Der Marktplatz rund um das Glockenspiel sollte in Bälde gänzlich umgestaltet werden – nun werden die kostenintensiven Baumaßnahmen erst einmal verschoben. Mit ursächlich hierfür ist der Krieg in der Ukraine. Foto: Ginter

"Es ist eine völlig unsichere Zeit", sagt St. Georgens Bürgermeister Michael Rieger. Die derzeitigen Teuerungen machen vor nichts und niemandem Halt – und sorgen nun dafür, dass die heiß ersehnte Innenstadtsanierung erst einmal warten muss.

St. Georgen - Vermutlich ein jeder St. Georgener hat sich mächtig auf sie gefreut: die Sanierung der Innenstadt. Eine attraktiveres Zentrum, das Bürgern und Einzelhandel zugute kommen soll, war das Ziel dieses großen Bauvorhabens. Nun muss es erst einmal warten – dafür stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Die europaweiten Ausschreibungen sollen nun auf den kommenden Herbst verlegt werden, um dann – das ist zumindest der Plan – im Frühjahr 2023 mit den Arbeiten beginnen zu können.Der Grund ist so simpel wie folgenreich: Alles wird teurer. "Die Preise sind überall nach oben geschossen", erklärte Bürgermeister Michael Rieger dem Gremium. Insbesondere in der Bauwirtschaft habe der Ukraine-Krieg deutliche Spuren hinterlassen. Man bekomme kaum noch Material, hinzu kämen drohende Baustopps "mit allen Konsequenzen" und Lieferengpässe. "Wir haben den Vorteil, dass wir noch vor der Maßnahme stehen und uns nicht mittendrin befinden", betonte Rieger und ergänzte: "Wir sollten aufpassen, in was wir uns da hineinbegeben."

Ein "Zehn-Millionen-Projekt"

Man werde die Ausschreibungen für die anstehenden Arbeiten nun auf Ende des Jahres verlegen – in der Hoffnung, "dass es dann wieder besser wird und wieder Material da ist". Denn die Innenstadtsanierung sei schließlich ein "Zehn-Millionen-Projekt". Es bestünde das Risiko, dass es später für den Preis nicht mehr machbar sei, erklärte Rieger weiter und bekannte: "Ich persönlich habe Bauchweh bei dem Thema, weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt."

Man sei "mit Vollgas dran gewesen", die Ausschreibungen auf Ende April fertig zu bekommen, betonte Bauamtsleiter Alexander Tröndle. Doch im April wurde von der Bundesregierung die sogenannte Stoffpreisgleitklausel eingeführt. Dadurch verzögerten sich die geplanten Ausschreibungen weiter – und dann wurde den Beteiligten klar, dass eine Ausschreibung im fortgeschrittenen Jahr große Probleme mit sich bringen könnte.

Schon jetzt eine Million Euro Mehrkosten

Bereits jetzt veranschlagt das Projekt eine Million Euro Mehrkosten – weitere Preissteigerungen sind äußerst wahrscheinlich. Und auf Kosten der Bürger haushalten, und etwa "an der Steuerschraube drehen", wie Rieger es nannte, wolle man auf keinen Fall. Denn: "Wir wollen die Bürger nicht belasten."

Der Gemeinderat zeigte Verständnis für die besonderen Umstände, die besondere Maßnahmen erfordern – und stimmte der Verlegung der Maßnahme auf den Herbst bei einer Enthaltung einstimmig zu.

Was bis dahin sein wird, ist indes noch völlig unklar. "Keiner hier sagt, dass die Preise wieder heruntergehen", betonte der Bürgermeister. Vielmehr gehe es bei der Planung um Materialsicherheit. Denn, hier waren sich alle einig: Ein bei einem möglichen Baustopp längere Zeit aufgerissener Marktplatz wäre eine Katastrophe. Im Herbst müsse man dann wieder neu entscheiden, wie es weitergehen könnte. "Wir hoffen, dass sich alles stabilisiert – aber die Verknappung kann natürlich auch noch zunehmen", gab Tröndle zu bedenken.

Stein, der ins Rollen gebracht wird

Sicher war sich Rieger: "Wir bringen jetzt einen Stein ins Rollen." Denn andere Kommunen stünden vor denselben Problemen. "Wenn nun viele Projekte abgesagt werden, wird der Druck auf die Bauwirtschaft steigen", meinte er. Denn die Nachfrage regele letzlich den Preis.

Wichtig war es Rieger auch, zu betonen, dass das Projekt, auf das man sich nun viele Jahre vorbereitet habe, auf jeden Fall umgesetzt werden soll. "Die Stadt hat es dringend nötig", betonte er. "Wir wollen die Sanierung, aber wir müssen überlegen, wie es nun weitergeht."