Die bereit gelegten Bastelscheren waren eher etwas für die Kindergarten-Kinder, weshalb OB Großmann die Pflicht beim Durchschneiden des offiziellen Bandes gerne den kleinen Ehrengästen überließ. Foto: Kunert

Eigentlich ist der Betrieb des Waldkindergartens in Nagold-Hochdorf schon Anfang dieses Monats gestartet. Aber es braucht auch einen offiziellen Festakt zur Eröffnung. Feierliche Reden. Luftballons. Und strahlende Kinder.

Nagold-Hochdorf - Jetzt war es also endlich soweit. Ein dickes Band verhinderte symbolisch den Zugang zum weitläufig und – in einem alten Steinbruch gelegenen – ungewöhnlich geschützten Bereichs des eigentlichen Waldkita-Geländes. Vor dem mussten Eltern, Kita-Kinder, Geschwister, Omas und Opas, ein paar Mitarbeiter der Stadt und auch Ehrengäste – Hochdorfs Ortsvorsteher Bruno Schmid und Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann – warten, bis der "offizielle Teil" eines solchen Festakts erledigt war.

Nur kurze Festreden

Aber der OB und sein Hochdorfer Ortsvorsteher fassten sich wohl im Angesicht der aufgeregten kleinen Ehrengäste ungewöhnlich kurz in ihren Festreden. Auch wenn es Kita-Eröffnungs-Profi OB Großmann dennoch gelang, wirklich alle auch relevanten politischen Aspekte in seinem kleinen Vortrag unterzubringen. Er habe fast ein "schlechtes Gewissen", gestand etwa der Schultes, denn es sei "allerhöchste Zeit" gewesen für Nagold, endlich auch einen eigenen Waldkindergarten im Angebotsportfolio für die Kinderbetreuung in der Stadt vorhalten zu können.

Man habe das aber auch jahrelang solide vorbereitet, und die "günstige Gelegenheit" für den ersten passenden Standort in Hochdorf – übrigens in Nähe der Sport- und Tennisplätze – sofort auch genutzt. Er sei "allen Beteiligten sehr dankbar", dass der Stadt der Kauf des ungewöhnlichen Grundstücks ermöglicht wurde. Und dass auch anschließend alle beteiligten Genehmigungsbehörden in so hervorragender Weise bei der Realisation des Waldkindergartens Hochdorf mitgewirkt hätten.

Ehemaliger Steinbruch

Der Waldkindergarten Hochdorf liegt inmitten eines ehemaligen Steinbruchs, den die Hochdorfer in früheren Jahrhunderten genutzt haben. Das Gelände ist geschützt wie das Innere eines kleinen "Vulkankraters", auf drei Seiten schirmt es ein hoher Wall gegen alle äußeren Einflüsse ab. Der allerdings musste die letzten Wochen erst einmal freigeschnitten werden, damit künftig noch mehr Licht in die kleine Kita-Oase fallen kann. Denn der gesamte Waldkindergarten soll komplett autark werden und mit Sonnenkollektoren auch seinen eigenen Strom erzeugen. Im Moment übernimmt die Aufgabe noch ein Stromaggregat.

Auch fehlt noch ein zweites, künftiges Schutzdach auf der Erlebnisfläche vor der eigentlichen Schutzhütte, das man unbedingt als zusätzliche Kollektoren-Fläche für die Eigenstrom-Erzeugung noch brauchen wird. Der schützende Wall mit seinen Bäumen rund um die Waldkita war übrigens auch ein Grund, warum es mit der Inbetriebnahme ein bisschen länger als ursprünglich gedacht, gedauert hat: 40 Nistkästen für Vögel in diesen Bäumen waren die letzten Wochen noch eifrig belegt, vor allem mit Meisen. Erst als der Nachwuchs dieser Kita-Nachbarn flügge war, konnten die Nistkästen umgehangen werden. Das musste man tun, damit man den Wall freischneiden konnte und nun sehr viel mehr Sonnenlicht auf den Waldkindergarten und seine künftigen Sonnenkollektoren fallen kann.

Wetterfeste Grundausstattung

Der Zauber funktioniert irgendwie. Seit die ersten acht Kinder die Waldkita Hochdorf besuchen, scheint die Sonne ohne Unterlass. Auch wenn es morgens, wie Kita-Leiterin Bettina Bürkle erzählt, "doch sehr empfindlich" kalt sei. Aber – die kleinen Helden haben eine wetterfeste Grundausstattung. Und die Schutzhütte ist natürlich beheizt. Allerdings: "nur" bis Windstärke sechs gilt der Wald offiziell auch als sicher. Für stürmischere oder auch mal andere kritische Wetterlagen können die Kinder der Waldkita Hochdorf zur Not immer in die (nicht weit entfernte) Daxburghalle ausweichen. Aber wenn das mit dem schönen Wetter so weiter geht – wer will das schon?

Auch der Oberbürgermeister ist überzeugt, wie er in seiner Festrede noch sagte, dass der Waldkindergarten Hochdorf "sehr erfolgreich" sein wird. Der Start mit der ersten Gruppe sei gut gelungen; insgesamt ist die Waldkita mit Leiterin Bettina Bürkle und der zusätzlichen Fachkraft Sabine Klein auf eine Gruppenstärke von 20 Kindern ausgelegt. Und OB Großmann gab seiner Hoffnung Ausdruck, bald auch noch eine zweite Gruppe im Waldkindergarten Hochdorf etablieren zu können. Übrigens: Was den geplanten zweiten Waldkindergarten in Nagold – diesmal im Rötenbachtal beim Rötenbad – angeht, so teilte der Schultes anlassgemäß mit: der "steht vor der Tür". Doch bei der konkreten Zeitplanung wurde es dann doch wieder wage: Man hoffe bis zum kommenden Herbst auch diese Einrichtung in Betrieb nehmen zu können.

Weitere Pläne

Allerdings: bis dahin seien auch im Bereich der Kinderbetreuung noch die Kita-Erweiterung in Emmingen, die neue Kita in Vollmaringen und "eine provisorische Kita im Hasenbrunnen" - auf Basis von Container-Gebäuden – zusätzlich in der konkreten Planung und Umsetzung. Die Stadt rechne sobald nicht mit einem Abbrechen des Kinder-Booms in Nagold. Ganz im Gegenteil – und das waren dann die einzigen ernsten Töne an diesem Nachmittag beim Festakt zur Eröffnung der Waldkita in Hochdorf: "Durch die Tragödie in der Ukraine" rechne auch die Stadt Nagold aktuell damit, weitere Kinder zur Betreuung anvertraut zu bekommen. Das werde "eine schwierige Aufgabe", so Großmann. Aber er habe die Hoffnung, "dass wir auch das hinbekommen!"