Eine junge Frau im Gespräch mit dem Weiterbildungsexperten Daniel Mast von der Dekra beim Beratungstag für Frauen in Calw. Foto: Biermayer

Frauen sind eher von Altersarmut betroffen. Warum das so ist und was man dagegen tun kann, wurde bei einem Beratungstag in Calw erläutert.

Calw - In Familien ziehen Frauen oft den Kürzeren, vor allem wenn es um gut bezahlte Arbeit geht. An den Frauen hingegen bleibt das hängen, was als Sorge-Arbeit bezeichnet wird: Kinder erziehen, Haushalt machen, Angehörige pflegen. Und auch wenn die Gleichberechtigung schon weiter ist als vor 20 oder gar 50 Jahren, hat gerade die Pandemie gezeigt, dass traditionelle Rollenbilder in Familien noch lebendig sind. Die Frau kümmert sich um die Kinder, der Mann arbeitet Vollzeit, weil er ohnehin mehr verdient.

Dass es auch anders geht, das wollten die Organisatoren des Beratungstages für Frauen in Calw zeigen. Die Volkshochschule (VHS) Calw, das Landratsamt Calw (LRA) und die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim hatten insgesamt zwölf Aussteller eingeladen. Hier konnten sich Frauen über Fortbildungsmöglichkeiten, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Fördermöglichkeiten oder die Altersvorsorge erkundigen.

Leichter einen Job finden

"Der berufliche Wiedereinstieg ist für Frauen wegen vieler familiärer Pflichten oft schwer", meinte die Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Hayat Allous. Ein Schlüssel seien hier Angebote zur Kinderbetreuung. So würden Frauen bei der Sorge-Arbeit entlastet und könnten leichter einen Job finden. Dass es dafür finanzielle Unterstützung von der Agentur für Arbeit gebe, wüssten viele Betroffene nicht. Auch darüber wolle man an diesem Tag informieren.

Selbst wenn Frauen dann anfingen zu arbeiten, täten sie dies oft in geringfügiger Beschäftigung, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte des LRA, Sarah Tonhauser. Das ziehe langfristige Probleme nach sich. Denn der Mann könnte plötzlich krank oder arbeitslos werden – oder es komme zu einer Scheidung. Dann stünden diese Frauen finanziell schlecht da, auch weil sie durch den Mini-Job wenig in die Rentenversicherung eingezahlt hätten. "Der Mann ist keine Altersvorsorge", meinte Allous dazu.

Das bestätigte auch Jürgen Moster von der Deutschen Rentenversicherung, die ebenfalls einen Stand vor Ort hatte. Pro Jahr 450-Euro-Job kämen auf das gesetzliche Minimum nur 4,75 Euro an monatlicher Rente oben drauf. Bei einem Durchschnittsverdienst sei es schon mehr als das fünffache. Durch einen guten eigenen Verdienst könnten Frauen also finanziellen Problemen im Alter vorbeugen.

Nicht einfach umzusetzen

Die Gefahr der Altersarmut sei vielen Frauen nicht bewusst, so Tonhauser. Damit Frauen aber arbeiten könnten, müsste sich an der Aufteilung der Sorge-Arbeit etwas tun, fügte Allous hinzu. Die Männer müssten sich hier mehr einbringen und gegebenenfalls ihre Arbeitszeit reduzieren. Dies sei – sowohl für Männer als auch für Frauen – aufgrund von Arbeitgebervorgaben oft nicht einfach umzusetzen, gab Tonhauser aber zu. Und auch der unterschiedliche Verdienst spiele hierbei eine Rolle.

Ein weiteres Problem ist die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Viele Frauen mit Migrationshintergrund oder Geflüchtete wollen in ihrem erlernten Beruf arbeiten, dürfen aber nicht. Gerade Pflegerinnen oder Erzieherinnen würden händeringend gesucht, so Michaela Thoma vom Welcome Center der IHK. Allerdings müssten hier auch gewisse Standards erfüllt werden, nicht zuletzt ein ausreichendes Sprachniveau. Wichtig sei aber, diesen Menschen die Angst vor einer Weiterbildung zu nehmen.

Bei den Frauen kamen die Angebote gut an. Sie wolle so schnell wie möglich arbeiten, meinte eine Ukrainerin. Aber in Deutschland sei das alles sehr kompliziert. Deshalb freue sie sich über die Hilfe. Eine junge Frau war froh über die Tipps zur Altersvorsorge. Sie habe da ehrlicherweise nie drüber nachgedacht. Auch Sonia Labeyrie-Schultz von der VHS war zufrieden mit der Veranstaltung. "Es ist notwendig", meinte sie in Bezug auf die Beratungsangebote für Frauen.