Zimmermeister Reinhard Bonath (von links) bespricht mit Bauleiter Reiner Glocker, Kirchengemeinderatsmitglied Jürgen Götz, Pfarrer Markus Luy und der Kirchengemeinderatsvorsitzenden Ursula Buzzi Details zum Neubau. Foto: Sum

Evangelische Kirche: Richtfest soll an Erntedank gefeiert werden / Fertigstellung für Mai 2022 geplant

Der Bau des neuen evangelischen Gemeindehauses geht voran. Derzeit sind täglich Fortschritte zu sehen. In knapp vier Wochen soll Richtfest gefeiert werden.

Schiltach. Das Richtfest, daran lässt Zimmermeister Reinhard Bonath aus Oberwolfach keinen Zweifel, soll in alter Tradition stattfinden: Mit Richtspruch durch einen Zimmermann und einen reichlich geschmückten Richtbaum, den aller Voraussicht nach die Trachtenträger zur Baustelle tragen.

Denn: "Unser Traumtermin fürs Richtfest wäre an Erntedank, am 3. Oktober", sagte Ursula Buzzi, Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats beim Vor-Ort-Termin. Dann seien die Trachtenträger sowieso vor Ort und auch im Erntedank-Gottesdienst um 10 Uhr könne das Richtfest schon thematisch aufgegriffen werden, waren sich Buzzi und Pfarrer Markus Luy einig. Und auch Bonath gab sein Okay: "Wir brauchen etwa noch drei Wochen" – der 3. Oktober sollte also klappen.

Der Zimmerer spricht beim neuen Gemeindehaus von einem "tollen Objekt". Seit Ende August ist er mit seinem Team mit Aufrichten beschäftigt. Rund zwei Monate später als geplant: "Das Holz hat gefehlt", erklärt Bonath – und es wird, den "explodierenden Preisen" geschuldet, auch etwas teurer als gedacht.

Insgesamt rechnet die Kirchengemeinde mit Kosten von 1,5 Millionen Euro. 50 Prozent davon trägt die evangelische Landeskirche, 20 Prozent muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen und die restlichen 30 Prozent werden über ein Darlehen, das die Gemeinde bei der Landeskirche aufnimmt, finanziert. "Wir haben großes Glück, dass wir in dieser Zeit so bauen dürfen", sagt Markus Luy und spielt damit ebenfalls auf die aktuelle Situation in der Baubranche an. "Das ist sicherlich vorerst einer der letzten genehmigten Neubauten", sagt auch Ursula Buzzi. Denn weil die Landeskirche einen großen Teil der Kosten trägt, musste sie den Bau natürlich genehmigen und "dahinter stehen".

Veranda führt außen rum

320 Quadratmeter misst das neue Gemeindehaus, das Richtung Städtle eine große Glasfront und rundherum eine überdachte Veranda bekommt. Der Gemeindesaal hat 100 Quadratmeter, außerdem gibt es mehrerer Gruppenräume, den Sanitärbereich und Abstellräume sowie Platz für die Haustechnik. Betreten wird das neue Gemeindehaus über ein großzügiges Foyer samt offenem Küchenbereich. Herzstück ist dort der rund neun Meter hohe Lichtschacht, der den ganzen Raum mit Licht versorgen – und zu dem über Schrägen auch die Blickrichtung führen soll, erklärt Bauleiter Reiner Glocker vom Architekturbüro Muffler aus Tuttlingen. "Das wird der helle Mittelpunkt in der Höhe", führt er aus.

Bis Ende Oktober/Anfang November soll auch das Glas verbaut sein und das Gebäude damit "rundum dicht", so Glocker. Danach könne mit dem Innenausbau begonnen werden. Ausgeschrieben, so sagt Buzzi, sind diese Arbeiten aber noch nicht

Seit 2012 beschäftigt sich die evangelische Kirchengemeinde mit dem Gemeindehaus. Zunächst wurde eine Sanierung des bestehenden Martin-Luther-Hauses untersucht. Fünf Jahre später stand fest: Es muss ein Neubau her. 2019 wurde der Siegerentwurf aus einem Architektenwettbewerb gekürt und Anfang 2021 das alte Gemeindehaus abgerissen. Eine lange Zeitspanne also, in der das Projekt in der Kirchengemeinde präsent ist. "Es ist ein gigantisches Gefühl", sagt Ursula Buzzi, dass jetzt etwas zu sehen sei. Zwei bis drei Mal die Woche schaue sie sich die Fortschritte vor Ort an. Und auch aus der gesamten Kirchengemeinde sei der Rückhalt da und das Interesse groß. "Wir bauen hier alle zusammen", bekräftigt sie. "Ich freue mich, hier zu arbeiten", sagt auch Luy, dessen Kinder das Bauprojekt direkt hinter der eigenen Haustür ebenfalls mit Spannung verfolgen. Er kann dem fehlenden Gemeindehaus aber dennoch auch etwas Positives abgewinnen: "Wir haben die Stadtkirche noch einmal ganz neu kennengelernt", sagt er – etwa die Konfirmanden, die ihren Unterricht dort gehabt hätten. Und ein bisschen Geduld brauchen Pfarrer und Kirchengemeinde wohl durchaus noch in Sachen Gemeindehaus: Mit der Fertigstellung rechnet Bauleiter Glocker im Mai 2022.