Ein Beben der Stärke 2,9 mit seinem Zentrum unter Jungingen registrierten die Aufzeichnungsgeräte am Sonntagabend. Foto: ©Andrey VP-stock.adobe.com

Ein Erdbeben mit seinem Zentrum unter Jungingen hat am Sonntagabend leicht die Region erschüttert. Was steckte dahinter?

Zollernalbkreis - Im Zollernalbkreis hat am Sonntagabend die Erde gebebt – wieder einmal. Das Epizentrum, also der Ort, der unmittelbar über dem Erdbebenherd liegt, war Jungingen, die 1400-Einwohner-Gemeinde im Killertal. Die Erdbewegung war jedoch so gering, dass sie nicht von allen wahrgenommen wurde und auch keine Schäden verursacht hat. Doch schon ranken Verschwörungstheorien.

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Erdbebenherd in Jungingen: 400 Menschen meldeten sich

Es war genau 18.51 Uhr, als am Sonntag ein Ruck durch die Region ging. Ein Beben der Stärke 2,9 auf der Richter-Skala ließ den Grund kurz erzittern. 2,9 entspricht auf der Skala der Einteilung "extrem leicht", was bedeutet, dass die Erdbewegung keine Schäden verursacht. Lediglich einen wackelnden Topf oder ein vibrierendes Fenster konnten aufmerksame Beobachter wahrnehmen. 400 Menschen haben beim Landeserdbebendienst gemeldet, dass sie etwas mitbekommen hätten.

Dass im Landkreis die Erde bebt, ist wahrhaftig nichts Neues. Erst am Freitag war es in Tailfingen zu einem schwach spürbaren Erdbeben mit einer Magnitude von 2 gekommen. Insgesamt hat es in der Region laut Aufzeichnungen des Landeserdbebendienstes allein in den vergangenen 30 Tagen elf Mal gerumpelt.

Erdbeben im Zollernalbkreis: Zollerngraben hat keine Schuld

Wer bei den typischen Erdbeben im Kreis jedoch automatisch an den alten Übeltäter Zollerngraben denkt, der irrt. Dieser ist eine zwei Kilometer tiefe tektonische Störungszone mit einem Alter von 15 Millionen Jahren, also ein Bereich in dem sich Gesteinsschichten in die Quere kommen, sich verhaken und bisweilen mit einem Knall auseinanderreißen, was die Menschen als Erdbeben wahrnehmen. Entstanden ist der Hohenzollerngraben durch das Auffalten der Alpen unter dem Druck der afrikanischen Platte und dem damit verbundenen Anheben der Schwäbischen Alb.

Die Beben, die die Region seit Beginn des 20. Jahrhunderts rumoren lassen, werden jedoch von einer anderen Schwächezone verursacht, die den Zollerngraben in zehn Kilometern Tiefe kreuzt: die so genannte Albstadt-Scherzone. Aktiviert wurde sie durch das große Erdbeben in Albstadt im Jahre 1911, dem größten Beben Mitteleuropas seit 150 Jahren. Dieses hatte eine Magnitude von 6,1 – der Geologe spricht hierbei von einem starken Beben mit Zerstörungen im Umkreis von 70 Kilometern.

Erdbeben 1978 in Tailfingen: Als die Burgtürme einstürzten

So war es auch beim Albstädter Beben 1911, das auf der Alb zu erheblichen Schäden an den Häusern führte und Menschen verletzte. In den Jahren 1943 und 1978 folgten weitere große Beben, die schwere Schäden verursachten. Noch immer sind die Bilder in Erinnerung, als das Beben 1978 in Tailfingen ganze Häuser zerriss. Auch die Burg Hohenzollern wurde in Mitleidenschaft gezogen, ganze Türme stürzten ein.

In diesem Kontext werden so kleine Beben wie am Sonntag von der Bevölkerung im Kreis relativ gelassen gesehen – auch wenn sie als Ansatz für Verschwörungstheoretiker herhalten müssen. So war nach dem jüngsten Junginger Rumpler gleich im Netz zu lesen, dass ein geheimer Sprengplatz die Ursache für die Gesteinsbewegungen gewesen sei.

Sprengungen sind nur ein Mythos

Darüber kann Martin Hensch nur lachen. Er ist Seismologe beim Landeserdebendienst in Freiburg und hat das Erdbeben am Sonntag verfolgt: "Wir können sehr deutlich eine Sprengung von einem Erdbeben unterscheiden", versichert er. Gerade auf der Alb seien so viele Geräte zur Tiefenvermessung installiert, dass die Geologen bis tief ins Erdreich erkennen können, was vor sich geht. Im Übrigen könne eine Sprengung gar nicht so geheim sein, dass die Erdforscher sie nicht mitbekämen.

Info: Was ist eigentlich eine Richter-Skala?

Die Richter-Skala gibt an, wie heftig die Anzeige auf einem Seismographen, einem Aufzeichnungsgerät, bei einem Erdbeben ausschlägt. Dieser Ausschlag nennt sich Magnitude. Sie reicht von weniger als 2 bis zu mehr als 10 – ein Wert, der in der Realität noch nie registriert wurde.