Besondere Situationen brauchen besondere Rettungsmittel. Die Bergwacht hat nicht nur das Gerät, sondern auch Kenntnis und Übung im Umgang, um Menschen aus gefährlichen Situationen zu retten. Foto: Bergwacht

Die Einsätze der Bergwacht Rottweil nehmen zu – doch noch immer wissen viele nicht, dass es die Retter im unwegsamen Gelände hier im Neckartal überhaupt gibt.

Vom Gefühl her hat die Zahl der Rettungseinsätze an den Steilhängen entlang des Neckars in den vergangenen Monaten spürbar zugenommen.

 

Für die Bergwacht Rottweil bedeutet das mehr Arbeit – und zugleich die Gelegenheit, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Denn dass es in der ältesten Stadt Baden-Württembergs überhaupt eine Bergwacht gibt, wissen viele nicht.

„Viele Menschen vermuten eine Bergwacht nur in Hoch- oder Mittelgebirgen. Aber auch hier im Landkreis gibt es unwegsames Gelände, in das der reguläre Rettungsdienst nicht kommt“, erklärt Ralf Banholzer, stellvertretender Leiter der Bergwacht Rottweil.

Die Ortsgruppe ist Teil der Bergwacht Württemberg und gehört organisatorisch zum Deutschen Roten Kreuz (DRK). Anders als etwa im Schwarzwald, wo die Bergwacht als Verein organisiert ist, ist sie in Rottweil eng ins DRK eingebunden. 28 Mitglieder engagieren sich derzeit ehrenamtlich, davon 18 als vollausgebildete Höhenretter. Fast jeden Montag treffen sie sich zum Üben – ein wichtiger Baustein für die Koordination und den Ernstfall.

Einsätze vom Waldarbeiterunfall bis zur Höhenrettung

„Wir haben zwischen 20 und 25 Einsätze im Jahr“, berichtet Banholzer. In diesem Jahr seien es allerdings bereits schon rund 30 Einsätze. Die Bandbreite reicht dabei von verunglückten Wanderern und Mountainbikern über Arbeitsunfälle von Forstarbeitern bis hin zu komplizierten Rettungen an Baukränen, Türmen oder Brücken. „Unsere Hauptaufgabe ist die Rettung und Bergung in unwegsamem Gelände – das bedeutet nicht nur Absturzgelände, sondern auch Waldstücke, in die der Rettungswagen gar nicht erst hineinfahren kann.“ Besonders Spektakulär sei in diesem Jahr die Rettung zweier von der Straße abgekommene Quadfahrerinnen bei Schiltach gewesen. Die Zwei Frauen mussten mit dem Helikopter und einer Seilwinde gerettet werden.

Bergretter verfügen über Sanitätsgrundausbildung

Jeder Bergretter verfügt über eine Sanitätsgrundausbildung sowie eine spezialisierte technische Ausbildung für Sommer- und Winterrettung. In früheren Zeiten war die Rottweiler Bergwacht sogar am Skilift im Einsatz.

Drei Fahrzeuge, ein Pilotprojekt mit Drohne

Zur Ausstattung der Bergwacht gehören drei voll ausgestattete Bergrettungsfahrzeuge, stationiert in Rottweil, Gosheim und auf dem Sulgen. „Wir bringen Notfallmedizin ins Gelände – alles, was ein Notarzt für die Erstversorgung braucht, bis hin zu Medikamenten“, so Banholzer.

Neu ist das Drohnenprojekt, das durch Unterstützung der Kreissparkasse möglich wurde. Eine hochmoderne Drohne mit Wärmebildkamera kann große Flächen in kurzer Zeit absuchen, Patienten lokalisieren und sogar per Lautsprecher ansprechen. „Das ist extrem hilfreich, gerade wenn der Standort eines Patienten unklar ist. Wir befinden uns allerdings noch in der Aufbauphase – die Drohnenstaffel ist noch nicht vollständig einsatzbereit“, erklärt Banholzer.

Ehrenamt mit großer Verantwortung

Dass sich Menschen in Rottweil und Umgebung auf eine Bergwacht verlassen können, ist nicht selbstverständlich. „Viele wissen gar nicht, dass es uns hier gibt. Dabei leisten unsere Ehrenamtlichen jedes Jahr unverzichtbare Arbeit für die Sicherheit im Landkreis“, betont Banholzer.