Der unaufhaltsame Aufstieg der Beatsteaks aus Berlin -"Boombox" im Universum in Stuttgart.
Stuttgart - Es war eng, es war laut, es war lustig. Die Beatsteaks haben am Mittwoch beim Kneipenkonzert im Universum ihr Album "Boombox" vorgestellt, das an diesem Freitag erscheint. Und wer nach der poppigen Single "Milk & Honey" dachte, die Punkrocker seien jetzt brav geworden, wusste es hinterher besser.
Wie die neue Platte beginnt das Konzert mit der Nummer "Fix It": Fast unerträglich laut dröhnen die Alarmgitarren durchs Universum, zucken nervös, rütteln am Mittwochabend auch den letzten Besucher des exklusiven Kneipenkonzerts des Jugendradios Das Ding wach - auch den einen oder anderen auf der Bühne. " Ich bin noch ein bisschen müde von gestern, da war ja Tourauftakt in Frankfurt", hat Beatsteaks-Sänger Arnim Teutoburg-Weiß kurz vor dem Konzert verraten, "es ist aber der Hammer wieder mal in kleinen Clubs zu spielen."
Thomas Götz ist der Quotenschwabe bei den Beatsteaks
Nicht viel später wird er von den 250 vorwiegend sehr jungen Zuhörern angefeuert auf der Theke tanzen, singend kreuz und quer durchs Universum drängen, sich vom Publikum dabei helfen lassen, dass sich sein Mikrofonkabel im Getümmel nicht verheddert. Eine Stunde lang wird es neue Songs, Klassiker und Raritäten aus dem Beatsteaks-Repertoire zu hören geben. "Wir haben es nicht eilig", hatte Gitarrist Peter Baumann zwar irgendwann während des Gigs behauptet. Aber wer die Beatsteaks kennt, weiß, dass sie es immer eilig haben.
Doch selbst wenn sich die Berliner mit ihrem Schlagzeug spielenden "Quotenschwaben" - Thomas Götz, der einst von der Schwäbischen Alb in den Beatsteaks-Proberaum in der Alten Schönhauser Straße geflohen ist - brachial zwischen Punkrock und Hardcore austoben, wirkt Teutoburg-Weiß stets unverschämt entspannt, schnorrt beim Publikum Zigaretten oder Bier, fragt "Und sonst so?" und grinst immerfort unter seinem kecken Hütchen hervor.
Schließlich könnte es für die Band kaum besser laufen. Seit den Beatsteaks 2004 das Album "Smack Smash" den Durchbruch bescherte, werden sie von Jahr zu Jahr eine Nummer größer. Sogar bis zu Marius Müller-Westernhagen hat sich herumgesprochen, wie toll sie live sind. Als "die beste Rock'n'Roll-Combo Deutschlands" bezeichnete er in einem Interview die Beatsteaks. "Das ist zwar ein super Kompliment", sagt Teutoburg-Weiß, "mich wundert aber doch ziemlich, dass der uns kennt."
Farin Urlaub ist Beatsteaks-Fan
Auch Farin Urlaub von den Ärzten ist Fan und eine Lobeshymne auf das Album "Boombox" geschrieben: "Das neue BeatsteaksAlbum ist nicht nur super, sondern sogar superer als alle bisherigen." Weil Farin Urlaub ein guter Freund der Band ist, darf er natürlich ein bisschen übertreiben. Zwar ist "Boombox" tatsächlich das bisher reifste Beatsteaks-Album und lässt Punkrockrabauken wie "Bullets From Another Dimension" auf mit Reggae aufgeladene Popentwürfe wie "Automatic", atemlose Hardcoreminiaturen wie "Behaviour" auf vergnügte Skanummern wie "Let's See" treffen, durch das am Ende sogar der Chor aus "Ghost Town" von den Specials geistern darf. Doch noch immer ist jedes Konzert der Beatsteaks besser als jeder ihrer Platten.
Das beweist die Band einmal mehr beim Auftritt im Universum. Ungezähmter und ruppiger klingen die Liveversionen der Beatsteaks-Songs, auch "Milk & Honey" wirkt wie von der Leine gelassen. Die Nummer "House On Fire", die auf "Boombox" ganz am Ende der Platte eher ein unscheinbares Dasein fristet, verwandelt sich beim Konzert in einen wunderbar rabiaten Popkracher, bei dem Teutoburg-Weiß zeigen kann, dass er nicht nur ein klasse Shouter, sondern nun auch richtig guter Sänger ist.
"Wir mögen alle The Clash"
Obwohl Teutoburg-Weiß als eines seiner drei Lieblingsalben - neben "Violater" von Depeche Mode und "Ill Commuciation" von den Beastie Boys - " Nach uns die Sintflut" von den Ärzten bezeichnet, sagt er: "Wir haben eigentlich nie deutsche Musik gehört, unser Geschmack war schon immer international, Ich glaube wir mögen alle The Clash deswegen so sehr, weil die nie wirklich einzuordnen, weil sie so bunt und so mutig waren. Es eint uns, dass wir alle Grenzen einer Rockband austesten wollen." Er findet auch, dass man das eigentlich schon dem Beatsteaks-Debüt "48/49" aus dem Jahr 1997 angehört habe. "Ich wusste damals bloß noch nicht, wie man 'nen Reggae spielt."
Obwohl die Beatsteaks heute ein paar Tricks mehr drauf haben, spielen sie auf der Universum-Bühne immer noch die überdrehten Punkrockjungs. So soll das auch bleiben. Noch mindestens zwei Platten brauche die Band, meint Teutoburg-Weiß, bis sie endlich vorgeführt habe, was sie wirklich drauf hat. Die Auszeit, die sich die Beatsteaks zuletzt gegönnt haben, habe jedenfalls nichts damit zu tun, dass man langsam genug voneinander habe, sondern dass es sich die Band inzwischen leisten, auch mal eine Weile zu faulenzen. "Jeder von uns ist ab und zu mal nervig", sagt er und grinst, "aber solange wir uns noch gegenseitig sagen können: ,Hey, Mann, du nervst!', ist alles gut."
Am 12. März tritt die Band in der Arena Ludwigsburg auf; Tickets gibt es unter 07 11 / 22 11 05.
www.beatsteaks.com