Die invasive Drüsenameise macht zahlreichen Gemeinden im Ortenaukreis – hier eine Bekämpfungsmaßnahme in Kehl – zu schaffen. Im Frühjahr soll auch in Ettenheim gegen die Insektenart vorgegangen werden. Foto: von Ditfurth

In der Barockstadt wurde eine Kolonie der „Tapinoma magnum“ entdeckt. Die Stadt plant bereits „intensive Maßnahmen“.

Sie zerfressen Stromkabel, legen Internetverbindungen lahm und dringen in Häuser ein: Die nordafrikanische Drüsenameise (Tapinoma magnum) hat sich in den vergangenen Jahren explosionsartig in Deutschland ausgebreitet. Allein in Baden-Württemberg hat sich die invasive Insektenart in rund 50 Gemeinden angesiedelt – viele davon im Ortenaukreis. So musste die Stadt Kehl bereits einen Spielplatz absperren, da die unterirdischen Kanäle die dortigen Pflastersteine anhoben. Nun scheint die Ameisenart auch in Ettenheim angekommen zu sein.

 

„Bisher lagen insgesamt vier Verdachtsmeldungen auf das Vorkommen der betreffenden Ameisenart vor“, erklärt Kevin Voll vom Ettenheimer Ordnungsamt auf Nachfrage unserer Redaktion. Diese wurden zur Untersuchung an das Naturkundemuseum Stuttgart geschickt. Das Ergebnis: „Auf einem Privatgrundstück in der Otto-Stoelcker-Straße gefangene Proben wurden eindeutig der invasiven Art zugeordnet. Es konnte nun erstmals eine Kolonie zweifelsfrei nachgewiesen werden.“

Stadt setzt bei der Bekämpfung künftig auf heißen Wasserdampf

Auf dem befallenen Grundstück soll nun eine beauftragte Firma die Schädlinge bekämpfen – auf Kosten des Eigentümers. „Eine Übernahme durch die Stadtverwaltung für Maßnahmen auf Privatgrundstücken ist ausgeschlossen“, erklärt Voll weiter. Wie tief Grundstücksbesitzer in die Tasche greifen müssen, wenn eine Spezialfirma für die Bekämpfung anrückt, könne das Ordnungsamt nicht genau sagen. Es sei jedoch ein Preis, den es sich lohne würde, zu zahlen: „Eine Bekämpfung der Art ist besonders wichtig, da sich diese Ameisen sehr schnell vermehren und dadurch heimische Arten verdrängen können. Zudem verursachen sie sowohl ökologische als auch häusliche Probleme“, betont Voll.

Aus diesem Grund stehe die Stadt bereits seit geraumer Zeit im Austausch mit anderen betroffenen Kommunen, um bestmöglich auf eine Bekämpfung vorbereitet zu sein. „Im öffentlichen Raum ist der Einsatz von heißem Wasserdampf vorgesehen, der in den Boden eingebracht wird, um die Ameisenkolonien zu bekämpfen. Alternativ stehen weitere erfolgversprechende Methoden – wie der Einsatz von Kieselgur oder Nematoden – zur Verfügung“, gibt Voll einen Einblick. Diese „gezielten und intensiven“ Maßnahmen sollen jedoch erst im Frühjahr vorgenommen werden. „Die Ameisen sind im Winter zwar nicht vollständig inaktiv, ziehen sich jedoch in tiefere Bodenschichten zurück. Dies erschwert eine Bekämpfung erheblich“, begründet er.

Bürger werden gebeten, Verdachtsfälle zu melden

Sollten Bürger den Verdacht haben, ihr Zuhause sei von der Drüsenameise befallen, bittet Voll: „Aussagekräftige Fotos an das Ordnungsamt senden. Die Mitarbeiter prüfen den Verdacht vor Ort und stimmen das weitere Vorgehen mit dem Naturkundemuseum ab.“

Zudem rät die Stadt davon ab, die Bekämpfung in die eigene Hand zu nehmen. „Besonders bei großen Kolonien sind Insektizide kaum wirksam und können Gesundheit, Umwelt und andere Insekten erheblich schädigen. Eine Bekämpfung sollte ausschließlich durch Fachfirmen erfolgen“, heißt es. Verdachtsfälle können beim Ordnungsamt per E-Mail an ordnungsamt@ettenheim.de oder unter Telefon 07822/ 43 21 11 gemeldet werden. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.naturkundemuseum-bw.de.

Merkmale der Art

Laut Mitteilung der Stadt Ettenheim ist die „Tapinoma magnum“ an folgenden Merkmalen zu erkennen:

Verhalten:
Die Ameisen treten in großer Zahl auf, Nester erstrecken sich oft über weite Flächen. Bei Störung strömen Arbeiterinnen sehr schnell und zahlreich an die Oberfläche. Auffällig ist der starke Auswurf von Erdreich um die Nesteingänge. Im Sommer bilden sie breite, mehrspurige Ameisenstraßen.

Farbe und Größe:
Die Tiere sind vollständig schwarz, ohne braune oder rote Färbung. Arbeiterinnen sind zwei bis fünf Millimeter groß und variieren stark in der Größe; die größten Tiere sind etwa doppelt so groß wie die kleinsten.

Körperbau:
Das Verbindungsglied zwischen Vorder- und Hinterleib (der sogenannte Knoten) ist flach und vom Hinterleib verdeckt – im Gegensatz zu anderen Ameisenarten, bei denen dieser deutlich sichtbar ist.

Geruch:
Zerreibt man einzelne Tiere zwischen den Fingern, entsteht ein deutlich wahrnehmbarer, ranzig-chemischer Geruch. Dieses Merkmal gilt als sehr charakteristisch für Tapinoma-Arten.