Immer zu Scherzen aufgelegt: Prinz Philip mit seinen Enkeln William (Mitte) und Harry (rechts). Foto: imago images//ZUMA Wire

Die BBC-Dokumentation über Prinz Philip sei bloße Schönfärberei gewesen, kritisieren britische Medien. Doch was hatte man erwartet? Schließlich waren die Windsors persönlich involviert.

London - Großbritanniens Medien sind sich uneins – war das jetzt ein akkurates Porträt oder bloße Schönfärberei? Die BBC-Dokumentation „Prince Philip: The Royal Family Remembers“ hat nach ihrer Ausstrahlung ein gemischtes Echo hervorgerufen. Während der konservative „Telegraph“ die am Mittwochabend gezeigte Sendung als „schnörkellos und kompromisslos - genau wie der Mann selbst“ lobte, kritisierte der „Independent“, dass jegliche Schattenseiten und Probleme ausgeblendet worden seien.

In der Dokumentation teilen hochrangige Mitglieder der Königsfamilie - darunter Prinz Charles, seine Geschwister Anne, Andrew und Edward sowie seine Söhne William und Harry ihre Erinnerungen an den im April im Alter von 99 Jahren gestorbenen Herzog von Edinburgh. Zu Wort kamen auch die Enkelinnen Prinzessin Beatrice, Prinzessin Eugenie, Zara Tindall und Lady Louise Windsor.

Prinz Philip auf dem Dreirad

Elizabeth II. öffnete für das Projekt ihr privates Filmarchiv. So sieht man in der Dokumentation persönliche Filmaufnahmen, die bislang in den königlichen Archiven schlummerten: Prinz Philip auf einem Dreirad zum Beispiel, wie er sich ein Rennen mit seinen Kindern Charles und Anne liefert – verfolgt von einer lachenden, blutjungen Elizabeth.

Weniger schmeichelhafte Seiten von Prinz Philips Charakter – beispielsweise manche sarkastische Äußerung des Herzogs, die man in der Rückschau nur als rassistisch bezeichnen kann – blieben außen vor. Überraschend ist das nicht: Schließlich war die Familie Windsor stark in die Dokumentation eingebunden, fast alle Familienmitglieder außer der Queen selbst kommen zu Wort. Einem kritischeren Umgang mit dem langen Leben des Herzogs von Edinburgh stand die enge Kooperation vermutlich im Weg.

Windsors schwelgen in Erinnerungen

Stattdessen schwelgten die Windsors in privaten Erinnerungen. „Mein Großvater hatte einen unglaublichen Humor“, schwärmte Prinzessin Beatrice. Prinz William, Zara und ihr Bruder Peter Phillips erzählten von einem Streich, den Prinz Philip bei Grillfesten gerne spielte: Er drückte seinen Gästen eine geöffnete Tube Senf in beide Hände und schlug diese dann plötzlich feste zusammen – „der Senf spritzte überall hin, sogar an die Decke.“ Queen Elizabeth II. soll gar nicht begeistert von diesem Scherz gewesen sein.

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Die Dokumentation zeigte die vielen Seiten des Herzogs von Edinburgh: Den Reisenden, den seine Aufgaben als Prinzgemahl in die entlegensten Winkel der Welt führten. Den Innovator, der sich für alles interessierte, was neu, modern und hightech war. Der Sportsmann, der seinem Sohn Edward als Dreikäsehoch in einem Boot die Ruder drückte, um zu sehen, was passiert und seine Leidenschaft fürs Kutschenfahren an seine Enkelin Louise weitergab.

„Sie waren eines der bemerkenswertesten Paare“

Emotional wurde es, als die Familie über die fast 80 Jahre dauernde Romanze zwischen Elizabeth und ihrem Philip sprach: „Sie waren eines der bemerkenswertesten Paare, die die Welt je gesehen hat und wahrscheinlich je sehen wird“, sagte Prinzessin Eugenie. „Jemanden wie ihn 73 Jahre lang an seiner Seite zu haben – besser geht es doch nicht“, fand Prinz Harry – sie seien das „goldigste Paar“ gewesen.

Prinz Charles erinnerte sich an eines der letzten Gespräche, die er mit seinem Vater führte: „Es war wahrscheinlich am Tag, bevor er starb. Wir sprachen über seinen Geburtstag, der anstand. Und ich sagte laut: ‚Wir sprechen über deinen Geburtstag!“, denn er hörte nicht mehr so gut. ‚Und über den Empfang!’ Und er antwortete: ‚Naja, dafür muss ich erst einmal noch leben!’.“

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Bei Twitter kritisierten einige Nutzer den vergleichsweise kurzen Auftritt von Prinz Andrew, der sich in den USA einer Zivilklage wegen Missbrauchsvorwürfen gegenüber sieht. Andere hingegen waren der Meinung, Prinz Harry habe nach seinem Rückzug aus dem Königshaus nichts mehr in einem solchen Format zu suchen.

Es war schließlich an Prinzessin Anne – ihres Vaters Tochter durch und durch – ein bisschen am postmortalen Heiligenschein des Herzogs zu kratzen. Die „Princess Royal“ kommentierte Philips kurz angebundene, sarkastische Seite: „Manche Leute sagten, er konnte etwas scharf sein, aber ich denke, er war niemals grausam.“