Mutter Margot Pflumm (rechts) und ihre Tochter Sybille Steinert wuppen das Luftfahrtmuseum am Rande von Schwenningen gemeinsam. Foto: Schimkat

"Hagel können wir hier überhaupt nicht gebrauchen." Margot Pflumm und ihre Tochter Sybille Steinert erinnern sich mit Schaudern an den großen Hagel im Jahr 2006.

Villingen-Schwenningen - "50 von 90 Fliegern wurden total zerstört, viele davon, die mein verstorbener Mann Manfred selbst restauriert oder auch nachgebaut hatte", zeigt sich die Seniorbesitzerin des Internationalen Luftfahrtmuseums heute noch erschüttert. Sie und ihr Mann seien mit die ersten gewesen, die dem Verein Hagelabwehr Südwest beigetreten waren. Seitdem habe es keine Schäden mehr gegeben, zeigen sich Mutter und Tochter erleichtert.

Ihr Mann hat zahlreiche Flugzeuge wieder aufgebaut

Sie und ihre ihre Tochter wuppen das Museum am Rande von Schwenningen gemeinsam, nachdem beide Ehemänner nach schwerer Krankheit verstorben waren. "Wir haben immer wieder Unterstützung von Familienmitgliedern und erwachsenen Kindern, aber trotzdem haben wir beide noch mehr als genug zu tun", betonen die beiden Damen. Margot Pflumm schleppt mehrere Fotoalben und Bücher an und zeigt zahlreiche Bilder von den Fliegern, die ihr Mann restaurierte, reparierte, wieder aufbaute oder auch nachbaute. "In Luftfahrtmuseen in aller Welt steht so gut wie überall ein Flieger meines Mannes", erklärt sie stolz. 40 Maschinen, davon einige Raritäten, stehen noch im Hangar und auf dem Rasen, Margot Pflumm kennt sie alle, Alter, Herkunft, Innenleben, einfach alles.

Bronco Rockwell – ihr Lieblingsflieger

Während ihre Tochter sich um Besucher, viele kommen aus dem Ausland, kümmert, lädt Margot Pflumm zum Rundgang ein. Auf die Frage nach ihrem Lieblingsflieger antwortet sie sofort: "Die Bronco Rockwell". Sie wurde auch vom Hagel zerstört. Trotzdem baute ihr Mann sie sechs Jahre lang wieder auf und verkaufte sie dann nach Belgien, erzählt sie. Und welche Maschine, die hier noch steht, kommt dann? "Die Antonov AN 2, wir hatten zwei, eine steht noch hier", erklärt sie, und ab geht es in Richtung Antonov, ein imposanter Vogel, der einmal direkt aus Warschau kam und hier einschwebte, wo er jetzt als Blickfang sein Gnadenbrot verdient. Blauer Doppeldecker, der größte einmotorige Flieger, auch Traktor der Lüfte genannt, steht da. "Darf ich mal hinein?" Klar doch, meint sie, und auf geht’s in die spartanische eingerichtete Antonov, einfache Sitze, sonst nichts, aber im Cockpit beeindruckende Instrumente und Schalthebel ohne Ende.

Die Geschichte mit Gorbatschow

Eine Fokker aus dem Ersten Weltkrieg, mehrere Seahwks, ein Nasenbär (ehemaliger Bomber) und zwei MIGs, davor ein riesiges Aufklärungsflugzeug unter dessen Tragfläche ein Tisch mit sechs Stühlen steht. "Wie das?". Das sei der einzige schattige Platz auf der Wiese, meint sie trocken. Mit Blick auf die MIGs erzählt Margot Pflumm, dass sie heimlich, als ihr Mann noch lebte, einen Brief an Michail Gorbatschow geschrieben hatte. "Ich habe sein Buch Perestroika gelobt und ihn gefragt, ob er ein Flugzeug für uns habe", erzählt sie weiter. Dann habe er ihr die MIG geschickt. "Ist nicht wahr". "Doch", betont sie. Auf die dumme Frage "mit DHL?" lacht sie und meint: "Fast, aber sie war gut verpackt."

Fliegender Schlafwagen

Das sind Erlebnisse, die man nie vergisst, und Margot Pflumm hat bei dem Gang durch den Hangar, wo viele Raritäten stehen, noch sehr viel zu erzählen. Wieder im Büro angekommen, zeigt sie Bilder von einer L 73, die bei Albatros in Berlin 1926 entwickelt wurde. Es war ein Flugzeug mit Klappsitzen und Kabinenheizung, der fliegende Schlafwagen genannt, der von Berlin nach Malmö und von Berlin nach Wien eingesetzt wurde. Dieses Flugzeug habe ihr Mann nachgebaut, es habe den Hagel nicht überlebt, bedauert sie.

Benefiz-Fest am 7. Mai

Margot Pflumm freut sich auf das Benefiz-Fest, das zugunsten der Hagelabwehr Südwest am Samstag, 7. Mai, nur ein paar Meter weiter im Hangar des Fliegervereins veranstaltet wird. Der Fliegerverein, die Band The Soulmachine, die Fürstenberg-Fallschirmspringer sorgen dafür, dass das Fest gelingt, Medienpartner ist der Schwarzwälder Bote. Ob sie kommt? "Ich habe es vor", sagt sie.