Ein Klavierabend rundet die Balinger Konzerte schließlich ab.
Ein Glanzlicht zum Ende der aktuellen Saison der Balinger Konzerte gab es am Sonntag in der Balinger Stadthalle. Bernd Glemser, ein international renommierter Pianist und Würzburger Professor konzertierte mit expressiven Werken aus dem 19. Jahrhundert.
Schon im ersten Satz der Sonate e-Moll op. 90 von Ludwig van Beethoven kam es auf schnelle Wechsel zwischen zupackenden und zarten Passagen an. Diese Gegensätze zwischen eher impulsiven und lebhaften Passagen einerseits und innigen, sehnsüchtigen Motiven andererseits zogen sich wie ein roter Faden durch das ganze Konzert.
Der differenzierte Anschlag Glemsers holte aus dem Steinwayflügel die unterschiedlichsten Klangfarben heraus. So gab es in der Sonate fis-Moll op. 11 von Robert Schumann den gesanglichen, an Liedern orientierten zweiten Satz und ein tänzerisches, fast an einen Ragtime erinnerndes Scherzo als dritten Satz, so wie zum Schluss Töne von aufgewühlter Zerrissenheit. Eindrucksvoll wurde gezeigt, mit welcher Bandbreite von Stimmungen Schumann vertraut war.
Nach der Pause folgte das Paradestück von Programmmusik, Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung: ein in Tönen imaginierter Rundgang zu Bildern von Viktor Hartmann, einem Freund des Komponisten. Das Motiv der immer wiederkehrenden Promenade erschien das eine Mal beschwingt, das andere Mal hymnisch, dann auch mit silbrigen Klängen und schließlich festlich.
Teils stolpernd, teils tastend erschien der Gnom. Eine sehnsüchtige Melodie besang das alte Schloss. Schwergewichtig kam der Ochsenkarren daher. Und bei Episoden wie den Tuilerien, dem Marktplatz von Limoges und der Hütte auf den Hühnerfüßen konnte Glemser sein ganzes virtuoses Können entfalten. Strahlend und majestätisch erhob sich zum Schluss das Große Tor von Kiew. Mit dieser Erinnerung an das Motiv der Promenade schloss sich der Kreis.
Auch bei seinen Zugaben brachte Glemser wieder Gegensätze zur Geltung: Auf eine leise pochende Fugette von Robert Schumann folgte ein heller Satz aus Tschaikowskis Jahreszeiten, dem Monat Mai. Das begeisterte Publikum bedankte sich für das eindrückliche Konzert mit langanhaltendem Beifall.