Die Storchenküken liegen im Nest. Eins hatte sich kurz wehren wollen, berichtete Kopas später am Boden. Foto: Kopas

Spektakuläre Bilder am Donnerstag in Haslach: Auf mehr als 60 Metern Höhe sind die Jungstörche im Nest auf dem Kirchturm beringt worden. Als Lisa Kopas mit ausgestrecktem Daumen Erfolg signalisierte, brandete bei den Storchenfreunden Applaus auf. Auch den anderen Küken im Tal geht es bisher gut.

Auch wenn Lisa Kopas erfahrene Bergsteigerin ist und nicht zum ersten Mal auf dem Kirchturm stand, schwingt immer ein wenig Sorge ob des schweren Unterfangens mit. Das wurde bei dem kleinen Fest, das die Haslacher Storchenfreunde beim Storchentagsbild ausrichteten, deutlich. Umso erfreuter war die kleine Runde, Kopas und ihre Begleiter – die Beringung wird auf dem Kirchturm von Norbert Hauer und Max Lorenz begleitet – wieder sicher auf dem Boden in Empfang nehmen zu können.

In Haslach werden die Störche nicht nur beringt, sondern erhalten traditionell auch Namen. Diesmal hatten die Storchenfreunde zwei Mitglieder ausgewählt, die sich sehr um den Storch verdient gemacht haben. Alois Krafczyk lobte Kurt Jannek für die Fotografien, mit denen er die Storchentreffs – und manche Postkarte – bereichert. Hans-Peter Richter dichtet gern und kein Storchentreff vergeht ohne einen Vortrag seiner Zeilen. Auch bei der Beringung der zwei Jungen ließ er es nicht nehmen, ein kurzes, eigens für das Ereignis geschriebenes, Gedicht vorzutragen. Die Störche heißen jetzt „Niklas“ nach Janneks Enkel und „Hanns“ nach einem Vorfahren Richters.

Auch im restlichen Kinzigtal verläuft die Aufzucht bei den Störchen recht erfolgreich. „Insgesamt haben wir in Hausach momentan 15 Jungstörche, es gab einen Verlust von bisher drei Küken“, berichtet Rudi Allgaier auf Anfrage unserer Redaktion. In Hausach Dorf zieht das Paar momentan noch vier Jungtiere auf. Ein Küken sei zuvor gestorben und aus dem Nest geflogen.

Daumen hoch: Lisa Kopas signalisiert, dass die Beringung geglückt ist.

Drei Paare haben es sich auf der Hausacher Stadtkirche gemütlich gemacht. Nachdem ein Storchenpaar einmal auf dem Kamin der Kirche genistet hatte, hatte man versucht, sie mit einem Blechdach am Nestbau zu hindern. Dieser Versuch schlug genau so fehl wie der diesjährige mit einer komplizierteren Konstruktion aus Metallstangen. „Das war ein absolutes Lehrstück dafür, was für Meister Störche sind und wie sie sich nicht abbringen lassen“, sagt Allgaier. Tatsächlich nutzten die Vögel das wie ein Zelt anmutende Konstrukt zur Befestigung der Stöcke, während ein weiteres Paar es sich auf dem extra vorbereiteten Ersatznest gemütlich machte. „Fürs kommende Jahr müssen wir ein neue Konstruktion beantragen, aber dann auch ein neue Ersatznest errichten“, so der Storchenexperte.

Storchenpaten, -freunde und -beringer freuen sich über den Erfolg: (von links): Kurt Jannek, Lisa Kopas, Max Lorenz, Hans-Peter Richter und Alois Krafczyk.

In dem bisherigen Ersatznest befinden sich derzeit zwei kleine Störche. Ausgeschlüpft waren drei. Drei Junge hat das Paar auf dem Wasserspeier der Kirche. Bisher ist bei ihnen noch kein Küken gestorben.

Zwei Junge hat das Paar auf dem Rathaus. „Die sind aber sehr spät geschlüpft und noch sehr klein“, weiß Allgaier.

Hoch hinaus ging es am Donnerstagnachmittag für Lisa Kopas: Auf den Haslacher Kirchturm, um Jungstörche zu beringen.

Auch in Steinach gibt es bisher keine Verluste zu beklagen. Die drei Jungen sind putzmunter. Gleiches gilt für Fischerbach, wo ein Paar einen Strommast bezogen hat.

Von der Entwicklung her seien die Jungen auf einem ganz unterschiedlichen Stand: „Einige sind schon fast flügge, andere sind gerade erst geschlüpft.“ Er betont, dass die bisher überlebenden Storchenjungen noch lange nicht aus dem Schneider sind. „Es kann noch viel passieren. Und selbst wenn sie flügge sind, überleben 70 Prozent von ihnen das erste Lebensjahr nicht.“

Bisher sei es aber ein recht gutes Storchenjahr – zumindest nahrungsmäßig. Aufgrund des regelmäßigen Niederschlags gebe es ausreichend Amphibien. „Wenn es zu nass wird, kann das für die Storchenjungen aber auch problematisch werden, denn dann können sie unterkühlen“, sagt Allgaier. Bisher zeige sich das Klima aber gemäßigt und ein, zwei Tage Regen seien noch kein Problem.

Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt: In Zell bildet sich eine ganze Kolonie. „Wir haben 13 Nester, das sind vier mehr als im vergangenen Jahr“, berichtete Karl-Heinz Nock am Rande der Beringung. In den Zeller Nestern laufe alles gut: In einem einzigen seien beispielsweise fünf Küken geschlüpft, die alle auch noch leben.

So viele Küken gibt es im Kinzigtal

Haslach: zwei Junge geschlüpft, keine Verluste

Hausach-Dorf: fünf Junge geschlüpft, ein Küken gestorben

Hausach-Stadtkirche, Kamin: fünf Junge geschlüpft, eins gestorben

Hausach-Stadtkirche, Ersatznest: drei Junge geschlüpft, eins gestorben

Hausach-Stadtkirche, Speier: drei Junge geschlüpft, keine Verluste

Hausach, Rathaus: zwei Junge geschlüpft, keine Verluste

Steinach: drei Junge geschlüpft, keine Verluste

Fischerbach: drei Junge geschlüpft, keine Verluste