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Die Nikolauspflege will ihren Campus am Kräherwald mit einer Investition von 33 Millionen Euro den heutigen Anforderungen anpassen. Der Architektenwettbewerb für ein Schulhaus und eine Turnhalle läuft.

Stuttgart - Für Blinde und für Menschen mit einer Sehbehinderung die Teilhabe am sozialen Leben zu sichern ist seit 160 Jahren die Aufgabe der Nikolauspflege. Als Heimsonderschule außerhalb der Stadt war sie angetreten, heute wird mit der Änderung des Schulgesetzes für Baden-Württemberg die Teilhabe von Menschen mit Behinderung für alle Lebensbereiche gefordert. Seit vier Jahren besuchen auch Kinder ohne Behinderung die Betty-Hirsch-Schule Am Kräherwald. Die Nikolauspflege will das inklusive Konzept in der Grund-, Werkreal-und Förderschule weiter fördern und sie zur Realschule ausbauen. „Wir können derzeit der Nachfrage von Eltern sehender Kinder nicht nachkommen“, sagt Anne Reichmann, die den Bereich frühkindliche und schulische Bildung leitet. Sieben Klassen werden in Containern unterrichtet. Erheblich erweitert werden soll auch der Ableger der Schule am Dornbusch auf dem großen Campus.

Alte Gebäude werden abgerissen

„Wir wollen eine neue Schule bauen, die genau zu den heutigen Erfordernissen an Teilhabe passt“, begründet der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Nikolauspflege, Dieter Feser, den Plan. Bis 2023 soll der Campus Am Kräherwald für 33 Millionen Euro umgestaltet werden. Den Anfang machen die Neubauten für Schule und Turnhalle, die zusammen auf 22 Millionen Euro veranschlagt werden. Nur so können neue Kapazitäten für die Schule geschaffen werden. „Wir müssen dafür sogar noch unter die Erde gehen“, sagt Feser. Die Gebäude aus den 1980er Jahren, die nicht barrierefrei sind, werden abgerissen.

Wettbewerb unter sieben Planungsbüros

Ein Wettbewerb unter sieben in der Region angesiedelten und im Schul-und Turnhallenbau erfahrenen Planungsbüros ist ausgeschrieben. Ende November tagt die Jury, in der neben Stiftungsvertretern, auch Schüler und die Verwaltung sitzen. Der Ausschuss für Umwelt und Technik sowie der Bezirksbeirat West stimmten dem Vorhaben im Juni zu. Allerdings muss der Bebauungsplan für das Areal geändert werden. Aktuell ist dort nur die Wohnbebauung gestattet. Die Änderung soll erst nach Abschluss des Architektenwettbewerbs beantragt werden: „Wir erhoffen uns dadurch, Zeit zu sparen“, begründet dies Feser. Im Herbst startet die Bürgerbeteiligung und im Dezember werden die Pläne der Öffentlichkeit präsentiert. „Der geänderte Bebauungsplan könnte 2018 vorliegen, wenn alles nach Plan läuft“, umreißt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Martin Adel den Zeitplan.

Hoffnung auf Finanzspritze vom Land

Die Stiftung hofft auf die Förderung durch das Regierungspräsidium, denn als staatlich anerkannte Ersatzschule übernimmt sie Aufgaben, für die sonst das Land aufkommen müsste. „Das wären aber auch nur knapp 40 Prozent des Gesamtaufwandes“, rechnet Adel vor. 60 Prozent der Kosten muss die Stiftung durch Spenden und über die Einnahmen im laufenden Betrieb finanzieren. Das ursprüngliche, über 100 Jahre alte Schulgebäude, ist von den Umbauplänen nicht betroffen. Es steht unter Denkmalschutz. In ihm befindet sich derzeit die berufliche Schule mit Internat.