Mut zur Lücke hilft Auerwild. Foto: Pixabay/Thomas Griesohn-Pflieger

Eine aktuelle Zählung ergibt eine stabil hohe Anzahl balzender Auerhähne im Forstbezirk Hochschwarzwald. Das sind die Gründe.

Auerwildvorkommen der Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und Schwarzwald-Baar liegen in den Staatswäldern des Forstbezirks Hochschwarzwald.

 

Der Forstbezirk mit seinen Gipfeln Feldberg, Schauinsland, Kandel und Rohrhardsberg, umfasst rund ein Viertel der relevanten Auerwildflächen des gesamten Staatswaldes Baden-Württemberg. Die Bestandszahlen waren stark rückläufig und befinden sich auf einem tiefen Niveau.

Da die Hähne im Frühjahr am einfachsten zu beobachten sind, ist eine Zählung in diesem Zeitraum die beste Methode, um Aussagen über den Bestand und dessen Entwicklung zu bekommen. Im letzten Jahrzehnt entwickelte sich im Forstbezirk die Zahl der beobachteten Hähne durchaus positiv, heißt es in der Mitteilung. Waren es im Jahr 2015 nur fünf Auerhähne, stieg die Zahl 2025 auf 14.

Bei der Erfassung spielen Zufälle, wie die Witterung immer eine Rolle. Für Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn ist die Zunahme seit 2020, vor allem die letzten beiden Jahre, nun ein Grund, Hoffnung für die stark bedrohte Vogelart zu schöpfen.

Stark bedrohte Vogelart

Gründe für die Zunahme sieht Hayn zum einen in der günstigen Witterung der letzten Jahre. Trockene Frühjahre und Frühsommer bewirken, dass mehr Küken die kritische Phase zwischen aus dem Ei schlüpfen und flügge werden überstehen. Die mit den trocken heißen Jahren verbundene Zunahme von kleineren Käferschäden kommt den Tieren auch entgegen. Auf den geschädigten Waldorten entstanden kleinere Freiflächen und lockere Waldbestände, was für die Tiere positiv ist.

Die Hauptvorkommen der Art sind lichte Wälder der borealen Nadelwaldzone, die die von den Vögeln benötigten Lücken natürlich aufweisen. Zudem wurden diese positiven Rahmenbedingungen durch aufwendige Maßnahmen des Forstbezirks im Sinne des Auerwildes verstärkt. So wurden an zwei Schwerpunkten verschiedene Wege in der kritischen Brut- und Aufzuchtphase gesperrt, um Störungen der Hennen mit Küken durch Waldbesucher zu verhindern.

Mut zur Lücke

Mut zur Lücke hilft nicht nur dem Auerhahn Die Auflichtungen durch Käfer- und Stürme reichen nicht überall aus. Weitere kleine Freiflächen und lichte Bestände wurden durch den Holzeinschlag geschaffen. Dabei werden immer wieder kleine Verbindungen erreicht, um optimale Flächen zu vernetzen. „Mut zur Lücke“, schmunzelt Philipp Weiner vom Forstbezirk, sei hier wichtig, jedoch alles in Maßen. Wichtig sei, die Freiflächen nicht zu groß zu gestalten. Zu große Flächen werden eher gemieden, denn grundsätzlich ist das Auerwild ein Tier des Waldes.

Damit kommt der Borkenkäferbekämpfung eine wichtige Rolle zu, um die Randbäume in Althölzern zu erhalten. Es sind Pflegemaßnahmen erforderlich, um Bodenstellen offen und für die Tiere überschaubar zu halten. „Die so entstehenden lichten Wälder bieten Lebensraum für eine Vielzahl bedrohter und seltener Arten“, erklärt Weiner. Von der seltenen Ringdrossel bis zur Rauschbeere, vom Zitronenzeisig bis zum Bärlapp. Sie alle benötigen einen lichten, strukturreichen Wald. „Durch unsere Maßnahmen für das Auerhuhn helfen wir somit vielen weiteren Arten.“

Sensible Stellen

Diese Maßnahmen seien den Waldbesuchern nicht immer leicht zu vermitteln. Da sollen schöne, idyllische Ecken nicht betreten werden. Dort wird in sensiblen Landschaftsteilen in den Sommerferien mehr Holz geerntet, und dann mulchen die Förster auch noch die hohen Heidelbeeren platt. Dies kommt bei den Waldbesuchern nicht gut an, und Förster sind nicht immer vor Ort, um die besonderen Maßnahmen für den bedrohten Vogel zu erklären. Umso mehr freut sich Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn über den Erfolg der Maßnahmen. Über den Berg ist die Vogelart aber damit nicht. Die Anzahl ist für ein so großes Gebiet wie den Forstbezirk mit rund 16 000 Hektar Wald immer noch gering. Gleichzeitig tauchen neue Gefahren auf. Zu den vielen Fressfeinden kam in den letzten Jahren der Uhu dazu und ganz aktuell Steinadler.