Überfüllte Parkplätze, zugeparkte Wendeplatten und Straßenränder - an Wochenenden mit gutem Wetter droht auf der Schwarzwaldhochstraße nicht selten der Verkehrskollaps. Rettungskräfte wie die Mitglieder der Bergwacht stellt das vor immense Herausforderungen.
Schwarzwaldhochstraße - "Ich stand auch schon mal mit Blaulicht und Martinshorn vorne an der von Ausflüglern zugeparkten Rettungszufahrt und kam nicht weiter", erzählt Samuel Seidel von der Bergwacht. Der 24-Jährige ist Ausbilder für Notfallmedizin und Pressesprecher der Karlsruher Ortsgruppe. Besagte Rettungszufahrt befindet sich bei der Bergrettungswache in Unterstmatt, dort ist die Ortsgruppe Karlsruhe stationiert. Für Seidel und seine Kollegen hieß das: Aussteigen, die Besitzer der Autos ausfindig machen und sie darum bitten, die Rettungszufahrt schnellstmöglich zu räumen. Das habe erfreulich gut geklappt, erinnert sich der 24-Jährige. Wenig später habe man dann ausrücken können.
Gleichgültigkeit oder eine Ellbogenmentalität will Seidel den Falschparkern in diesem Fall jedoch nicht unterstellen. "Den meisten war es sehr unangenehm." Viele hätten einfach nicht gesehen, dass es sich um eine Rettungszufahrt gehandelt habe, sagt Seidel. Das sei noch vor den Umbaumaßnahmen gewesen, zwischenzeitlich habe die Straßenmeisterei Bühl nachgebessert. Mit Erfolg, betont Seidel. Die Rettungszufahrt sei durch die neue Ausschilderung und zusätzliche Betonabgrenzungen besser erkennbar, die Falschparker-Problematik an dieser Stelle deutlich entschärft. Nur noch selten "verirre" sich jemand auf der Suche nach einem Parkplatz auf die Rettungszufahrt. Problematisch sei dagegen nach wie vor die Zufahrt zum Parkplatz. Diese sei des Öfteren durch rangierende Autos blockiert.
Teils chaotische Verkehrssituationen
Auch am vergangenen Wochenende seien die Rettungswege überwiegend frei gewesen, so Seidel. Was nicht heiße, dass Falschparker entlang der B 500 kein Problem sind. Sommer wie Winter komme es an Wochenenden teils zu chaotischen Verkehrssituationen, bestätigt der 24-Jährige.
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Davon kann auch die Polizei ein Liedchen singen. Ein Dauerbrennpunkt ist der Mummelsee, der bei Wander- und Skiunfällen ebenfalls noch in den Zuständigkeitsbereich von Seidel und seinen Kollegen der Karlsruher Ortsgruppe fällt. Allein am vergangenen Wochenende verteilten die Beamten weit über 200 Knöllchen in der neuen Halteverbotszone zwischen dem beliebten Ausflugsziel und der Abzweigung der L 86 Richtung Sasbachwalden. Die Zufahrtsstraße von Bühlertal nach Unterstmatt musste zeitweise gesperrt werden. Über 30 Notrufe seien aufgrund des Verkehrschaoses beim Polizeipräsidium Offenburg eingegangen, es sei zu mehreren Unfällen gekommen, bilanziert ein Sprecher des Präsidiums.
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Die ehrenamtlichen Bergretter der Karlsruher Ortsgruppe hatten am vergangenen Wochenende ebenfalls gut zu tun. Am frühen Samstagnachmittag stürzte bei Unterstmatt ein Ausflügler, wegen starker Schmerzen im Beckenbereich musste das Unfallopfer mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Doch um den Patienten aufnehmen zu können, brauchte der Helikopter erst einmal genügend Platz. Ideal sei eine freie Fläche von 25 auf 25 Metern, sagt Seidel. Im Skihang könne der Hubschrauber nicht landen, das sei zu gefährlich wegen der Skifahrer. Der Parkplatz sei aber komplett belegt gewesen. In solchen Fällen bleibe der Bergwacht nichts anderes übrig, als in Kooperation mit der Polizei die B 500 als Landefläche abzusperren.
Autofahrer bietet spontan Hilfe an
Gereizt habe darauf kaum jemand reagiert, erzählt Seidel. "Ein Autofahrer hat sogar direkt seine Hilfe beim Absperren der Landefläche angeboten, das hat mich positiv überrascht." Auch einige Wintersportler hätten Bergretter und Polizei unterstützt. "Die, die das Handy zücken, waren natürlich auch dabei." Auch wenn ein mahnendes Wort an solche Gaffer sicher angebracht wäre - "im Einsatz haben wir dafür keine Zeit, da liegt die Priorität auf der Versorgung des Patienten".
Am späten Nachmittag dann der zweite Einsatz. Ein Kind stürzte auf der Skipiste, verdrehte sich das Knie. Die Mitglieder der Bergwacht transportierten das Kind vom Skihang zum Parkplatz, von dort ging es mit dem Rettungswagen weiter ins Krankenhaus. Auch wenn es bei Einsätzen wie diesem nicht um Leben oder Tod geht: Die Rettungskette, macht Seidel deutlich - müsse funktionieren. Jeder gestürzte Wanderer, jeder verunglückte Skifahrer habe das Recht, schnellstmöglich Hilfe und medizinische Versorgung zu bekommen. Dazu müssten Rettungszufahrten und -wege frei sein.
Auch im Freudenstädter Teilort Kniebis sind die Falschparker seit Jahren ein Problem. 2019 machte der Ortsvorsteher den Wintersportlern eine unmissverständliche Ansage:
"Man kann an Auto- und Motorradfahrer nur dringend appellieren, Einfahrten und Rettungsgassen frei zu halten", wiederholt Seidel eine Bitte, die die Bergwacht Schwarzwald jüngst in einer Pressemitteilung an die Besucher der Schwarzwaldhochstraße richtete. Der ehrenamtliche Bergetter - der gerade eine Ausbildung zum Notfallsanitäter macht - rät, an Wochenenden in weniger frequentierte Regionen zu fahren. Oder beim nächsten Ausflug auf die Schwarzwaldhochstraße dem öffentlichen Nahverkehr eine Chance zu geben und auf den Bus umzusteigen.
Bus- und Bahnverbindungen gibt es im Internet unter www.nationalpark-schwarzwald.de/de/anreise-kontakt/anreise-mit-dem-oepnv sowie auf www.kvv.de.
Info: Bergrettungswache Unterstmatt
Die Bergrettungswache Unterstmatt ist mit den Mitgliedern der Bergwacht Ortsgruppe Karlsruhe besetzt. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte - mindestens fünf - sind von Freitag- bis Sonntagabend vor Ort und lösen in dieser Zeit die DSV-Skiwacht ab. Die Mitglieder leisten je Halbjahr im Schnitt vier solcher Dienste. Die offiziellen Einsatzzeiten orientieren sich im Winter am Liftbetrieb, bei Bedarf können die Bergretter aber auch nachts zu Einsätzen alarmiert werden.