Will gegen den VfB gewinnen: Bayer-Profi Ömer Toprak. Foto:  

Bayer Leverkusen gibt sich vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart selbst Rätsel auf: Konstanz und Balance fehlen. Das 4:4 gegen den AS Rom soll nun Selbstvertrauen geben.

Leverkusen - Roger Schmidt hatte es kommen sehen. Der Trainer von Bayer 04 Leverkusen hatte vor dem Spiel in der Königsklasse gegen den AS Rom gesagt: „Tore schießen fällt uns in der Champions League leichter als in der Bundesliga.“ Tatsächlich stand am Ende nach einem epischen Spektakel ein 4:4 auf der Anzeigentafel. In einem Spiel, das es so auch nicht alle Tage in der Bayarena zu sehen gibt. Und in dem Bayer 04 ein 2:4 mit einem Kraftakt in der Schlussphase noch egalisierte.

Vier Tore in einem Spiel: Roger Schmidt behielt also recht, seine Mannschaft hat in der europäischen Eliteklasse keine Probleme mit der Offensive. Neun Treffer nach drei Begegnungen belegen das. „Wir freuen uns, vier super schöne Tore geschossen zu haben. Das ist etwas, was uns guttun wird“, sagte Schmidt. Und Sportchef Rudi Völler ergänzte: „Es ist makaber. Letzte Woche hatten wir es noch mit der Chancenverwertung, und unsere Defensivabteilung hat alles weggeputzt.“

Bayer erlebt einen rauschhaften Abend

Denn in der Bundesliga ist das mit den eigenen Treffern so eine Sache: acht Tore nach neun Spielen. Das bedeutet: Die Werkelf hat am Dienstag in 90 Minuten halb so viele Treffer erzielt wie zuvor in 810 Minuten in der Bundesliga. Irgendwie war eben alles anders an diesem rauschhaften Abend.

Und in dem Fall ist anders gut. Denn Bayer spielt bislang eine rätselhafte Saison. Platz sieben mit 14 Punkten und nur einem Punkt Rückstand auf Rang vier hört sich nicht schlecht an, zumal Leverkusen schon bei den Bayern und in Dortmund gespielt hat – und fast erwartungsgemäß verloren hat. Doch der teils furiose Fußball der Vorsaison fehlt in der Liga, Leverkusen quält sich. Einfache Tore? Weit und breit nicht zu sehen.

Der Club hat im Tagesgeschäft ein Problem mit der Chancenverwertung, und das schon länger. Nach einem Viertel der Bundesligasaison und vor dem Spiel gegen den VfB an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist das eine der Erkenntnisse. Eigentlich ein Unding angesichts der Offensivabteilung um Karim Bellarabi, Stefan Kießling, Hakan Calhanoglu und Chicharito. Und das sind nur einige der hoch veranlagten Produzenten im letzten Teil des Spielfelds.

Leverkusen hofft auf Rückenwind

Eine weitere Erkenntnis: Dem Team geht die Balance ab. Großartigen Spielabschnitten folgen nahezu unmittelbar teils katastrophale Phasen, in denen man sich fragt: Ist das wirklich Bayer 04 Leverkusen? Bei der Werkelf ist derzeit alles drin – im positiven wie im negativen Sinn. Das zeigte auch der Dienstagabend gegen Rom. Einem guten Beginn folgte eine schauderhafte Stunde, bevor sich die Mannschaft wieder aufraffte, zurückfand und sich mit einem Punkt belohnte. „Da haben wir Charakter, Mentalität und Aufbäumen gezeigt. Diesen Kampfgeist müssen wir mitnehmen“, sagte Ömer Toprak und dachte dabei schon an den nächsten Bundesliga-Spieltag, an dem jetzt der VfB in die Bayarena kommt.

Mit Champions League hat das wenig zu tun. Kein Flutlicht. Keine Gänsehaut-Atmosphäre. Bundesliga-Alltag gegen einen Club aus dem unteren Tabellendrittel. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die Werkelf sich darauf einlässt. Denn nach dem famosen Auftritt im Camp Nou gegen den FC Barcelona, der mit einer unglücklichen 1:2-Niederlage endete, folgten zwei Remis gegen den FC Augsburg und den HSV.

In Leverkusen hoffen sie nun, dass der Auftritt gegen Rom ihnen einen Schub verleiht. „Das Spiel noch so gekippt zu haben ist für die Moral in den kommenden Partien wichtig“, sagte Geschäftsführer Michael Schade. „Die Motivation hat jetzt noch mal richtigen Rückenwind bekommen.“