Gegen Masern kann man sich impfen lassen, nicht alle nutzen diese Möglichkeit. Foto: dpa

In Berlin grassiert die schlimmste Masern-Welle seit 14 Jahren. Hunderte Erkrankte, eine geschlossene Schule. Jetzt starb ein kleiner Junge an der Infektion, wie die Berliner Charité am Dienstag bestätigt hat.

Berlin - Die Masern-Welle in Berlin hat ihr erstes Todesopfer gefordert. Ein eineinhalb Jahre alter Junge starb an der Infektionskrankheit. Das Kind war nicht gegen Masern geimpft. Die Todesursache des Kleinkindes wurde am Dienstag von der Berliner Charité bestätigt. Bei dem Kind habe eine Erkrankung vorgelegen, die ohne die Masern nicht zum Tode geführt hätte, hieß es darin.

Der Junge sei am 18. Februar in einem Krankenhaus gestorben, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag. Masern-Impfungen sollen in Deutschland trotzdem vorerst freiwillig bleiben.

Die Impflücke müsse durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Ärzten, Kitas, Schulen und aller anderen Verantwortlichen geschlossen werden, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). „Wenn das nicht gelingt, ist eine Impfpflicht kein Tabu, aber sie steht jetzt nicht an.“

Wie sich der Junge in Berlin angesteckt hat, war zunächst nicht bekannt. „Das Kind war geimpft, aber nicht gegen Masern“, sagte Czaja. Es hatte keine chronischen Vorerkrankungen.

In Berlin grassiert seit Oktober eine Masern-Welle. Derzeit gebe es mehr als 500 Erkrankte, sagte der Senator. Der Tod des kleinen Jungen mache deutlich, dass es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handele. Masern schwächen das Immunsystem und können bei Komplikationen zu schweren Infektionen wie Lungen- und Gehirnentzündungen führen. Laut Statistik sterben zwei von 1000 Patienten an den Folgen einer Masern-Infektion.

Bundesregierung plant Präventionsgesetz

Czaja forderte alle Bürger auf, ihren Impfschutz zu überprüfen. „Es gibt viele Impfgegner, die Masern als Kinderkrankheit abtun“, kritisierte er. Zwar seien mehr als 90 Prozent der Berliner Kinder bei der Einschulung geimpft. Große Lücken gebe es aber bei Erwachsenen - vor allem denjenigen, die nach 1970 geboren wurden.

Gröhe betonte: „Es geht auch darum, manchem Ammenmärchen und mancher Panikmache von Impfgegnern entgegenzutreten.“ Die Masern-Impfung sei nach Ansicht internationaler Experten sicher. Das minimale Restrisiko durch Nebenwirkungen sei um ein Vielfaches geringer als die zum Teil dramatischen und lebensbedrohlichen Risiken einer Masern-Erkrankung. Wer sein eigenes Kind nicht impfen lasse, gefährde auch den Gruppenschutz in Kita oder Schule, verhalte sich also auch anderen Kindern gegenüber verantwortungslos.

Die Bundesregierung plant ein Präventionsgesetz, wonach sich Eltern künftig vom Arzt beraten lassen müssen, bevor sie ihr Kind in die Kita geben.

In Berlin blieb wegen des Masern-Ausbruchs auch eine Schule vorsorglich geschlossen. Grund sei ein schwerwiegender Verlauf der Infektionskrankheit bei einem Jugendlichen, sagte eine Senatssprecherin und bestätigte Medienberichte. Der Schulleiter habe am Freitag von dem Fall erfahren und erst am Montag mit dem Gesundheitsamt Rücksprache halten können. Dieses sah laut Czaja dann aber keinen Grund zur Schließung.

Mitschüler und Lehrer des Jugendlichen müssen nun Impfbücher vorlegen. An diesem Dienstag soll die Schule wieder öffnen.