Ein Großteil der für "Rulantica" benötigten Energie wird mit Gas erzeugt. Der Sommerbetrieb ist dennoch sicher. Foto: Europa-Park

Kommt es tatsächlich zu einem Gas-Lieferstopp, wäre – Stand heute – der Winterbetrieb der Wasserwelt Rulantica gefährdet. Immerhin: Der Sommerbetrieb und auch die Unterhaltung von Technik und Gebäude sind sicher, sagt der Europa-Park.

Rust - Sollte in Deutschland das Gas knapp werden, wird die Bundesnetzagentur entscheiden, wer beliefert wird. Priorität haben dann "geschützte Kunden". Zu diesen zählen private Haushalte und kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder Schulen. Möglich also, dass diverse Firmen kein oder nur erheblich weniger Gas bekommen werden. Doch nicht jeder Betrieb kann, wenn er einmal auf null heruntergefahren ist, ohne Weiteres wieder hochgefahren werden. Mancherorts drohen sogar irreversible Schäden. Das gilt auch für den Wasserpark Rulantica.

Er braucht technische Minimalvoraussetzungen, um bauliche und technische Schäden zu vermeiden, wie Direktor Michael Kreft von Byern im Gespräch mit der LZ erläutert. Vor der Aufrechterhaltung des Badbetriebs müsse "vor allem die Erhaltung des Gebäudes sichergestellt sein". Dazu zählten zum einen die Leitungen, die beständig desinfiziert werden müssten. Zum anderen ist der Fokus in Rust auf das Dach gerichtet. Dieses liegt auf fünf gewaltigen, strahlenförmig montierten Holzbindern auf. Jeder einzelne davon ist etwa 100 Meter lang und wiegt etwa 100 Tonnen. Damit sie keinen Schaden nehmen, brauchen sie im Idealfall eine konstante Luftfeuchtigkeit von mehr als 40 Prozent und auch eine bestimmte Raumtemperatur um die 30 Grad. Auch dann, wenn keine Badegäste da sind, auch dann wenn die Wasserwelt schließen müsste.

Im Sommer gibt es keine Probleme

Rulantica ist auf Gas angewiesen: Die größte Grundlast an Wärme und Strom tragen zwei Blockheizkraftwerke – die mit Gas betrieben werden. Diese versorgen mit 15,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr nicht nur die Wasserwelt, sondern auch das benachbarte Hotel Kronasar. Auch um Verbrauchsspitzen aufzufangen, ist Gas nötig. Ein eventueller, unmittelbarer Gasstopp würde die Wasserwelt also hart treffen. Deshalb bereite man sich darauf vor, zumindest die Erhaltung des Gebäudes sicherzustellen und einen Notbetrieb organisieren zu können, so Kreft von Byern.

Für Rulantica bedeutet das vor allem, die Energieversorgung breiter aufzustellen. Mit 3000 Solarmodulen produziert die Photovoltaikanlage der Wasserwelt bereits rund 1,1 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. "Sollte es zum befürchteten Gasstopp kommen, wären die technischen Minimalvoraussetzungen für die Wasserwelt weiter gegeben. Wir wären sogar in der Lage, den Sommerbetrieb aufrechtzuerhalten", erklärt der Wasserpark-Chef.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber wohl: Im Winter könnte es eng werden. "Panik und Weltuntergangsstimmung" in dieser Situation und gerade im Hinblick auf den Winterbetrieb seien aber unangebracht, erklärt Kreft von Byern. "Was tatsächlich kommt, kann keiner mit Bestimmtheit sagen", betont er. Niemand könne vorhersehen, ob es tatsächlich zum Gas-Lieferstopp komme und was die Folgen wären: "Wir werden tun, was wir immer tun: uns der Aufgabe stellen und sie mutig und sorgsam abarbeiten. Dazu haben wir die Möglichkeiten. Bei sorgsamer Abwägung wird sich uns dann der richtige Weg erschließen." Und noch eines ist ihm wichtig: "Die Technik ist das eine. Es ist aber genauso wichtig, sich um die Mitarbeiter zu kümmern. Ihnen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit."

Alarmstufe drei

Aktuell sind Deutschlands Gasspeicher zu mehr als 60 Prozent gefüllt – eigentlich ein guter Wert, weit über dem des Vorjahres. Doch sollte Russland die Lieferungen drosseln oder gar einstellen, kann es sein, dass das Ziel, die Gasspeicher in Deutschland bis November zu 90 Prozent zu füllen, nicht erreicht wird. Sollte dieser Notfall eintreten, kann die Bundesnetzagentur die Gasverteilung regeln und entscheiden, wer beliefert wird – und wer nicht. Ob Schwimmbäder zu den geschützten Kunden zählen werden, ist laut der Europäische Wasserpark-Vereinigung noch unklar.