Nach drei Jahren mit Pandemie-Einschränkungen hat die Vesperkirche dieses Jahr wieder ganz normal geöffnet. Foto: Felix Biermayer

Bei 500 Essen pro Tag können sich unterschiedlichste Menschen in der Calwer Stadtkirche begegnen. Rund 250 Helfer machen die Verwandlung des Gebäudes zum Gasthaus möglich.

Es war am Donnerstag überall zu spüren, wie froh die Menschen sind, dass wieder Normalität eingekehrt ist. Als die Pandemie vor drei Jahren losging, musste die Vesperkirche vom einen auf den anderen Tag ihre Türen schließen.

Über die Pandemie hatten sich die Organisatoren einiges einfallen lassen, um den Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten. Da wurde das Essen mit ausreichend Abstand an Hütten ausgegeben oder den Menschen direkt nach Hause gebracht. Im vergangenen Jahr durfte die Kirche zumindest mit der halben Kapazität wieder genutzt werden.

In diesem Jahr – es ist die siebte Auflage der Vesperkirche – war aber alles wieder wie früher. Die knapp 230 Plätze in der Stadtkirche waren zur Eröffnung am Donnerstag um 12 Uhr gut gefüllt. Rund 500 Essen warteten darauf, verspeist zu werden. Es gab Gemüselasagne oder Fleischküchle, dazu Nudeln, Soße und Salat – und auch für einen Nachtisch bei Kaffee und Kuchen war gesorgt.

Foto: Felix Biermayer

Der Austausch ist wichtig

„Die altehrwürdige Stadtkirche wird ein Gasthaus“, freute sich Dekan Erich Hartmann in seiner Ansprache. Hier fänden alle Menschen zusammen. „Es gibt etwas zu essen für Leib und Seele“, meinte er mit Bezug auf das Programm. Als „ein kleines Stück Reich Gottes“, beschrieb er die Vesperkirche.

Der stellvertretende Bürgermeister Dieter Kömpf freute sich darüber, dass die Vesperkirche endlich wieder in der Kirche stattfinden könne. Der „Austausch unterschiedlicher sozialer Gruppen“ sei wichtig. Die Menschen bekämen in der Kirche nicht nur etwas zu essen. Es gebe auch die Möglichkeit zu Gesprächen, Beratungen, Konzerte, Kultur und sogar einen Friseur. Kömpf bedankte sich bei den rund 250 Helfern, die das Angebot auf die Beine stellten – und auch den vielen Spendern.

Foto: Felix Biermayer

Miriam Kühn-Junge von der evangelischen Kirchengemeinde stellte sogleich ihr neunköpfiges Organisationsteam vor. Schon im Herbst hätten die Vorbereitungen begonnen. Im Januar habe dann die heiße Phase begonnen. „Toll, dass es wieder hier stattfinden kann“, freute auch sie sich. Der erste Tag sei immer etwas holprig. So sei in der Kirche kurzzeitig die Heizung ausgefallen. Aber auch dieses Problem habe man gelöst.

Jeden Tag ein Programm

Die vielen Gäste freute es. „Das Essen ist top“, meinte einer über seine Fleischküchle. Auch die Gemüselasagne hatte ihre Fans – und der Kuchen sowieso. Viele lobte auch die Möglichkeit zur Begegnung und Gesprächen. „Ich bin hauptsächlich deshalb da“, erzählte ein älterer Mann.

Die Vesperkirche hat noch bis zum 11. März täglich von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Es gibt jeden Tag wechselnd zwei Gerichte – davon eines vegetarisch – sowie Kaffee und Kuchen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer den Fahrdienst nutzen möchte, kann sich vormittags bis 10 Uhr telefonisch unter 07051/16 39 90 oder 0151/8 92 87 72 melden. Außerdem gibt es jeden Tag ein Programm. Dazu gehört unter anderem ein Kurs in „Kochen ohne Kohle“ (8. März), eine unentgeltliche Rechtsberatung, eine Sozialberatung, eine Kinderecke, eine medizinische Betreuung oder ein kostenloser Haarschnitt am 5. und 6. März.