Bauhistorisches Kleinod: Das Lauterbad-Viadukt soll weitestgehend im Originalzustand erhalten bleiben. Foto: Schwark

Die Deutsche Bahn modernisiert ab Samstag, 4. Juni, die Kinzigtalbahn. Das hat bis 8. Oktober Folgen für den Schienenverkehr in der Region.

Kreis Freudenstadt - Rund 35 Millionen Euro steckt die Bahn nach eigenen Angaben in die Strecke. Schienen, Schotter und Weichen zwischen Freudenstadt und Wolfach werden ausgetauscht. Das denkmalgeschützte Lauterbad-Viadukt erhalte eine "Frischekur".

Die DB investiert in diesem Jahr gemeinsam mit Bund und Ländern die Rekordsumme von mehr als 13 Milliarden Euro in Schienen und Bahnhöfe. Die Kinzigtal-Bahn sei eine der größten Baumaßnahmen in Baden-Württemberg. Rund 32 Kilometer Gleise, 50 000 Schwellen und 45 000 Tonnen Schotter würden erneuert. Auch mehrere Brücken, Bahnübergänge und die Bahnhöfe Hausach und Halbmeil stünden auf dem Sanierungsprogramm.

Begonnen wurde bereits mit den Arbeiten am Bahnhof Hausach, die noch bis 23. Juni dauern. Bis 10. August lässt die DB noch am Bahnhof Halbmeil den Bahnsteig erneuern und erhöhen. Fahrgäste profitieren künftig von einem stufenfreien Einstieg in die Züge.

Umfangreiche Arbeit

Am 4. Juni starten die Arbeiten an der Gleisanlage. Zwischen Wolfach und Schiltach tauscht die Bahn Schienen, Schwellen und Schotter aus. Der Schotter wird dabei vor Ort gereinigt, mit frischem Material ergänzt und dann wieder eingebaut. Auf dem Abschnitt Schiltach–Freudenstadt tauscht die Bahn überwiegend Schwellen und Schotter aus. Auch mehrere Bahnübergänge werden saniert.

Unter den vielen Brücken, die modernisiert würden, steche das Lauterbad-Viadukt hervor. Von 30. Juni bis 1. Oktober werde die die Brücke, die Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde und unter Denkmalschutz steht, saniert. Das Bauwerk ist 213 Meter lang und überquert nach dem Freudenstädter Ortsteil Lauterbad den Fluss Lauter. Die Bahn arbeitet nach eigenen Angaben in vier Abschnitten, wovon jeder vorab eingehaust wird. Anschließend nehmen Spezialisten pro Abschnitt Holzschwellen und Schienen von den Stahlfachwerkträgern, befreien das Fachwerk von der alten Korrosionsschutzfarbe und versehen es mit einem neuen Anstrich. Sobald der Anstrich ausreichend durchgehärtet sei, baue die Bahn die Brückenteile wieder zusammen. Mit der umfangreichen Sanierung könne das bauhistorisch interessante Lauterbad-Viadukt weitestgehend im Original erhalten bleiben.

DB siedelt Schlangen um

Durch die besondere Lage der Kinzigtalbahn im Schwarzwald fänden neben zahlreichen Eidechsen auch die bedrohten Schlangenarten Kreuzotter und Schlingnatter im und neben dem Gleisbett ein Zuhause. Wassernähe und ausreichend Sonne am Bahndamm böten ideale Bedingungen für die Tiere. Bei der Deutschen Bahn seien Natur- und Umweltschutz fest verankert.

Im Vorfeld der Baumaßnahme habe sie den Bauabschnitt kartiert sowie das Tier- und Pflanzenvorkommen dokumentiert. Umweltexperten sammeln bei Bedarf vorhandene Tiere ein und siedeln sie für die Dauer der Arbeiten in artenspezifische Quartiere um. Nach Abschluss des Projekts werden die Tiere wieder zurückgebracht.

Strecke 1886 erbaut

Die Kinzigtalbahn folgt dem Verlauf der Kinzig von Hausach nach Schiltach und führt weiter bis nach Freudenstadt. Die Strecke wurde bis 1886 von Georg von Morlok erbaut. Die bei Touristen beliebte eingleisige Strecke führt durch den Schwarzwald und das Gäu.

Was sich für Reisende ändert

Von Samstag, 4. Juni, bis einschließlich Samstag, 8. Oktober, kommt es auf der Kinzigtalbahn zwischen Hausach und Freudenstadt Hauptbahnhof in beiden Richtungen zu Schienenersatzverkehr (SEV) durch Busse. Die Züge der Ortenau-S-Bahn aus Offenburg starten und enden in Hausach. Den SEV zwischen Hausach und Freudenstadt übernimmt die Firma Regionalbusverkehr Südwest GmbH (RVS), eine Tochtergesellschaft der DB Regio AG.

Zeitgleich mit den Baumaßnahmen der DB Netz lässt das Regierungspräsidium Karlsruhe die Ortsdurchfahrt in Loßburg erneuern. Infolgedessen muss der SEV ab der Haltestelle "Schömberger Straße" umgeleitet werden. Da die Busse längere Fahrzeiten als die Züge haben, sollten die Fahrgäste vor Fahrtantritt unbedingt ihre Reiseverbindungen überprüfen. Zusätzlich fahren werktags zwischen 9.30 und 20 Uhr Schnellbusse, die zwischen Hausach und Freudenstadt ohne Halt verkehren.

Zu beachten ist, dass die Busse die Bahnhöfe Halbmeil, Schiltach Mitte und Loßburg nicht direkt anfahren können. Der Fußweg zu den SEV-Haltestellen Halbmeil B 294 (vier Minuten Gehzeit), Schiltach Häberlesbrücke (drei Minuten Gehzeit) und Loßburg Schömberger Straße (14 Minuten Gehzeit) von den jeweiligen Bahnhöfen ist ausgeschildert.

Fahrkarten können nur an den Automaten in den Bahnhöfen und den üblichen Verkaufsstellen gekauft werden, nicht jedoch in den Bussen oder an den SEV-Bushaltestellen.

Die Mitnahme von Fahrrädern ist in einzelnen Busverbindungen möglich – nicht jedoch in den Schnellbussen. Die Fahrten mit Fahrradmitnahme sind im Fahrplan speziell gekennzeichnet. Zu- und Ausstieg mit Fahrrädern ist nur in Hausach, Schiltach (Bahnhof), Alpirsbach und Freudenstadt möglich. Ein Fahrschein für Fahrräder ist nötig, entsprechend der Regelungen des jeweiligen Verkehrsverbundes.

Zur Information der Fahrgäste zum Schienenersatzverkehr hat die SWEG Faltblätter herausgeben, die kostenlos an den bekannten Verkaufsstellen erhältlich sind. Der Ersatzfahrplan ist außerdem unter www.sweg.de verfügbar. Telefonische Auskünfte erteilt die Service-Zentrale der SWEG unter 07821/996 07 70.