Das Jugendhaus in Schömberg war trotz der Corona-Krise für diverse Aktivitäten geöffnet, berichtete nun Chris Sluiter. Foto: Archiv

Soziales: Chris Sluiter und Mareike Maschke berichten dem Schömberger Gemeinderats-Ausschuss umfangreich

Das Jugendhaus in Schömberg ist nach Jahren der Führungskrise nun wieder in ruhigere Fahrwasser gelangt. Mit Chris Sluiter und Mareike Maschke leitet nun ein dynamisches Duo die Jugendarbeit in der selbst ernannten Glücksgemeinde.

Schömberg. "Es soll quirlig und bunt sein." So lautete einer der Sätze, die Chris Sluiter und Mareike Maschke dem Schömberger Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss (VWA) vor Kurzem Kund taten. Die beiden zeichnen nämlich für die Jugendarbeit im Ort verantwortlich. Und die war in den vergangenen Jahren bekanntlich mit einigen Unwägbarkeiten behaftet. Schlicht glücklos agierte man beim Thema Jugendhaus – und das ausgerechnet in der selbst ernannten Glücksgemeinde.

Ein kurzer Rückblick: Zunächst hatte Bianca Knospe im ersten Akt des Dramas zum Jahresende 2019 gekündigt, das Jugendhaus war folglich von November an dicht. Dann im Januar 2020 neue Hoffnung: Mit Selina Albert war eine neue Leiterin nach Schömberg gekommen. Gleichzeitig holte man auch Maschke als Schulsozialarbeiterin ins Team. Doch noch innerhalb der Probezeit schmiss Albert den Bettel hin – das Jugendhaus war abermals geschlossen, eine Interimslösung mit Maschke musste her. Dann endlich platzte der Knoten und mit Chris Sluiter konnte man einen erfahrenen und auch noch diplomierten Sozialpädagogen nach Schömberg lotsen.

Seit Februar 2021 leitet er also das Jugendhaus und stellte nun seine Arbeit im VWA vor. Während der diversen Lockdowns war die Arbeit im Jugendhaus schwierig, wenn auch soziale Gruppenarbeit erlaubt war. Zudem stellte beispielsweise Maschke ein Bewerbertraining und ein paar Programmpunkte in den Sommerferien, etwa eine Alpaka-Führung, auf die Beine. Man biete mit der offenen Jugendarbeit ein Angebot am Puls der Zeit an, erklärte Sluiter den Ausschussmitgliedern und Bürgermeister Matthias Leyn.

Schon ab neun Jahren

Und das schlägt sich auch in den Besucherzahlen nieder. "Heute Mittag hatten wir 18 Kids da", berichtet Sluiter, der generell erlebt, dass die Schömberger Jugendlichen wenig Scheu haben und recht offen gegenüber dem Jugendhaus sind. Es sei ja aber auch so gedacht, dass die Kinder und Jugendlichen das Haus "in Beschlag nehmen".

Um das Angebot noch breiter zu fächern, hat man nun an der Altersstruktur etwas gefeilt: Kinder und Jugendliche sind jetzt schon ab neun Jahren, also ungefähr der vierten Klasse, im Jugendhaus willkommen. Jugendliche ab 15 Jahren sind dann von Dienstag bis Freitag ab 18 Uhr zugelassen. Aber auch ältere, teils jenseits der Volljährigkeit, würden noch ins Jugendhaus kommen, berichtet Sluiter. Unter anderem auch in Lebensphasen, wo es um Jobsuche oder ähnlichen Themen geht – auch die fänden nach wie vor im Jugendhaus Rat und Hilfe. "Wenn dann mal ein 30-Jähriger mit seiner Bewerbung kommt, dann ist irgendwann Feierabend, den schicken wir woanders hin", scherzt Sluiter.

Doch grundsätzlich sei jeder im Jugendhaus willkommen, im Großen und Ganzen funktioniere das auch gut. Bis jetzt musste man nur ein Hausverbot aussprechen. Man freue sich über das Vertrauen, das die Jugendlichen mit- und dem Jugendhaus-Team entgegenbringen würden, schloss Sluiter seine Ausführungen.

Übrigens: Die aktuell innen laufende Renovierung soll, so jedenfalls der derzeitige Plan, bis Endes des Jahres abgeschlossen sein. Man tüftelt aktuell noch an einem Konzept für die Theke und hat auch da die Jugendlichen aktiv eingebunden.

Maschke klärte das Gremium dann noch über den aktuellen Stand der Schulsozialarbeit an der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) auf. 18 Klassen, aufgeteilt auf zwölf Grundschul- und sechs Werkrealschuklassen, habe sie zu betreuen, berichtet Maschke. Durch Corona war bisher wenig Zeit, um alle Schüler kennenzulernen. Immerhin in allen Klassen vorstellen konnte sich Maschke. Doch ein Grundproblem bleibt: "Die Schüler verbinden jeden an der Schule mit Noten." Es brauche Zeit, dass sich die Schüler an sie gewöhnen und auch lernen, dass die Schulsozialarbeiterin keine Noten, sondern Ratschläge vergibt.

Deshalb hofft Maschke inständig, dass es im Herbst nicht wieder zu Schulschließungen wegen Corona-Fällen kommt. "Danach fange ich jedes Mal von vorne an", klagte sie.

Privatleben geht vor

Vom Gremium gab es anschließend viel Lob für die Arbeit von Sluiter und Maschke. Ulrike Mayrhofer (CDU) stellte fest, dass es an den Wochenenden keine Öffnungszeiten gebe. "Welchen Hintergrund hat das?", fragte sie. Sluiters klare Antwort: sein eigenes Privatleben.

Er sei selbst Familienvater, komme im Normalfall nicht vor 22 Uhr aus dem Jugendhaus raus und brauche daher die Wochenenden. "Da bin ich raus", so Sluiter wörtlich und ergänzte: "Unser Angebot ist keine Rundum-Bespaßung, das Jugendhaus nicht die letzte Bastion. Es gibt hier so viele Vereine und andere Sachen, die man am Wochenende machen kann." Außerdem, antwortete der studierte Sozialpädagoge, als Joachim Zillinger (CDU) weiter nachbohrte, was die Jugendlichen denn dann an den Wochenenden täten, bräuchten diese bei dem ganzen Alltagsstress auch mal "Raum für Langeweile".

Welche Wünsche Maschke und Sluiter denn noch in Richtung Verwaltung oder Gremium hätten, fragte Susanne Ring (MUZ). Von Verwaltungsseite aus seien sie "wunschlos glücklich", die Unterstützung stimme. Einen Appell an die Bevölkerung hatte Sluiter dann noch: "Wir sind keine Jugend-Sheriffs, wir verscheuchen die nicht von irgendwelchen Plätzen. Die Jugendlichen kann man bei Problemen auch aktiv ansprechen und zum Beispiel sagen, ›hey ihr seid zu laut, ändert das bitte‹." Denn, so Sluiter abschließend, "die Erziehung ist Aufgabe eines ganzes Ortes".