wohneinheiten) entstehen. Da ist viel Platz für junge Familien.

Die Vorschläge der Stadtverwaltung, zumindest kurz- bis mittelfristig mit dieser Situation klar zu kommen, liegen auf dem Tisch: die Sanierung des Gruppenraumes im katholischen Kindergarten in Gruol zur Unterbringung einer weiteren Gruppe mit Ü3-Kindern dürfte nach positiven Signalen des kirchlichen Trägers dabei ein relativ kleines Problem sein.

Die Sanierung des Harter Kindergartens, steht ebenfalls auf der Vorschlagsliste. Der bereits am Montag im Harter Ortschaftsrat von Sarah Junker präsentierte Vorschlag, den Kindergarten einen Stock nach oben zu verlegen und die Verwaltung und Proberäume ins Souterrain zu verlegen scheint die Verwaltung aber nicht zu überzeugen. Bürgermeister Götz Meinung dazu war unmissverständlich: "Wenn wir derart ins Gebäude eingreifen, war die ganze Sanierung zuvor für die Katz’"

Zieht Stettener Kindergarten um?

Überraschend wenig wurde über die Situation in Stetten gesprochen, wo doch eigentlich die tiefgreifendste Entscheidung mit den höchsten Kostendimensionen ansteht. Dort soll man sich entscheiden, ob man den städtischen Kindergarten an seinem jetzigen Standort belässt oder ihn in die leer stehende Werkrealschule umzieht. Beide Varianten kosten laut Stadt zwischen 3,5 und 3,8 Millionen.

Stettens Ortsvorsteher Walter Stocker erklärte, warum der Ortschaftsrat gegen einen Umzug ist, obwohl diese Haltung bei einer ganzen Reihe von Betroffenen auf Unverständnis stößt.

Am städtischen Kindergarten und an der integrativen Kita Löwenzahn gebe es 73 Ü3- und 20 U3-Betreuungsplätze. Damit könne der Bedarf in Stetten gedeckt werden. Alles andere sei Druck von außen. Deshalb sei man in der Gesamtabwägung zu der Entscheidung gekommen, den Kindergarten besser an seinem jetzigen Standort zu belassen.

Nun darf man gespannt sein, ob der Gemeinderat schon in seiner nächsten regulären Sitzung am Dienstag, 27. April, Entscheidungen trifft.

Bittelbronn:

Fehlender Wickelbereich, kein Personalbüro und Besprechungsraum, ein Kinder-WC zu wenig. Außerdem Gruppenraum etwas zu klein. Lösungsansatz: Sanierung und Zweckanbau. Kosten: mindestens 350 000 Euro, bei zweigeschossigem Zweckanbau rund 600 000 Euro.

Weildorf:

Sanierung dringend erforderlich, letzter Umbau 1967; Anbau 1989. Geschätzte Sanierungskosten des Bestandsgebäudes rund 1,26 Millionen Euro.

Denkbar: Gemeinsamer Neubau für Bittelbronn und Weildorf. Geschätzte Kosten für eine dreigruppige Einrichtung: 3,6 Millionen.

Gruol:

Nach Sanierung eines Gruppenraumes eine zusätzliche Gruppe für 25 Ü3-Kinder möglich; da katholische Kirche Träger, Höhe der Investitionskosten für Stadt noch zu klären.

Haigerloch:

Aktuell voll belegt; vermutlich Sanierungsbedarf in den nächsten zehn Jahren, da Gebäude 1960 erstellt.

Kindergarten Hart:

Sanierung des Gebäudes im Bestand möglich; Kosten 389 000 Euro. Bei Abriss des Pavillons und größerem Anbau Kosten von rund 827 000 Euro. Für Regelkindergarten nutzbar; gemeinsame Nutzung mit Waldkindergarten nicht möglich.

Waldkindergarten Hart:

Bei dauerhaftem Verbleib im Wald Bau einer "Schutzhütte" (100 Quadratmeter) für 400 000 Euro. Alternative: Zweiter "Bauwagen" (45,6 Quadratmeter) für 135 000 Euro.

Stetten:

Sanierungsbedürftig, ungünstige Raumaufteilung, fehlende Bürofläche. Sanierung und Ausbau am Standort möglich aber gleichzeitiger Kiga-Betrieb und Baustelle schwierig. Kosten: rund 3,5 Millionen. Alternativ: Verlegung in leer stehende Werkrealschule: Kosten rund 3,8 Millionen Euro (Verlegung der Ortschaftsverwaltung ist inklusive). Beide Varianten ermöglichen Schaffung von 20 Ü3- und zehn U3-Plätzen.

Owingen:

Sanierungsbedarf; gegebenenfalls Neubau, weitere Untersuchungen durch katholische Kirche als Träger nötig.

Bad Imnau und Trillfingen:

Aktuell auf dem besten Stand; allenfalls kleinere Instandhaltungen notwendig.