Das Bolzenproblem ist immer noch nicht gelöst. Keiner kann sagen, ob die Firma Porr wieder Billig-Stahl aus China genommen hat. Deshalb wurde der Brückenbaufirma schon der Auftrag für die Autobahnbrücke Leverkusen entzogen.
In dieser Woche geht es auf der Hochbrückenbaustelle richtig los: Neue graue Stahlquerträger warten auf den Einbau, der erste Längsträger ab dem Widerlager in Nordstetten soll schon diese Woche betoniert werden.
Die Arbeiten gehen weiter RP-Sprecherin Irene Feilhauer: „Etwa in der Kalenderwoche 11 (diese Woche) wird der erste Teils der Fahrbahnlängsträger betoniert. Bei den grauen Stahlträgern handelt es sich um Querträger. Diese dienen zur Unterstützung der Fahrbahn in Bauabschnitt zwei. Diese Montage ist in den Kalenderwochen 12 und 13 vorgesehen. Dann kommen auch die ersten Betonfertigteile, die voraussichtlich ab der Kalenderwoche 13 montiert werden können.“
Die Betonfertigteile – das sind Platten, die den Straßenuntergrund für die Hochbrücke bilden.
Der Billigstahl-Verdacht Während oben die Hochbrücke wächst, wachsen unten die Fragen. An dem Bauwerk arbeitet die Brückenbaufirma Porr aus Österreich, die unter anderem die Talbrücke Marbach in Dillenburg oder die Dütebrücke an der Autobahn 1 in Osnabrück gebaut hat. Aber auch beispielsweise die Errichtung der Save-Brücke in Belgrad oder der Neubau der »Großen Olympia-Skisprungschanze« in Arge, Garmisch-Partenkirchen, gehören zu den Referenzen der Firma. Bei der deutschlandweit bekannten Frust-Baustelle der Autobahnbrücke Leverkusen wurde Porr jedoch vom Land Nordrhein-Westfalen der Auftrag entzogen, weil diese angeblich Billigstahl aus China eingesetzt haben soll. Porr-Chef Karl-Heinz Strauss hatte dem Auftraggeber, der landeseigenen „Straßen.NRW“ die Schuld gegeben. Diese habe sich ganz bewusst für den China-Stahl entschieden.
Das ungelöste Rätsel Nun sind an Rosenmontag vor einigen Wochen in Horb sechs Bolzen abgekracht. Die Bahnstrecke, auf der die Kulturbahn fährt, musste zwischenzeitlich gesperrt werden. Seitdem hängt der 150 Tonnen schwere Querträger am Hochbrücken-Pylon in der Luft.
Bis heute ist unklar, warum die Bolzen abgekracht sind. RP-Sprecherin Feilhauer sagt: „Wie mit dem teilbetonierten Querriegel weiterverfahren wird und welche Auswirkungen sich daraus auf die Bauzeit ergeben, steht aktuell noch nicht fest. Derzeit finden noch weitergehende Untersuchungen am Querriegel statt. Sobald hier neuen Erkenntnisse vorliegen, werden wir darüber entsprechend informieren.“
Im Moment ist am kritischen Querträger eine Gerüstkonstruktion mit roten Stahlträgern zu sehen. Sind das die Träger, an denen die Bolzen abgekracht sind?
Sicherung mit Stahlseilen RP-Sprecherin Feilhauer: „Ursprünglich lag der untere rote Stahlquerträger auf Konsolen, die wiederum mit den Bolzen am Pfeiler befestigt waren. Derzeit ist der rote Stahlquerträger mit Stahlseilen an den gleich aussehenden darüber angehängt, der seinerseits auf dem Pfeiler aufliegt.“
Doch wurde Billig-Stahl aus China verwendet? Beim Pressegespräch am 22. Februar sagte Michael Lumpp, Referatsleiter Straßenbau Süd im RP: „Die Bolzen sind kein Billigmaterial aus China. Dennoch werden die Bolzen jetzt metallurgisch untersucht.“
Woher stammt Material? Unsere Redaktion fragt noch einmal an. Konkret, ob die metallurgische Untersuchung inzwischen Hinweise auf Billig-Material aus China, Südkorea, Indien oder wo auch immer her ergeben hat. Oder sind die Bolzen aus deutscher Produktion? Die Antwort von RP-Sprecherin Feilhauer: „Die Herkunft der Bolzen ist uns nicht bekannt.“ Das RP werde mitteilen, wenn Ergebnisse vorliegen.
Unsere Redaktion fragt auch bei der Firma Porr selbst nach. Die Unternehmenskommunikation antwortet: „Alle Informationen und Details zu diesem Sachverhalt werden bei unserem Auftraggeber, dem Regierungspräsidium Karlsruhe (RP), gebündelt. Zu gegebener Zeit kann dort auch Auskunft gegeben werden.“