Auf einem Ausflugsboot mit 50 Jugendlichen an Bord gibt es unterschiedliche Reaktionen auf ein Missgeschick. Ein weiterer Teil unserer Serie „Lauschangriff“, in der wir Gespräche von Fremden aufschnappen.
Es gibt Momente, in denen kann man gut nachvollziehen, warum manche Leute klaustrophobisch werden. Unser Kammerspiel trägt sich auf einem Ausflugsboot im französischen Straßburg zu. Das Boot ist rundum verglast, doch ohne Fenster, die zu öffnen wären. Wir schippern schamlos touristisch durch die Kanäle, zusammen mit 50 deutschen Schülern auf Klassenfahrt und einigen Familien. Das Boot passiert den malerischen Stadtteil Petite France, wo die Schüler erfahren, dass dieser nach der Geschlechtskrankheit Syphilis benannt ist, als plötzlich zwei Reihen vor uns ein kleiner Tumult entsteht. Eine Mutter springt mit einem Kind an der Hand auf, das pubertäre Gekicher über die Syphilis verstummt, zwei Jugendliche kreischen. Ohne zu sehen, was los ist, entsteht schnell ein olfaktorisch eindeutiger Eindruck: Ein Jugendlicher hat sich auf seinem Platz übergeben.