Im Stadtquartier Killesberghöhe. Foto: Max Kovalenko

Kein anderes Projekt nahm Franz Fürst länger in Anspruch als das Stadtquartier Killesberg und die benachbarten noblen Wohngebäude. Und das will was heißen, denn der Salzburger Investor hat viele Bauprojekte entwickelt. Jetzt, gut sieben Jahren nach seinem Antritt, ist die Mission in Stuttgart erfüllt. Fast.

Der Salzburger Unternehmer Franz Fürst hat Teile des Killesbergs umgekrempelt. Jetzt sucht er neue spannende Aufgaben.

Stuttgart - Fürst Developments ist umgezogen. Von der Birkenwaldstraße sind die Büros soeben ein paar Hundert Meter weiter zum Kochenhof verlagert worden. Dorthin, wo der Projektentwickler Franz Fürst auf ehemaligen Messeflächen das Stadtquartier Killesberg errichten ließ. Und einige Gebäude, die von international bekannten Architekturbüros wie dem von David Chipperfield entworfen wurden.

Jetzt geht es für Fürst in Stuttgart eine Nummer kleiner. 200 statt 400 Quadratmeter, vier bis fünf statt neun Mitarbeiter neben dem örtlichen Geschäftsführer. Denn nach sieben Jahren, in denen er sich auch persönlich stark engagierte, ist das Ende seiner Mission in Stuttgart absehbar. Den Firmenstandort will Fürst dennoch erhalten, in Stuttgart Gewerbesteuerzahler bleiben. Von hier aus könne man ja auch andere Teile Deutschlands und die Ostschweiz beackern, wenn sich in Stuttgart selbst nichts böte.

Zuletzt sorgte Fürst mit Nachdruck dafür, dass die Geschäftsleute und der Parkhausbetreiber auf dem Killesberg sich endlich auf eine Linie einigten, was die Rabattierung der Parkgebühren ihrer Kunden angeht. „Da war es fünf vor zwölf“, sagt Fürst. Abgesehen von einer Arztpraxis und zwei Ladenflächen gibt es im Geschäftsviertel keine Leerstände mehr. Gemanagt wird das Center von Fürsts Mitarbeiterin Birgit Greuter. Die Aufgaben (und ihre Bezahlung) sollen aber mehr und mehr zur Württembergischen Lebensversicherung übergehen, die das Laden- und Geschäftszentrum erwarb. Ein Gebäude mit Mietwohnungen ging an den Automobilclub ADAC. Die anderen Wohnungen gingen an Privatleute.

Die Reifeprüfung beim Verkauf ist aber noch nicht beendet: Zwei Penthouse-Wohnungen im Chipperfield-Gebäude sind in den letzten Wochen noch ausgebaut worden und für 1,9 bis 3,4 Millionen Euro zu haben. Die teuerste hat nicht nur einen Rundumblick über Park und Stuttgarter Talgrund, sondern auch einen Pool auf dem Dach.

An den Materialien hat Fürst auch anderswo nicht gespart – „zum Missvergnügen meines Finanzchefs“. Außerdem kam er manchem Wunsch entgegen. So rüstete er für Besucher des Stadtteilzentrums einen Fahrstuhl nach. Damit kann man den Höhenunterschied zwischen dem Gehweg an der Stresemannstraße und dem Zentrum Killesberghöhe leicht überbrücken. So seien wieder mal 100 000 Euro weg gewesen. „Die Bauherrendisziplin ließ zu wünschen übrig“, sagt Fürst selbstironisch. Darum sei er auch nie unermesslich reich geworden. Aber eine schwarze Zahl werde ihm von Stuttgart übrig bleiben. Und ein Referenzobjekt. Das tröstet. Und das ist nötig. Denn bei keinem anderen Projekt hat Fürst einen so langen Weg absolvieren müssen.

„Ohne das Zutun von Wolfgang Schuster wäre ich 2006 nicht gekommen“, sagt er über den damaligen CDU-OB, den manche als Kumpanen der Investoren betrachteten. Fürst entdeckte eine „Stadt im Aufbruch“ und wollte hier einen Beitrag leisten. Die „weiße Fläche“ der ehemaligen Messe schien ihm maßgeschneidert für sich. Das Projekt Scenario, ein Mode-Orderzentrum, hauchte zwar ruhmlos sein Leben aus. Für diesen Misserfolg nimmt Fürst aber auch Schuster in Mithaftung: Der OB habe „Glamour“ gewollt. Und es blieb ja noch viel übrig.

Fürst bereut also nichts. Er habe in Stuttgart viele tolle Leute kennengelernt, bis hin zum Sachbearbeiter im Rathaus. Außerdem eine „ungewöhnliche politische Zuverlässigkeit“. Immerhin habe man ihn sein Projekt vier Jahre betreiben lassen, ohne dass er ein Grundstück erstanden hatte. „Ich habe in dieser Stadt viel gelernt“, sagt der Mann, der seinerseits bei Verwaltungsleuten einen Stein im Brett hatte. Denn zuvor hatten sie mit weniger kunstsinnigen, mit grobschlächtigeren Investoren zu tun gehabt.

Aber halt. Nicht alles lief rund. Dass die Stuttgarter Straßenbahnen AG auf der Stadtbahnlinie zum Killesberg keinen Zehn-Minuten-Takt mehr fährt, bedauert Fürst. Und rückblickend bereut er dann doch, dass er sich bis zur Eröffnung des Zentrums nicht ein halbes Jahr mehr gönnte. Beim herrschenden Zinsniveau wäre das kein Beinbruch gewesen. Fürst peilte aber den 29. November 2012 an – und danach musste weitergearbeitet werden. Vom Frühjahr an werde es aber einen störungsfreien Betrieb geben, verspricht Fürst. Zur Feier sponsert er ein Stadtteilfest im Mai.

Dann wird er seine Präsenz schon verringert haben. Im ersten Quartal werde er aber noch alle 14 Tage hier sein, sagt Fürst. 2010, nach der Büroeröffnung in Stuttgart, war er zeitweise fast jede Woche da. Oft blieben pro Woche zehn Stunden auf der Strecke. Aber er hatte halt Heimweh.

Nachfolgeprojekte in Stuttgart sind nicht ausgeschlossen. Bisher hat es nur noch nicht geklappt. Die Villa Berg zu sanieren hätte ihn gereizt, wenn er im Park Neubauten, ähnlich den Kavaliershäusern bei Schloss Solitude, hätte bauen dürfen. Das war politisch aber nicht gewollt. Die Erneuerung des ehemaligen IBM-Areals mit Kulturdenkmalen vom Architekten Egon Eiermann fände er spannend. Oder die Bebauung des Areals Rathausgarage im Zentrum. Da brauche es eine sensible Lösung. Konkret ist nichts.

Vorerst rückt Fürst also ab. In Richtung München, wo es eine Niederlassung gibt, aber vor allem nach Salzburg. Dorthin ziehe es ihn wie die Lachse, die zum Laichen an ihren Ursprungsort zurückkehren. „In Salzburg ist meine Seele daheim“, sagt er.