Der Bebauungsplan "Obere Wiedmen" wird in "Wiedmenstraße" geändert, um eine 0,66 Hektar große Freifläche bebauen zu können. Statt Reihenhäuser sollen nun sieben Einfamilienhäuser entstehen. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

In der Wiedmenstraße ist Platz für sieben Einfamilienhäuser

Der Bebauungsplan "Obere Wiedmen" wird in "Wiedmenstraße" geändert, um eine 0,66 Hektar große Freifläche bebauen zu können. Statt Reihenhäuser sollen nun sieben Einfamilienhäuser entstehen.

Schenkenzell. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat über die beabsichtigte Änderung beraten (wir berichteten) und dem Ingenieurbüro Gfrörer aus Empfingen einen Auftrag zur Erarbeitung eines Planentwurfs mit Umweltbericht und artenschutzrechtlicher Prüfung beauftragt, die nun dem Ratsgremium in der Sitzung am Mittwoch vorlagen.

Nach Auskunft von Bürgermeister Bernd Heinzelmann stamme der bestehende Bebauungsplan "Obere Wiedmen" aus den 1970er-Jahren. Damals sei hauptsächlich der Bau von Reihenhäusern beabsichtigt gewesen, aber nie umgesetzt worden. Weil Schenkenzell vor allem Anfragen für Ein- und Zweifamilienhäuser habe, müsse die in Privatbesitz befindliche Grünfläche im Bereich der Wiedmenstraße überplant werden, um die Bebauung der nun üblichen Baustile zu ermöglichen.

Mit zusätzlichen Einliegerwohnungen könnten bis zu 14 Wohneinheiten entstehen, so werde die Freifläche im Sinne einer städtebaulichen Nachverdichtung optimal genutzt. Darüber sei mit dem Eigentümer Einigkeit erzielt worden. "Wir müssen sehen, dass wir die Innenentwicklung vorantreiben und mit Grund und Boden sparsam umgehen – wie im Wohngebiet Oberdorf-West. Dort gehen aber die freien Plätze zur Neige", sah der Bürgermeister Handlungsbedarf.

Schon achte Variante

Wie Planerin Jana Walter erläuterte, seien bereits 2017 Vorschläge über eine mögliche Überplanung des bisherigen Bebauungsplans um 6611 Quadratmeter besprochen worden. Mittlerweile sei man bei der achten Variante angelangt. Bei dem Vorhaben handle es sich um eine klassische Maßnahme der Innenentwicklung mit Nachverdichtung, wodurch das beschleunigte Verfahren angewendet werden könne. Dadurch entfalle eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und es brauche kein Umweltbericht erstellt werden, schilderte sie die Vorteile.

Die äußere Erschließung erfolge über die Wiedmenstraße, die innere über zwei herzustellende schmale Stichstraßen. Weil das Müllfahrzeug in Letztere nicht einfahren könne, müsse eine Sonderfläche für die Müllentsorgung berücksichtigt werden. Entwässert werde im Trennsystem, wofür der Mischwasserkanal verlegt werden müsse. Das Niederschlagswasser werde in Zisternen gesammelt und von dort verzögert der Kinzig zugeleitet.

Durch das Vorhaben gehe eine knapp 5000 Quadratmeter große Mähwiese verloren und müsse an anderer Stelle gleichwertig im Verhältnis 1:1 wieder hergestellt werden. Außerdem gebe es durch erforderliche Gehölzrodungen den Verlust mehrerer Brutplätze unterschiedlicher Vogelarten. Als Ausgleich müssten sechs Nisthöhlen für den Star, drei für die Kohlmeise und acht Fledermauskästen an geeigneter Stelle aufgehängt werden.

Diskurs über Dächer

Bei den örtlichen Bauvorschriften habe sie sich an jene aus dem Wohngebiet Oberdorf-West gehalten. Bei der Wahl der Dachform würden Flach- und Tonnendächer ausgeschlossen, informierte Walter. Mit diesem Verbot zeigten sich mehrere Räte nicht einverstanden. Stefan Maier und Willi Intraschak sprachen sich für Flachdächer aus, um spätere Befreiungen in Bauanträgen zu vermeiden. Stefan Mäntele forderte bei der Zulassung von Flachdächern die Verpflichtung zur Begrünung. Außerdem wollte er wissen, ab wann gebaut werden könne. "In etwa neun bis zwölf Monaten", stellte der Bürgermeister in Aussicht.

Werner Kaufmann empfahl angesichts der festgelegten 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit und schmaler Stichstraßen, ein paar öffentliche Parkplätze in der Wiedmenstraße anzulegen. Dann bestehe die Gefahr, warnte die Architektin, dass Anwohner dauerhaft auf diesen Plätzen parkten und Wohnmobile abstellten. "Wie könnten alternativ zwei Stellplätze je Wohnung vorschreiben", lautete ihr Vorschlag, der nach Ansicht von Heinzelmann noch mit dem Grundstücksbesitzer abgeklärt werden muss.

Mit jeweils einer Gegenstimme befürwortete das Ratsgremium mehrheitlich vier zusätzliche Stellplätze an der Wiedmenstraße und die Zulassung von Flachdächern mit Begrünung. Den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Wiedmenstraße" samt Billigung des Vorentwurfs fassten die Räte einstimmig.