„The last night of Bergstadtsommer“ endete in der St. Georgener Lorenzkirche mit großen romantischen Gefühlen. Bürgermeister Michael Rieger freute sich über eineinhalb glückliche Stunden. Er überraschte mit einem wahren Geschenkeregen.
Mit Beifall empfingen die Gäste „ihr“ Orchester und den Dirigenten Karsten Dönneweg, der das Publikum herzlich willkommen hieß, sich über die vollen Säle freute, besonders den Sponsoren und seinem Helferteam von „selbstlosen jungen, schuftenden Menschen“ dankte und von der Schenkung eines Cellisten-Podests mehr als erfreut war.
Die Qualität der Darbietungen war überwältigend, bedenkt man, dass dem ansehnlich großen Schwarzwald Kammerorchester nur einige Stunden Probezeit zur Verfügung standen. Manches ging unter die Haut, und glücklich waren jene, die Bachs „Air“ als Seelengeschenk empfanden. Das neue Arrangement mit dem Cello-Solisten Gen Yokosaka und den Tutti-Cellisten, einschließlich Karsten Dönneweg, erschien wie „Musik aus dem Himmel“.
Das eher selten zu hörende e-Moll-Cellokonzert von Edward Elgar wurde zu einem musikalischen Glanzlicht, das den Zuhörern alle Phasen des Werks nachhallend nahebrachte. Gen Yokosaka spielte auswendig, bot intensiven Ton mit unermüdlichem Finger-Hand-Vibrato, engagierten Saiten- und Langenwechseln bis zum Ende des Griffbretts, begeisterte mit sonorem Klang auf der C-Saite, bot sensible Spannung im Piano mit Pizzicato und überzeugte mit satten Arpeggien und einer Gefühlsskala von sensitiven Empfindungen bis zu erschütternder Dramatik. Schon der Einstieg in den Kopfsatz war beeindruckend: Der melancholisch-wehmütige Schatten war latenter Begleiter. Im zweiten Satz begeisterten die flirrenden Tremolos, im Adagio die elegischen Formeln und die Kantilenen sowie im Finale die wechselnden Stimmungen, die vom Orchester mitgetragen wurden.
Ein weiteres sinfonisches Werk war Antonin Dvoraks Opus 88, das, anders als bei Elgar, nicht von äußerem Geschehen wie Krieg und Krankheit bestimmt war. Mit Dvoraks „Achter“ erwiesen sich Dirigent und Orchester als Einheit, die mit Engagement, Musizierfreude und Lebenslust wirklichkeitsnah böhmisches Naturell und adäquate Lebensart ohne volkstümliche Betonung in abgeklärter Form des Komponisten präsentierte. Dabei konnten die Streicher genauso sprühen wie das Blech voll Eifer glühte oder das innige Holz feinsinnige Harmonie transportierte.
Als Programmauftakt erklang die „Tragische Ouvertüre“ von Johannes Brahms. Ausgezeichnet gelang die Deutung der dramatischen Handlung von Scherzo-Elementen bis Trauermusik.
Der Mann mit dem Taktstock erwies sich in allen Phasen als Kenner der Partituren und gestaltete die Aufführung der Werke mit Elan bei vollem Körpereinsatz.