Bernhard Winterhalter, Alt-Bürgermeister, der sich leidenschaftlich mit der Heimatgeschichte Kanderns beschäftigt, genießt seinen Ruhestand. Foto: Siegfried Feuchter

Auf einen Kaffee mit Bernhard Winterhalter, der 16 Jahre populärer Bürgermeister seiner Heimatstadt war, kommt gut gelaunt zum Gespräch.

Bernhard Winterhalter hat zahlreiche Talente, die er als Kommunalpolitiker, Lokalhistoriker, Musiker, Autor, Fasnächtler und Hobbykünstler viele Jahre eingebracht hat und teilweise noch einbringt. Zur Politik, die er in Stadt und Landkreis in unterschiedlichen Funktionen 25 Jahre lang mitbestimmte, hat er längst Abstand gewonnen. „Alles hat seine Zeit“, sagt der 73-Jährige, der jedoch bei einer Tasse Kaffee gerne auf diesen Lebensabschnitt zurückblickt. „Wenn man in der Politik etwas bewegen kann, dann erfüllt das einen mit Genugtuung“, sagt das Kanderner Urgestein, dessen Vorfahren sich bis 1570 zurückverfolgen lassen.

 

Viermal Stimmenkönig

1978 trat der studierte Diplom-Rechtspfleger, der von 1984 an 13 Jahre lang bis zur erfolgreichen Bürgermeisterwahl Geschäftsleiter des Amtsgerichts Lörrach war, als jüngstes Mitglied Kanderns CDU-Stadtverband bei. 1989 wurde er in den Gemeinderat gewählt und avancierte bereits ein Jahr später zum Fraktionsvorsitzenden der CDU/Unabhängigen und zum stellvertretenden Bürgermeister. Doch damit nicht genug seines politischen Wirkens. 1994 wurde er erstmals in den Kreistag des Landkreises Lörrach gewählt – und das mit den meisten Stimmen des gesamten Wahlkreises Kandertal. Drei Wiederwahlen folgten, bei denen Winterhalter jedes Mal Stimmenkönig wurde. Auch im Landesvorstand des Gemeindetags Baden-Württemberg brachte er seine kommunalpolitischen Erfahrungen ein, wobei er einige Jahre Kreisvorsitzender war. 2014 nach insgesamt 25 Jahren zog sich Bernhard Winterhalter endgültig aus der Politik zurück.

Davor lag für den stark mit der Töpferstadt verwurzelten Mann noch seine Zeit als Bürgermeister in seinem Heimatstädtchen. Dieses Amt war immer ein Herzenswunsch von ihm, lag doch die Wahl eines Kanderners zum Rathauschef 118 Jahre zurück. 1996 wurde er auf Anhieb gegen den damaligen Amtsinhaber Karl-Friedrich Klein mit 62 Prozent der Stimmen erstmals gewählt und acht Jahre später mit 97 Prozent im Amt bestätigt. Bewegt wurde während seiner Amtszeit einiges, zum Beispiel der Ausbau des Hochwasserschutzes mit einem Volumen von zehn Millionen Euro, der Bau des Jugendzentrums, Schulen, Stadtbücherei, Feuerwehr, Abwasserbeseitigung, Trinkwasserversorgung und, und... Die Liste ist lang. Eine Erfahrung hat Winterhalter während seiner aktiven Zeit auch gemacht: „Wenn man Erfolg hat, hat man auch Neider. Und Neid ist bekanntlich die ehrlichste Form der Anerkennung.“

Von Musik bis Fasnacht

Abseits der Politik hat der Vater eines erwachsenen Sohnes noch viele Interessen. Da ist die Musik, die ihn als versierten Saxaphon- und Klarinettenspieler ein Leben lang begleitete. Stichworte: Tanzmusik in früheren Jahren mit der Band „Oldtimer“ und dem Bernhard-Winterhalter-Sextett, sein 33-jähriges Mitwirken im Blasmusikorchester der Stadtmusik, deren Vorsitzender er außerdem 20 Jahre lang war und nach dem Ausscheiden zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Darüber hinaus ist Bernhard Winterhalter, der sich dank seiner Kontaktfreudigkeit und seines geselligen, umgänglichen Wesens ein großes Netzwerk aufgebaut und als humorvoller Mensch stets ein Bonmot auf den Lippen hat, auch ein leidenschaftlicher Fasnächtler. Das belegen seine gefeierten Auftritte mit geschliffenen Versen bei den Kanderner Zunftabenden, der Rotssuppe in Weil am Rhein und der in Neuenburg sowie beim Schnäggeessen in Lörrach.

Vierter Band in Arbeit

Mit Leib und Seele ist der geschichtsinteressierte Alt-Bürgermeister Lokalhistoriker. „Geschichte wird erst durch Geschichten lebendig“, sagt Winterhalter, der schon drei Bände mit Interessantem, Vergessenem und Unbekanntem aus der Töpferstadt sowie Broschüren herausgegeben hat. Dahinter steckt stets eine intensive Quellenforschung. Der Verfasser heimatgeschichtlicher Veröffentlichungen in unserer Zeitung und Autor beim Landesverein Badische Heimat recherchiert leidenschaftlich zu historischen Geschehnissen und Hintergründen, hält Vorträge, wühlt in Akten, geht in Archive und gibt sich erst dann zufrieden, wenn er akkurat alle Fakten zusammen hat. Sein von vielen mit Spannung erwarteter vierter Band zu „Kandern... und was sonst noch geschah“ ist in Arbeit. Übrigens: Auch seine Frau Ursula hat einen wichtigen Beitrag zur Lokalhistorie geleistet und in jahrelanger Arbeit das Familienbuch Kandern verfasst, das auf 505 Seiten alte Kanderner Generationen von 1591 bis 1910 aufführt.

Lions-Club mitgegründet

Bernhard Winterhalter engagiert sich auch sozial. 1996 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Lions-Clubs Markgräflerland, und bis heute schätzt er die regelmäßigen Treffen genauso wie die Kontaktpflege mit ehemaligen Kollegen.

„Das Schöne ist heute, dass ich nur die Termine im Kalender stehen habe, die ich will, und nicht die, die ich muss“, sagt ein gelassener, zufriedener Kanderner Alt-Bürgermeister. Gerne spannt er am Bodensee aus, ist dort auch kreativ tätig und fertigt unter anderem Collagen.