Bernd Zimmermann hat sich um die Kulturszene in Albstadt verdient gemacht. Jetzt ist er im Alter von 86 Jahren gestorben. Foto: Eyrich

Bernd Zimmermann ist tot. Er starb im Alter von 86 Jahren. Zeitlebens hat er sich um die Kulturszene in Albstadt verdient gemacht.

Albstadt trauert: Der Künstler und Galerist Bernd Zimmermann ist am Donnerstag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in der Paulusstraße gestorben. Mit seiner Paulusgalerie und seinen eigenen Arbeiten hat er das kulturelle Geschehen in und um Albstadt maßgeblich mitgestaltet und geprägt. Eine längere Krankheit hatte ihn zuletzt heimgesucht. Mit ihm geht ein Mensch verloren, der mit seiner Kreativität andere mitgerissen hat. Engagiert war er aktiv als Initiator und Betreiber der Tailfinger Paulusgalerie. In seiner freundlichen, feinen und zurückhaltenden Art warb er für die Kunst und Kultur in Albstadt. Auch über die Grenzen der Stadt machte sich Bernd Zimmermann verdient.

 

Würdigung für seine Verdienste

Sein Wirken fiel auf fruchtbaren Boden und blieb nicht ungewürdigt. Im Rahmen der Literaturtage 2017 veranstaltete die Stadt Albstadt für den Künstler Bernd Zimmermann eine große Doppelausstellung aus Anlass seines 80. Geburtstags. „Seiten Wechseln“ hieß die Präsentation. In ihr waren viele der typischen Arbeiten Zimmermanns zu sehen – an zwei Standorte: Im Rathaus Albstadt die Skulpturen, in der Stadtbücherei die Bilder. 2019 zeigte Zimmermann zahlreiche seiner Werke unter dem Titel „Retrospektive“ noch einmal in großer Form in den Räumen der Paulusgalerie. Es sollte nicht die letzte Ausstellung bleiben. Im März 2022 organisierten Ilse und Hans Setzepfand, dem Künstler seit vielen Jahren freundschaftlich tief verbunden, eine weitere, kleinere Präsentation mit den Werken des Künstlers.

Zunächst erlernte er einen „ordentlichen“ Beruf

Bernd Zimmermann erblickte 1937 in Ebingen das Licht der Welt. Der Vater war Drogist und wurde als Soldat eingezogen. Zusammen mit seiner Mutter und seiner fünf Jahre ältere Schwester erlebte er die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Das hat ihn geprägt. Zwei Angriffe mit Brandbomben überstand die kleine Familie. Nach der Grundschule begegnete er in der Ebinger Realschule dem Zeichenlehrer Albert Schwenk. Dieser ermutigte den jungen Bernd Zimmermann, sein Talent zu nutzen und sich der Kunst zu widmen. Der Weg dorthin war allerdings kein gerader. Zunächst sollte Bernd Zimmermann einen „ordentlichen“ Beruf erlernen. So begann er eine kaufmännische Lehre und machte sich später selbstständig. Er betrieb einen Textilhandel in Tailfingen.

Bernd Zimmermann neben seiner Skulptur vor der Technologiewerkstatt Foto: Eyrich

Bernd Zimmermann baute auf diesem soliden Fundament eine Familie auf und fand mit seiner Frau Sofie und Tochter Daniela sein privates Glück. Doch die Textilindustrie schwächelte in den späteren Jahren und kam zu ihrem Niedergang. Bernd Zimmermann stellte sich dieser Herausforderung und beschritt vollkommen neue Wege hin zur Kunst.

In Tailfingen entsteht eine Galerie

Mutig schritt Zimmermann voran und baute in Tailfingen eine Galerie auf. Zunächst fanden Modellierkurse statt, dann richtete er eine Kunstwerkstatt ein. Erster Höhepunkt war die erste Ausstellung mit den Kursteilnehmerinnen. Zimmermann hatte seine Berufung gefunden und startete in seine Galeristentätigkeit. Die Paulusgalerie war geboren – im Mai 1978. Albert Schwenk im April 1978 und der Schüler Christian Landenbergers, Gottfried Graf, im September 1979, waren mit die ersten Künstler, die dort ausstellten. Doch Zimmermann blickt auch über den Tellerrand hinaus. Er verliebte sich in Katalonien. Dort besaß er ein Haus, in dem noch heute Skulpturen von ihm zu sehen sind. Ausstellungen mit in- und ausländischen Künstlern wechselten sich ab in der Galerie, die zur festen Größe in der Kulturlandschaft Albstadts und zum Anlaufpunkt für Kunstfreunde wurde. Seit 1995 zeigte Zimmermann ausschließlich eigene Arbeiten, Werke, die in archaischer Formensprache Gesichter und die menschliche Figur zum Inhalt haben. Ein Beispiel dafür ist die Skulptur aus Aluminiumguss vor der Technologiewerkstatt, 2017 eingeweiht. Auch in vielen weiteren Ausstellungen im In- und Ausland, darunter in der Artothek des Landratsamtes, waren seine Arbeiten zu sehen. Aktiv war Bernd Zimmermann zudem beim Kulturverein Talgang-Art. Eine letzte große Ausstellung, wie er sie sich gewünscht hat, war ihm nicht mehr vergönnt.