„Fische können Angst und Schmerz empfinden“, sagt Peter Höffken von Peta. Foto: Peta Deutschland

Die Tierrechtsorganisation Peta wirft dem Betreiber des geplatzten Aquariums in Berlin Fahrlässigkeit vor und will klagen. Großaquarien gehörten abgeschafft, sagt Kampagnenleiter Peter Höffken.

Das geplatzte Großaquarium Aquadom in Berlin ruft auch in Stuttgart die Tierrechtsorganisation Peta auf den Plan. Großaquarien seien keine sicheren Orte für Fische, sagt der Kampagnenleiter Peter Höffken (50) und kündigte eine Klage gegen den Betreiber an.

Herr Höffken, wie deuten Sie bei Peta das Aquariumsunglück in Berlin?

Der so genannte Aquadom hat sich in eine Todesfalle für alle dort eingesperrten Lebewesen verwandelt. Diese menschengemachte Tragödie zeigt, dass Aquarien keine sicheren Orte für Fische und andere Meerestiere sind. Das Glas ist plötzlich zu Bruch gegangen. Es könnte sich um fahrlässiges Verhalten des Betreibers handeln. Deshalb haben wir vor, Anzeige zu erstatten. Hier sind 1500 Fische qualvoll zu Tode gekommen.

Was machen Fische in einer solchen Situation durch?

Wir können das gut vergleichen mit einem Menschen, der unter Wasser gedrückt wird und langsam erstickt. Das ist ein Tod, den sich keiner wünscht. Man kann beobachten, dass Fische, wenn sie an Land liegen, noch heftige Bewegungen machen. Man sieht ihnen den Stress an. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Fische Lebewesen sind, die Gefühle haben und Angst und Schmerz empfinden. Das kam hier in Berlin zusammen.

Sie sehen Großaquarien generell kritisch. Warum?

Vor allem bei Meerwasseraquarien stammen die Fische nicht aus irgendwelchen Nachzuchten, sondern sie werden in der Regel gefangen und aus ihrem natürlichen Zuhause in den Korallenriffen gerissen, wo sie Familie und Partner haben. Man geht davon aus, dass für jeden Fisch in einem solchen Aquarium drei oder vier Artgenossen beim Transport gestorben sind. Die Großaquarien saugen wie ein Staubsauger die Riffe leer, ohne jede Gegenleistung für die Natur. Das ist aus Sicht des Artenschutzes eine Katastrophe und auch Tierquälerei.

Die Großaquarien sind doch oft schön gestaltet und erschließen den Menschen eine ansonsten unbekannte Unterwasserwelt. Und nur was man kennt, schätzt und schützt man auch.

Nein, das ist falsch. Studien zeigen, dass Zoobesucher rein gar nichts über Tier- und Artenschutz lernen. Das ist einfach eine Unterhaltungsindustrie. Wahr ist, dass die Tiere aus der Wildnis gerissen und in einem Tank gehalten werden, der mit der Realität am Riff nichts zu tun hat. Wer sich einen Film über das Leben am Korallenriff ansieht, lernt zehnmal mehr. Die Großaquarien sind nicht Teil der Lösung, sondern sie sind das Problem. Deshalb hoffen wir, dass solche Center nicht mehr neu gebaut beziehungsweise dicht gemacht werden – und dass sie auch kein zahlendes Publikum mehr finden.