Gedanken über das Glück machte sich Anselm Grün. Foto: Fritsch

Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Anselm Grün in der Nagolder Stadtkirche. Organisiert wurde die Benefizveranstaltung, deren Erlös für die diesjährige "Vesperkirche to go" bestimmt ist, durch den Seminarkurs Soziales Engagement am Otto-Hahn-Gymnasium.

Nagold - Glücklich zeigte sich Bürgermeister Hagen Breitling nach der Anfangsmusik über die Veranstaltung in der Nagolder Stadtkirche. Er freute sich sichtlich darüber, dass der Vortrag von Pater Anselm Grün zustande kam und betonte dabei das glückliche Händchen für das große Engagement als Voraussetzung für die Durchführung dieses Abends, deren Spendenerlös der "Vesperkirche to go" zugutekommt. "Durch Miteinander und Gemeinschaft leisten alle einen Beitrag für diejenigen, die es schwer haben", sagte Breitling.

Seitens des Seminarkurses Soziales Engagement am Nagolder Otto-Hahn-Gymnasium führten die Schüler Eral, Noah, David und Fabian aus der ersten Kursstufe durch den Vortragsabend. Sie freuten sich auf die Antworten von Pater Anselm Grün zum Thema Glücklichsein.

Anselm Grün steht auf der Kanzel

Auf der Kanzel stehend freute sich Anselm Grün darüber, über Glück reden zu dürfen. Er nannte zunächst mehrere Wörter, die seitens der Griechen und Lateiner für Glück stehen. Er sprach auch darüber, dass die Lateiner glücklich seien, wenn sie etwas Gutes getan haben. Da manche meinen, dass die Bibel kein Wort für das Glücklichsein enthalte, so seine Eingangsworte, zog er die acht Seligpreisungen heran, mit denen Wege mitten im Leid als realistische Wege zum Glücklichsein und zum Gelingen des Lebens aufgezeigt werden. Der Pater erläuterte die Seligpreisungen, erklärte sie beispielhaft und zitierte dabei Gelehrte, Philosophen sowie Theologen, darunter Erasmus von Rotterdam, Platon und Albert Schweitzer.

Mit den Menschen verbunden

Sanftmut macht glücklich, aber auch das Streben nach Gerechtigkeit oder mit sich selbst barmherzig umgehen, also sein Herz zu öffnen und mitzufühlen. "Durch Mitgefühl ist man mit den Menschen verbunden", so einer der Sätze von Grün. Außerdem appellierte er an die Verabschiedung aus Opferrollen, egal ob innerhalb von Familien oder Firmen, vor allem in belastenden Krisen, wie der aktuellen durch Corona. Der Pater sprach auch über andere Wege, die zum Glück führen, beispielsweise sich nicht mit anderen zu vergleichen, sondern derjenige zu sein, der man ist. Laut dem Schriftsteller Franz Kafka bestehe Glück darin, an sich zu glauben, ohne danach zu streben. Mit einem kleinen Ritual, einem Bild vom Glück sowie einem alten kirchlichen Abendgebet schloss Anselm Grün seinen Vortrag.

Bescheidene Kulisse

Aus Sicht von Direktor Ulrich Hamann gehören Persönlichkeitsbildung und Wissen zusammen, weshalb der Seminarkurs Soziales Engagement am OHG für ihn keinen Widerspruch darstelle. Er war sichtlich erfreut darüber, dass der auch aus dem Fernsehen bekannte Pater Anselm Grün vor der bescheidenen Kulisse des Seminarkurses referierte.

Für den Vorstand der Vesperkirche, vertreten durch Veronika Rais-Wehrstein, wäre es Glück gewesen, wenn alle auch in diesem Jahr bei der Vesperkirche an einem Tisch hätten satt werden können. Durch den Vortrag von Anselm Grün bekam der Glücksbegriff jedoch für sie neue Bedeutung, weshalb man an der Vesperkirche "dranbleiben" werde und sie so veranstalte, wie es die Situation zulasse. Sie findet als "Vesperkirche to go" vom 14. bis 19. Februar mit Essensausgabe jeweils ab 11.30 Uhr in der Friedenskirche statt. Zudem finden Vesperkirchengottesdienste am 13. und zum Abschluss am 20. Februar, jeweils um 10 Uhr in der Stadtkirche statt.