Die Möglichkeit, neues Bauland zu erschließen, hat Furtwangen jetzt auf den Weg gebracht. Foto: © Romolo Tavani – stock.adobe.com

Beschlossen hat der Furtwanger Gemeinderat die Aufstellung von zwei Bebauungsplänen. Dabei wurden über die Themen tatsächlicher Bedarf, Flächenverbrauch und Landwirtschaft durchaus kritisch debattiert.

Furtwangen - Zum einen soll oberhalb des Bereichs Dilgerhof/Bregtalschule und zum anderen am Neukircher Sommerberg zwischen der bestehenden Bebauung bis zur B 500 ein Baugebiet für jeweils etwa zwölf Wohnhäuser erschlossen werden. Nur noch kurze Zeit sind solche Bebauungspläne im sogenannten "beschleunigten Verfahren" zur Erschließung von Randbereichen der Kommunen möglich. Diskutiert wurden dabei auch grundsätzliche Fragen wie der tatsächliche Bedarf an Bauplätzen oder der Wegfall von wichtigen landwirtschaftlichen Flächen.

Plädoyer für das beschleunigte Verfahren

Bürgermeister Josef Herdner machte deutlich, dass es sinnvoll sei, dieses beschleunigte Verfahren zu nutzen, da hier die Aufstellung eines Bebauungsplanes wesentlich einfacher und damit auch kostengünstiger sei. Dafür muss aber der Aufstellungsbeschluss, der nun für beide Bebauungspläne auch tatsächlich gefasst wurde, bis Ende dieses Jahres erfolgen, der Bebauungsplan selbst muss dann bis Ende 2024 endgültig aufgestellt sein.

Wie hoch ist der Bedarf?

Kritisch hinterfragt wurde, unter anderem von Karin Jäger (UL), ob tatsächlich weiterer Bedarf an Bauplätzen bestehe. Die Verwaltung allerdings machte deutlich, dass man regelmäßig mit Anfragen für Wohnbauplätzen, sowohl in der Kernstadt als auch gerade in Neukirch konfrontiert werde. Am Oberen Bühl unterhalb des Gymnasiums stehen aktuell nur noch sechs Plätze zur Verfügung. Es seien zwar noch weitere Grundstücke unbebaut, aber in Privatbesitz.

In Neukirch gibt es nur noch zwei mögliche Bauplätze im Bereich des ehemaligen Spielplatzes. Bei entsprechender Nachfrage könnten auch die Bauplätze im neuen Gebiet Vorderschützenbach schnell vergeben sein. Eine Prognose könne man gerade auch im Blick auf die Preisentwicklung im Bausektor aber nicht abgeben.

Karin Jäger kritisiert Flächenverbrauch

Ein neuer Bebauungsplan, so Bürgermeister Herdner, bedeute nicht auch eine sofortige Erschließung. Mit den Erschließungen werde man sich am tatsächlichen Bedarf orientieren. Man sollte aber die Chance des vereinfachten Bebauungsplanverfahrens nutzen. Karin Jäger kritisierte außerdem die vorgelegten Grundstücksflächen am Dilgerhof mit 600 bis 900 Quadratmetern und in Neukirch sogar von 800 bis 1150 Quadratmetern je Einfamilienhaus. Ein solcher Landschaftsverbrauch sei nicht akzeptabel. Hier wurde allerdings deutlich gemacht, dass dies nur ein erster Entwurf sei. Die genaue Planung mit Festlegung der Grundstücksgrenzen könne erst jetzt nach dem Aufstellungsbeschluss erfolgen.

Thomas Riesle sieht Landwirtschaft in Gefahr

Eine weitere grundsätzliche Frage warf Thomas Riesle (CDU) in die Diskussion, gerade im Blick auf das Gelände beim Dilgerhof. Dieses sei zwar im Besitz der Stadt, werde aber offensichtlich landwirtschaftlich genutzt. Mit dem Wegfall solcher Flächen für die Wohnbebauung bestünde die Gefahr, dass der Pächter oder anderer Landwirte "dicht machen müssen". Dürfe man sich für Wohnhäuser von der Landwirtschaft verabschieden?

Bürgermeister Herdner räumte ein, dass mit dem betroffenen Landwirt noch keine Gespräche geführt worden seien, man aber auch dies immer im Blick habe. Denkbar seien Ersatzflächen und ähnliches. Auch die aktuellen Förderungen für diese Flächen müsse man berücksichtigen.

Themen werden stärker berücksichtigt

Auch im Vorderschützenbach fallen der Wohnbebauung Grünflächen zum Opfer, was aber in der letzten Sitzung zu keinen Diskussionen geführt habe. Christian Marzahn von der Bauverwaltung ergänzt außerdem, dass gerade das Thema Wohnbebauung und landwirtschaftliche Nutzung der Flächen im neuen Flächennutzungsplan, der aktuell aufgestellt werden muss, eine wesentliche Rolle spielen werde.

Beide Aufstellungsbeschlüsse abgesegnet

Beide Aufstellungsbeschlüsse für einen Bebauungsplan wurden vom Gemeinderat beschlossen, in Neukirch allerdings mit drei Gegenstimmen bei einer Enthaltung und am Dilgerhof mit vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.