Benjamin Henrichs berichtet von Unfassbarem aus einer Parallelwelt. Nach dem Sieg des RB Leipzig im DFB-Pokal wird er im Netz mit rassistischen Nachrichten konfrontiert. Es ist kein Einzelfall.
Morddrohungen, Hass und Hetze: Vermeintliche Fußballfans überziehen Sportler, Funktionäre und Experten mit Beleidigungen und Bedrohungen im Internet. Leipzig-Star Benjamin Henrichs will das nicht länger dulden: Er hat an ihn gerichtete rassistische Nachrichten in den sozialen Netzwerken öffentlich gemacht. Nach dem 2:0 (1:0) im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund machte der deutsche Abwehrspieler eine Auswahl der wüsten Beschimpfungen in einem Video auf seinem TikTok-Kanal sichtbar.
@bennyhenrichs Wir leben in einer gesellschaft wo jeder im netz hass und rassismuss verbreiten kann.. #traurigewahrheit ♬ Emotional Piano for the Soul (Inspirational Background Music) - Fearless Motivation Instrumentals
Die Nachrichten machen fassungslos: „Ich hoffe, deine Familie und du werden vergast“ oder „Hurensohn, hoffe du verletzt dich für immer“, heißt es da. Verletzend wirken auch als Nachricht versendete Emoticons von Affen, die der Fußballer mit ghanaischen Wurzeln veröffentlicht. Innerhalb kurzer Zeit sammelt der Beitrag des Fußballers mehr als 33 000 Herzen, wird zudem tausendfach kommentiert. Viele Fußball-Fans bekennen dabei klar Flagge: „Ich bin Dortmund-Fan! Aber ich würde nie auf die Idee kommen, jemandem so was zu schreiben. Respekt und Verstand fehlen da komplett“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer Anhänger schlägt in eine ähnliche Kerbe. „Beleidigungen gehen nie, vor allem keine rassistischen. Egal bei welchem Verein man spielt.“
Vereine verurteilen die Hetze
Rassismus in den sozialen Netzwerken ist im Fußball immer wieder Thema. Zuletzt hatte der FC Brentford rassistische Beleidigungen gegen seinen Stürmer Ivan Toney öffentlich gemacht und verurteilt. Auch der englische Erstligist Tottenham Hotspur machte ausländerfeindliche Beschimpfungen gegen seinen Stürmer Heung-Min Son sichtbar. Das Problem besteht fast überall: In Deutschland haben erst Anfang des Jahres Beleidigungen gegen Maurides Roque Junior und Oladapo Afolayan vom Zweitligisten FC St. Pauli für Bestürzung gesorgt. Der Verein verurteilte die Hetze in den sozialen Netzwerken scharf.
Hass und Mobbing im Internet
Ein Zeichen gegen Hass und Hetze setzte jüngst der FC Bayern München mit einem eindrücklichen Video. Mit dem Sponsor Deutsche Telekom unterstützt der Rekordmeister die Kampagne: „Gegen Hass im Netz“. Im Zentrum steht ein emotionales Video, in dem Thomas Müller, Leroy Sané und Leon Goretzka Hass-Kommentare aus den sozialen Netzwerken vortragen:
In der Vergangenheit haben Profis wie Toni Kroos und Niklas Süle auf Hass und Mobbing im Internet aufmerksam gemacht. In einem Video berichteten sie von diffamierenden Nachrichten. Mit Ex-Arsenal-Profi Thierry Henry zog sich 2021 ein Mega-Star aus dem Internet zurück und beklagte mit einem Boykott Rassismus und Mobbing. Im selben Jahr gab es sogar einen Social-Media-Boykott im englischen Fußball. Doch nachhaltig war er nicht. Nach dem verlorenen Finale der Engländer bei der Fußball-Europameisterschaft wurden die Spieler Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka wenige Monate später rassistisch verunglimpft, nachdem sie beim Elfmeterschießen nicht getroffen hatten. In der Folge waren einige Nutzer festgenommen und später verurteilt worden.