Jazz-Sängerin Laura Kipp ist an diesem Freitag in St. Georgen zu Gast. Sie singt unter anderem Songs aus ihren neuen Album „Sunset Balcony“. Foto: Yamaly Bayer-Gomez

Als Jazz-Sängerin ist Laura Kipp international unterwegs. Nun gastiert sie im Rahmen des Bergstadtsommers erstmals in St. Georgen. Im Interview spricht sie über ihre Musik, die Inspiration für ihre Songs und ihren anstehenden Auftritt.

Auftritte in Frankreich, Deutschland und sogar Ägypten – die junge Jazz-Sängerin Laura Kipp stand zusammen mit ihrer Band schon auf vielen Bühnen. Nun steht ihr erster Auftritt in St. Georgen bevor. Am Freitag, 8. September, gastiert Laura – unter diesem Namen macht die Sängerin Musik – im Rahmen des Bergstadtsommers in der Alten Güterhalle. Im Interview verrät sie, wie es dazu kam.

Frau Kipp, als Laura treten Sie beim Bergstadtsommer auf. Doch Sie werden nicht alleine auf der Bühne stehen, richtig?

Genau, wir sind ein Quartett. Neben mir als Sängerin besteht das aus unserem Bassisten Jens Loh, unserem Pianisten William Lecomte und unserem Schlagzeuger Eckhard Stromer. Meine Mitmusiker sind für unsere Musik zentral. Eckhard Stromer ist ein toller Drummer, weil er so vielseitig ist und entsprechend ganz verschiedene Stile abdeckt. William Lecomte, unser Pianist, ist ein Arrangement-Genie. Und Jens Loh ist nicht nur unser Bassist, sondern musikalisch auch mein Partner in Crime, mit dem ich die Songs schreibe. Es ist zwar mein Name, der vorne draufsteht, aber wir arbeiten in allen Belangen zusammen.

Zu viert geben Sie regelmäßig Konzerte. Wohin hat Sie Ihre Musikkarriere bislang geführt?

Wir sind eine deutsch-französische Band: Unser Pianist kommt aus Paris, ich lebe seit 2017 in Paris, bin aber auch immer wieder in Deutschland. Unser Bassist kommt aus Filderstadt, unser Schlagzeuger lebt in Stuttgart. Deshalb ist unser Ankerpunkt Süddeutschland – und hier geben wir auch den Großteil unserer Konzerte in Jazz-Clubs und auf Jazz-Festivals. Zudem touren wir, etwa durch Frankreich. Aktuell planen wir auch eine Rumänien-Tour. Und kürzlich waren Jens Loh und ich in Alexandria beim International Summer Festival, um über unsere Kompositionen und unseren besonderen Kompositionsprozess sprechen.

Wie sieht dieser besondere Prozess denn aus?

Bei uns ist zuerst die Musik da. Ich bekomme dann quasi ein Lied geschenkt, darf mich in die Musik einleben und einen Text dafür schreiben. Das ist ein relativ originelles Konzept, das eigentlich mehr zufällig entstanden ist.

Das Ergebnis gibt es am Freitag in St. Georgen zu hören. Ist es Ihr erster Auftritt in der Bergstadt?

Ja, es ist das allererste Mal in St. Georgen. Ich freue mich aber schon sehr, die Stadt kennenzulernen. Ich liebe den Schwarzwald und habe auch schon in der Nähe gespielt – kürzlich etwa im Dom in St. Blasien und immer mal wieder in und um Freiburg.

Hatten Sie vorher schon einmal vom Bergstadtsommer gehört?

Das habe ich – über unseren Schlagzeuger Eckhard Stromer, den Mann von Natascha Stromer, die für den Bergstadtsommer-Verein aktiv ist. Über ihn kam schließlich auch der Kontakt zustande, dieses Jahr in St. Georgen zu spielen.

Was erwartet die Zuhörer in der Alten Güterhalle?

Wir werden Songs aus unserem neuen Album „Sunset Balcony“ spielen, das im Mai erschienen ist, aber auch aus dem Debüt-Album „Quiet Land“, das 2021 in der Corona-Zeit rauskam.

Auf welche Musikrichtung darf man sich einstellen?

Wir sind alle studierte Jazz-Musiker. Das heißt, wir lieben Interaktion auf der Bühne, freie Kommunikation und überraschende Momente. Unsere Musik ist sehr breitgefächert – von ganz ruhigen Balladen bis zu sehr aufbrausenden Songs. Wir sind insgesamt eine Jazz-Band, aber ich selbst komme zum Beispiel aus keiner Jazz-Kenner-Familie. Deswegen spielen Einflüsse aus Pop, Rock, Blues, Chansons und Folk eine große Rolle. Inhaltlich geht es vor allem darum, Geschichten zu erzählen.

Welche Geschichten sind es denn, die hinter den Songs stecken?

Die Inspiration für meine Texte nehme ich aus dem Leben. Und da ich zwischen zwei Ländern lebe, ist da immer viel Stoff vorhanden. „Sunset Balcony“ hat zum Beispiel ein großes Thema: meinen Balkon in Pariser Banlieue, von dem aus ich auf die Stadt schaue. Auf diesem Balkon sind ganz viele Gedanken entstanden – ob das mit Menschen, die mich besuchen, zusammen ist, oder ob ich dort alleine ein bisschen reflektiere. In den vergangenen Jahren bin ich in die Philosophie eingetaucht – und solche Grübeleien werden dann gerne mal zu Songs. Die singe ich einerseits auf Französisch, weil das meine Emotionssprache im Alltag ist, und andererseits auf Englisch, weil das die Jazz-Sprache ist und die Sprache, in der ich singen gelernt habe.

Apropos, singen gelernt: Wie sind Sie zur Musik – gerade auch zum Jazz – gekommen?

Das ist eine ziemliche Zufallsreise, die für mich selbst auch sehr spannend war. Meine Familie hat viel Wert darauf gelegt, dass ich viele Dinge ausprobiere und finde, was mir Spaß macht. Aber auf Musik ist niemand so wirklich gekommen. Dazu kam ich durch Zufall, weil das Gymnasium bei uns zuhause ein musikalisches Gymnasium war, wo man pflichtmäßig im Chor singen musste. Dort hat mich der Musiklehrer entdeckt. Ich war am Anfang ganz skeptisch und auch schüchtern, habe mich aber darauf eingelassen – auch mithilfe einer tollen Mentorin, meiner Lehrerin an der Reutlinger Musikschule, die mich jahrelang begleitet, sehr gefördert und auch gefordert hat. Damals habe ich gleichzeitig Opern- und Populargesang gelernt, wollte aber Populargesang studieren. Das ging nur in Verbindung mit Jazz. Also habe ich Jazz gemacht – eigentlich nur, um an die Hochschule zu kommen. Heute will ich nichts Anderes mehr machen. Ich habe die Musik wirklich lieben gelernt. Und mittlerweile assoziieren mich alle mit Jazz.

Das Konzert

Termin
Laura Kipp gastiert am Freitag, 8. September, ab 20.30 Uhr mit ihrer Band in der Alten Güterhalle in St. Georgen. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt zehn Euro.

Karten
Konzerttickets gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.bergstadtsommer.de. Weitere Infos sind unter der Hotline des Bergstadtsommers, Telefon 07724/8 83 91 66, erhältlich.