Der Schienenersatzverkehr zwischen Freudenstadt und Hausach ist eng getaktet. Warten auf Anschlüsse aus Schramberg ist in Schiltach kaum möglich. Foto: Sum

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Schramberg in Richtung Offenburg zu fahren, ist derzeit bisweilen eine knappe Kiste. Wegen des Schienenersatzverkehrs gibt’s in Schiltach teils Umstiegszeiten von wenigen Minuten – nicht immer klappt das.

Schiltach - Der geplante Ausflug eines Schrambergers in den Pfingstferien Richtung Freiburg ist nicht so verlaufen, wie sich der Mann das vorgestellt hat: Bereits in Schiltach was Schluss – zumindest vorerst. Der Schienenersatzverkehr warte nicht auf den Regiobus, der nahezu im Stundentakt zwischen Rottweil und Schiltach verkehrt, lautet der Vorwurf des Mannes. "20 Sekunden hätten gereicht", doch der Schienenersatzverkehr-Bus sei den Ausflüglern "vor der Nase weggefahren" – und alle Anschlüsse verpasst worden.

"Läuft im Großen und Ganzen stabil"

Noch bis Anfang Oktober müssen Bahnfahrer zwischen Freudenstadt und Hausach in den Bus umsteigen. Wegen umfassender Sanierungsarbeiten an den Gleisen ist ein Schienenersatzverkehr (SEV) im Einsatz. Mal mit äußerst knappen Umstiegszeiten von den Passagieren aus Richtung Schramberg kommend, mal mit lästig langen von fast einer Stunde. Doch wie läuft’s mit dem SEV? Gehen bei der Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH, besser bekannt als SWEG, viele Beschwerden ein oder klappt es einigermaßen? "Der SEV läuft im Großen und Ganzen stabil. Die Fahrzeiten werden in der Regel eingehalten", erklärt Pressesprecher Christoph Meichsner auf Nachfrage unserer Redaktion. Rückmeldungen von Fahrgästen direkt seien ihm "keine bekannt".

Busse mit striktem Fahrplan

Aber wie sieht es am Knotenpunkt Schiltach aus: Sind die SEV-Busse angehalten, auf den Bus aus Rottweil zu warten? "Die Busse haben einen strikten Fahrplan mit Ziel Hausach, bei dem jede Minute zum Verhängnis werden kann", verdeutlicht Meichsner.

SEV ist störungsanfällig

Es dürfte jedem klar sein, dass der SEV nicht nur für die eigentlichen Bahnfahrer eine Herausforderung ist, sondern auch für die Planer. Schließlich gibt es einiges zu bedenken – und der Straßenverkehr ist mit Sperrungen, Unfällen und Staus eben doch störungsanfällig. Hauptaugenmerk beim Planen des SEV-Fahrplans ist laut Meichsner "die Anschlusssicherung auf die Umsteigebahnhöfe in Freudenstadt und insbesondere Hausach". An "Unterwegsbahnhöfen wie in Schiltach kann nur begrenzt der Anschluss abgewartet werden, sonst würde die längere Fahrzeit nach Hausach ›übergeben‹ werden, wo der Zugverkehr anknüpft. Den Zugverkehr zu verschieben, hätte weitaus negativere Konsequenzen als die aktuelle Situation", verteidigt Meichsner die kurzen Umstiegszeiten von teils nur einer Minute.

Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer

Der Pressesprecher nennt einen weiteren Grund, den es zu bedenken gilt: "Die maximale Wartezeit der Busse bei jedem Anschluss ist zum einen also abhängig vom anschließenden Schienenverkehr in Hausach und Freudenstadt, zum anderen aber auch von den gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer. Unter Umständen kann schon eine Verlängerung um ein, zwei Minuten bewirken, dass die Lenk- und Ruhezeiten überschritten werden, was den SEV-Fahrplan zusammenbrechen lassen würde."

Rücksicht auf Regiobus Richtung Rottweil

Die Planung des SEV werde mit der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg abgestimmt. "Es wurde weit im Vorfeld auf Zug-Anschlüsse, Schulzeiten und zusätzliche Erschwernisse wie die Straßenbaustelle in Loßburg Rücksicht genommen", gibt der Pressesprecher einen kleinen Einblick. Auf einzelne Verbindungen, etwa morgens an Werktagen, sei bezüglich des Regiobusses vorab ebenfalls reagiert worden – sodass "zumindest morgens an den Werktagen der Anschluss von/nach Rottweil" überhaupt möglich sei.

Tunnelsperrung in Wolfach beeinträchtigt SEV

Ereignisse wie der Unfall am Mittwoch in Hinterlehengericht oder die Tunnelsperrung in Wolfach samt Stau und Verkehrschaos im Städtle in der vergangenen Woche wirbeln den SEV-Fahrplan gehörig durcheinander – da dürfte nicht nur ein Fahrgast seinen geplanten Anschluss verpasst haben. Bei der Tunnelsperrung "haben wir über die Auskunft der Bahn eine Großstörung kommuniziert, die in den elektronischen Fahrplanauskunftsmedien angezeigt wurde", erklärt Meichsner. Störungen wie diese würden auch an den elektronischen Anzeigern an den Bahnsteigen angezeigt, "aus technischen Gründen jedoch nicht in beziehungsweise an den SEV-Bussen".

Baustelle fällt in 9-Euro-Zeit

Jeder kennt’s: Baustellen kommen für die Betroffenen nie zur rechten Zeit, schon gar nicht, wenn sie mehrere Monate dauern. Doppelt Geduld und Nervenstärke ist für die SEV-Busfahrer und -Nutzer aber wohl in Zeiten des 9-Euro-Tickets gefragt. Es "trägt allgemein zu einer erhöhten Auslastung der Fahrzeuge bei", sagt Meichsner – auch der SEV werde rege genutzt.

Info: Die Baustelle

Seit Anfang Juni und voraussichtlich bis 8. Oktober ist zwischen Hausach und Freudenstadt ein Schienenersatzverkehr im Einsatz. Die Deutsche Bahn modernisiert die Kinzigtalbahn und erneuert nach eigenen Angaben rund 32 Kilometer Gleise, 50 000 Schwellen und 45 000 Tonnen Schotter. Zwischen Wolfach und Schiltach werden Schienen, Schwellen und Schotter ausgetauscht.

Der Schotter wird dabei vor Ort gereinigt, mit frischem Material ergänzt und dann wieder eingebaut. Auch von Schiltach in Richtung Freudenstadt tauscht die Bahn überwiegend Schwellen und Schotter aus. Zudem werden mehrere Bahnübergänge saniert.