Der Lahrer Frühlingsempfang hob auf die Stärken der Stadt ab – und die Vielfalt ihrer Gemeinschaft.
Zum vierten Mal hatte die Lahrer Stadtverwaltung um Rathauschef Markus Ibert zum Frühlingsempfang ins Parktheater geladen. Unter dem Motto „Wir sind Lahr“ kamen am Sonntagvormittag bekannte und weniger bekannte Akteure zu Wort, die die Besonderheiten des städtischen Miteinanders abbildeten. Dazu gab’s für die knapp 700 Besucher im voll besetzten Saal Musik, Unterhaltung – und wieder einmal mehr als versprochen.
Das Zeitmanagement: Fast schon traditionell sprengte die Matinee den gesteckten Rahmen. „Zwei Stunden plus X“ waren angekündigt – am Ende wurden aus dem „X“ exakt 45 Minuten. Im Publikum, war auf dem Weg zu Getränken und Häppchen im Foyer zu vernehmen, war aber keineswegs Langeweile aufgekommen. Das Programm, das in den vergangenen Wochen große Kapazitäten im Rathaus gebunden hatte, traf offenbar den Nerv der Lahrer und ihrer Gäste.
Das Bühnenpersonal: Profi-Moderatorin Larissa Bothor führte gewohnt gekonnt und sympathisch durch die zweidreiviertel Stunden, während der Schweizer Comedy-Import „Babette“ für Lacher und reichlich Bewegung im Publikum sorgte. Die Lahrer Musikschule, die dieses Jahr 60 wird, und deren Barock-Ensemble, das für den Jugendorchesterpreis nominiert ist, bildete derweil ein wiederkehrendes, höchst niveauvolles Kulturelement; die Verantwortliche: Annabelle Cavalli. Für die Regie und Gesamtleitung des Frühlingsempfangs zeichnete Christopher Kern verantwortlich.
Die Botschaften: Das Motto „Wir sind Lahr“ wurde auf vielfältige Weise abgebildet. Zwei Quereinsteiger warben gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister Guido Schöneboom für die Stadt Lahr als Arbeitgeber – mit besonderem Fokus auf den Kita-Bereich. Ein filmischer Rückblick auf den einst weltweit führenden Plattenspieler-Hersteller EMT/Thorens beschwor die Innovationskraft der Stadt. Die soziale Komponente bildete Andreas Böning, der mit seinem Verein Kinderrechte Afrika seit 30 Jahren von Lahr aus wirkt. Ein Überblick über die Städtepartnerschaften Lahrs demonstrierte Weltzugewandheit, ein Ritt durch die internationalen Lebensmittelmärkte der Stadt den Reichtum der Kulturen. Zum 150. Geburtstag des Stadtparks hoben Baubürgermeister Tilman Petters und der Leiter der Abteilung Grün und Umwelt, Fabian Roßmanith, die Bedeutung der grünen Lunge Lahrs hervor. Besonders eindrücklich: eine Theatereinlage der drei Lahrer Gymnasien, die einen kritischen Blick auf die Debattenkultur und einen „zunehmend verrohenden Umgangston“ warf. „Wir müssen reden“, lautete der Appell an den Saal.
Die OB-Rede: Mit der Amtskette um den Hals rief der omnipräsente Markus Ibert die Lahrer dazu auf ihre „Bubble“ – Neudeutsch für Filterblase –, in der sich alle befänden, zu erweitern. So sei es etwa nicht zielführend, das Bundestagswahlergebnis in der Stadt einer Bevölkerungsgruppe zuzuschreiben. Stattdessen sollten die Menschen aufeinander zugehen, den Dialog suchen. Ibert betonte, dass er „keinen Anlass sehe“, negativ in die Zukunft zu blicken. Schließlich habe die Verwaltung gemeinsam mit dem Gemeinderat ein 75-Millionen-Euro-Paket geschnürt, das die Stadt in den kommenden vier Jahren „weiter voranbringen“ werde. Unmittelbar dazu bei trügen die Lahrer Unternehmer, die auf der Bühne zwar nicht vertreten waren, denen der OB aber eine große Mitverantwortung für den Wohlstand der Stadt attestierte. Ibert machte deutlich, dass er sich seine optimistsiche Grundhaltung von Kritikern nicht nehmen lassen werde, denn: „Wir sind Lahr – lassen wir uns nicht kleinreden!“
Das Dialog-Versprechen: Bei seiner Rede betonte Ibert, dass das städtische Credo „Lahr im Dialog“ nicht nur eine Floskel, sondern „unsere Haltung“ sei. Diese gelte es in der Markstraße ebenso wie in den Ortsteilen und Quartieren zu leben. Auch seine beiden Beigeordneten gaben der Bedeutung des Miteinanders Nachdruck. Während Tilman Petters darauf abhob, dass die Stadt die nötige Infrastruktur für Treffen und Kommunikation der Lahrer zur Verfügung stelle, sprach sich Guido Schöneboom „weiterhin für eine Begegnung auf Augenhöhe mit den Bürgern“ aus. Das freilich gehe nur gemeinsam mit den Mitarbeitern der Verwaltung als Teil der Stadtgesellschaft. „Dafür an dieser Stelle: Dankeschön an die Kolleginnen und Kollegen!“
Wenige Interesse im Netz
Für alle, die nicht persönlich im Parktheater dabei sein konnten, wurde der Frühlingsempfang auf dem Youtube-Kanal der Stadt Lahr übertragen. Allzu groß war das Interesse indes nicht: Am Ende des Livestreams waren keine 50 Zuschauer live dabei. Dazu gab es acht virtuelle Daumen nach oben. Die Veranstaltung kann im Internet weiterhin in voller Länge angeschaut werden. Dazu bei Youtube einfach nach „Frühlingsempfang Stadt Lahr“ suchen.