So jubeln Siegerinnen: Chenoa Christ (li.) und Kim van de Velde nach ihrem Erfolg beim Auftakt der German Beach Tour in Bremen. Foto: Imago/Justus Stegemann

Kim van de Velde (geb. Behrens) startet eine ungewöhnliche Aktion, um für sich und ihre Partnerin Chenoa Christ einen kleinen Teil der enormen Reisekosten zu finanzieren.

Kim Behrens hat sich einen Namen gemacht in der Beachvolleyballszene. Sie wurde vor drei Jahren an der Seite von Cinja Tillmann, nach einem vergebenen Matchball im Finale, Vizeeuropameisterin. Sie ist als „Kommissarin Kim“ bekannt, da sie als verbeamtete Polizistin von ihrer Dienststelle in Stuttgart für den Sport freigestellt wird. Und sie erarbeitete sich den Ruf, eine Athletin mit Haltung zu sein – weil sie gemeinsam mit Cinja Tillmann den Deutschen Volleyball-Verband verklagte, der andere Teams, die in der Weltrangliste schlechter positioniert waren, bei der Nominierung für internationale Turniere bevorzugt hatte. Seit ihrer Hochzeit mit dem niederländischen Beachvolleyballer Steven van de Velde trägt sie dessen Nachnamen, im Frühjahr 2022 bekam das Paar einen Sohn. An einem aber hat sich nichts geändert: Kim van de Velde ist immer für eine Überraschung gut.

 

Seit dem Ende ihrer Babypause spielt die Beachvolleyballerin an der Seite von Chenoa Christ, das Duo steht auf Platz fünf der nationalen Rangliste – und vor einer schwierigen Zukunft. Weil die beiden Sportlerinnen ehrgeizig und voll motiviert sind, träumen sie davon, bei den wichtigsten Turnieren der World-Tour zu starten, sich eventuell für die EM 2024 zu qualifizieren. Doch der Weg dorthin ist steinig – und teuer.

Die Asien-Reise soll die nötigen Punkte bringen

Im Beachvolleyball müssen Teams, die nicht vom Verband gefördert werden (was bei der Vorgeschichte von Kim van de Velde nicht mehr passieren wird), sich selbst finanzieren. Bei van de Velde (30) und Christ (22), die internationale Ambitionen haben, kommen für Trainer, Trainingslager, medizinische Betreuung, Reisen und Hotels laut eigener Rechnung zwischen 80 000 und 100 000 Euro zusammen. Pro Saison. Allein der Trip zu zwei Challenger-Turnieren im April in Brasilien kostete mehr als 5000 Euro, und im nächsten Winter will das Duo nach Möglichkeit in Asien (Indien, Malediven, China, Philippinen, Thailand) aufschlagen, um dort die notwendigen Punkte für größere Aufgaben zu sammeln.

In Biorelax, einem Hersteller von Medizinprodukten, haben die Athletinnen zwar einen größeren Sponsor, der Rest aber bleibt an ihnen hängen. „Wir sind natürlich ständig auf der Suche nach weiteren Unterstützern“, erklärt Kim van de Velde, „doch derzeit haben wir keine andere Möglichkeit, als nach dem Motto zu handeln, dass auch Kleinvieh Mist macht.“

Große Resonanz auf den Instagram-Post

Also hat die Beachvolleyballerin am Donnerstag einen Instagram-Post abgesetzt, in dem sie neue Bikinihosen aus der Saison mit Cinja Tillmann, die wegen einer Verwechslung bei der Bedruckung sofort im Schrank verschwunden waren, zum Verkauf anbot – für 15 Euro das Stück. Die Resonanz war so groß, dass die Nachfrage die Zahl der Hosen weit überstieg. Weshalb Kim van de Velde wohl bald noch andere Kleidungsstücke, die sie übrig hat, online stellen wird. „Klar ist das ungewöhnlich“, sagt die Beachvolleyballerin, die für die Blaubären TSV Flacht spielt, „aber selbst solche Aktionen helfen uns. Wenn am Ende ein Betrag zusammenkommt, der uns den nächsten Flug ermöglicht, freuen wir uns.“

Die Frage, ob womöglich ein Fehler im System vorliegt, wenn zwei Leistungssportlerinnen nur auf diese Weise ihr Ziel, an größeren Turnieren teilzunehmen, verwirklichen können, stellt sich Kim van de Velde nicht. Sie ist schon immer ihren eigenen Weg gegangen. „Und das“, sagt sie, „werde ich auch künftig tun.“