Vor den Fliegen ist Laufen angesagt: Mit einer "Eskorte" versucht der Flugschüler abzuheben. Foto: Weist

Manchmal sieht man sie am strahlend blauen Himmel schweben – Drachenflieger. Sie leben in drei Dimensionen und ihr Sport hat viel mit Leidenschaft zu tun. Einer von ihnen ist Rafael Burri. Und er will andere mit seiner Leidenschaft anstecken. 

Dunningen/Bösingen - Burri ist unter Drachenfliegern eine Größe, seit kurzem ist er Internationaler Deutscher Meister im Drachenfliegen in der Starrflügelklasse, ein bisschen die Formel 1 unter den Flugdrachen. Er fliegt schon seit 27 Jahren im Bösinger Drachenfliegerverein, liebt es sanft dahin zugleiten. Der Dunninger spricht von der "Euphorie in großer Höhe".

Eigentlich sei er nicht der Wettkampftyp, sagt der 50-Jährige, und doch setzte er sich gegen hochklassige Gegner durch, unter ihnen Mitglieder des deutschen und des österreichischen Nationalkaders.

"Man lernt viel bei so einem hochkarätig besetzten Wettbewerb"

Zu so einem Wettbewerb gehören neben der absoluten Beherrschung des Fluggeräts auch eine gute Portion Taktik, wie Burri erläutert. Und wie sah seine aus? "Wer hoch fliegt, bleibt lange in der Luft", beschreibt es Burri selbst. Während einige Konkurrenten ordentlich Tempo vorlegten, aber vor der Ziellinie zu Boden mussten, ließ es der Dunninger langsam angehen und kam an allen drei Wettkampftagen ins Ziel. Das reichte für den Gesamtsieg. "Man lernt viel bei so einem hochkarätig besetzten Wettbewerb", sagt Burri. Der gegenseitige Austausch bringe jeden Piloten weiter.

Der Bösinger Verein hatte die Meisterschaft ausgerichtet. Ein "normaler" Wettkampf wurde zur Deutschen Meisterschaft, weil der ursprüngliche Veranstalter coronabedingt absagen musste.

Burri fliegt gern hoch und weit. Auf längeren Flügen über 120 bis 150 Kilometer in bis zu 3000 Metern Höhe hängt er bis zu sieben Stunden am Drachen. So ein Flug stellt durch die dünne Luft und die herrschende Kälte hohe Anforderungen an den Körper.

Die Norddeutsche Tiefebene ist für ihn als Drachenflieger ebenso reizvoll wie der Schwarzwald. "Jede Landschaft hat ihren besonderen Reiz", zeigt sich Burri überzeugt.

Gelegenheit das Drachenfliegen kennenzulernen

Deshalb will er, dass noch mehr Menschen die Gelegenheit bekommen, in die Luft zu gehen. Denn Burri ist auch Fluglehrer. Nach mehreren Jahren als Fluglehrer-Assistent ist er den letzten Schritt gegangen. Um Gelegenheit zu geben, das Drachenfliegen kennenzulernen, bietet die Drachenflugschule Spaichingen mit Flugschulleiter Bernd Weist einen Schnupperkurs am Samstag, 30., und Sonntag, 31. Oktober, an. Treffpunkt für Interessierte ist um 8.30 Uhr an der Fliegerhalle in der Primstraße 26 in Spaichingen.

Die Teilnehmer sollten mindestens 14 Jahren alt sein und in diesem Alter eine Einverständniserklärung der Eltern mitbringen. Sie sollten wenigstens 1,60 Meter groß sein und mindestens 50 Kilogramm wiegen. Selbst regelrechte Leichtgewichte können Drachenfliegen, denn: Während viele Männer den Drachen mit viel Athletik lenken, haben Frauen oft die bessere Technik.

Wer sich in diesen beiden Tagen von der Leidenschaft anstecken lässt, kann vom 1. bis 7. November gleich einen Grundkurs dranhängen. Unterrichtet werden Theorie und Praxis, denn einfach losfliegen geht nicht. Ein Drachenflieger muss sich auch im Luftrecht, in der Aerodynamik oder in der Wetterkunde auskennen. In der Ausbildung wird sogar ein Flugsimulator eingesetzt. Der Flugschüler wird in ein Geschirr gehängt und trägt eine VR-Brille. Das ist fast wie richtiges Fliegen, ohne dass man abstürzen kann.

Die Fluglehrer tragen eine Riesenlast, denn sie sind für ihre Schüler verantwortlich, damit ihnen nichts passiert. Und das heißt eben auch, bei den ersten Versuchen in die Luft zu kommen, neben Schüler und Drachen herzurennen. "Wenn alles gut läuft an den beiden Schnupper-Tagen, bekommt der Schüler sogar die Füße vom Boden", verspricht Burri.

Im Grundkurs ist der Unterricht breiter aufgestellt, aber auch in so einem Kompaktkurs geht es nicht über die "Basics" hinaus. Es sei ein bisschen wie beim Autofahren, selbst wer den Führerschein bestanden habe, brauche noch viel Erfahrung, um schwerelos und ohne Motorengeräusch über die Landschaft zu gleiten.