Schon bevor die Stelle des Tübinger Landrats ausgeschrieben ist, kündigt Hendrik Bednarz, Erster Bürgermeister in Rottenburg, seine Bewerbung an. In einem Schreiben führt er erste Ideen für die Zukunft des Landkreises aus.
Bednarz schreibt: „Herr Landrat Walter hat in der Kreistagssitzung vom 11. Dezember 2024 bekanntgegeben, dass er mit Ablauf des 30. Septembers 2025 in den Ruhestand eintreten wird. Daher ist das Amt des Landrats/der Landrätin des Landkreises Tübingen zum 1. Oktober 2025 neu zu besetzen. Die Stelle ist zwar noch nicht ausgeschrieben. Dennoch kann ich Ihnen bereits heute mitteilen, dass ich großes Interesse an diesem Amt habe und mich bewerben werde.“
Das Amt des Landrats sei nicht primär ein Verwaltungsjob, sondern ein politisches Amt an der Schnittstelle zwischen staatlicher und Kommunaler Selbstverwaltung.
Früher Rechtsanwalt, heute Finanzbürgermeister
Als Finanzbürgermeister der Großen Kreisstadt Rottenburg am Neckar im neunten Amtsjahr, als ehemaliger Leiter des Verkehrs- und Ordnungsamts beim Landratsamt in Reutlingen und als früherer Rechtsanwalt bringe er die dafür notwendige Qualifikation mit, schreibt Bednarz.
„Der Kreistag und das Landratsamt sind keine Orte für parteipolitische Auseinandersetzungen. Es geht um die pragmatische Lösung konkreter Probleme. Ich bin überzeugt, dass wir dazu im Kreistag über die Grenzen von Fraktionen und politischen Lagern hinweg zusammenarbeiten müssen“, schreibt er.
Dies erfordere auch eine transparente Kommunikation der Verwaltung mit dem Gremium auf Augenhöhe. „Als Landrat will ich genauso wie bereits heute als Fraktionsvorsitzender im Kreistag Brückenbauer sein. Für mich ist zentral, dass wir den Landkreis von den ihn tragenden Kommunen her denken. Er unterstützt diese bei Aufgaben, für die sie zu klein sind oder die sich nicht nur auf eine einzelne Kommune begrenzen lassen. Der Landkreis ist kein Selbstzweck, sondern stellt kommunale Selbstverwaltung und Bürgernähe sicher.“
Verwaltung als Dienstleisterin für die Bürger
Aufgaben seien deshalb immer so wahrzunehmen, dass die ihn tragenden Städte und Gemeinden in ihren Funktionen unterstützt und gefördert werden. Das betrifft die Festlegung der Höhe der Kreisumlage genauso wie die Art und Weise der Aufgabenerledigung als solcher, meint Bednarz. Eine moderne Verwaltung sei Dienstleisterin für die Bürger. Sie habe Entscheidungen zu liefern, habe sie aber auch zu kommunizieren, Rückmeldung zu geben. Sie arbeite nach dem Prinzip „Oben ist nicht vorn“.
Bednarz schreibt: „In den aktuell auch in finanzieller Hinsicht schwierigen Zeiten sind gemeinsam Aufgaben und Strukturen zu hinterfragen. Wir werden nicht darum herumkommen, Prioritäten zu setzen und Einsparungen vorzunehmen. Dennoch müssen auch auf Kreisebene die politischen Probleme gelöst werden. Dieses Spannungsverhältnis auszuhalten und auszugleichen, sehe ich als Aufgabe des Landrats/der Landrätin.“
Die Regionalstadtbahn müsse kommen, dazu bedürfe es allerdings eines realistischen Zeitplans. Die Errungenschaften des ÖPNV müssten bedarfsgerecht erhalten bleiben. Die Kreisbau müsse ihren Aufgaben im Bereich der Errichtung von bezahlbarem Wohnraum gerecht werden und gerade in eher schwierigen Zeiten Wohnungen bauen.