In welche Richtung die Entwicklung der Gemeinde Bösingen verlaufen kann, lässt sich erahnen, als über den Flächennutzungsplan 2037 gesprochen wird. Es geht vor allem um Platz für Wohnhäuser und für Gewerbe.
Wie sich denken lässt, entsteht so ein Planwerk nicht über Nacht. Einen größeren Schritt unternimmt der Gemeinderat, als er sich mit dem Entwurf von Ludger Große Scharmann (Flächennutzungs- und Landschaftsplanung, Waldenbuch) beschäftigt.
Da sind zwei beachtliche Wälzer: der Umweltbericht mit Umweltprüfung 69 Seiten stramm, der Vorentwurf zur frühzeitigen Beteiligung von Bürgern und Behörden 71 Seiten.
Am 15. April geht es los
Besagter Flächennutzungsplan betrifft die Gemeinden Bösingen und Villingendorf. Entscheidender Spielmacher ist der Gemeindeverwaltungsverband Villingendorf. Jener will am Dienstag, 15. April, tagen, und dann damit an die Öffentlichkeit gehen.
Aktuell im Gemeinderat werden die vorgesehenen Gebiete und Areale vom Bösinger Gemeinderat begutachtet und genehmigt, die bereits in einer Klausurtagung im vergangenen November besprochen wurden.
Bösingen denkt...
Ein gültiger Flächennutzungsplan ist die Grundlage dafür, dass eine Gemeinde Bebauungspläne aufstellen darf. Und dann können sich Bauherren und Gewerbetreibende ihrerseits ihre Wünsche und Vorstellungen erfüllen.
... und Stuttgart lenkt
Im Gegensatz zu früheren Epochen ist es diffiziler geworden, Bauland ausweisen zu dürfen. Auf dem Lande weitaus schwieriger umzusetzen als anderswo, so der Eindruck des Planers mit Blick auf seine Beobachtungen und Erfahrungen mit dem Regierungspräsidium Freiburg, das wiederum nicht im luftleeren Raum agiert, sondern nach Vorgaben und Erwartungen aus Stuttgart arbeitet.
Um hieb- und stichfeste Begründungen für die Vorhaben (Bauland, Gewerbeland) zu besitzen, werden statistische Daten und Prognosen verarbeitet und vorausberechnet. Dies betreffen vor allem, aber nicht nur, den Bevölkerungsstand und die Wanderungsbewegungen.
Bösinger Vorhaben
Jenseits dieser theoretischen Voraussetzungen bedeutet dies, dass im Vorentwurf die Gemeinde Bösingen mit folgenden Plänen ins Rennen gehen will: in Bösingen die Wohnbaugebiete Reutewiesen 2,2 Hektar (links der gleichnamigen Straße am Ortseingang, von Herrenzimmern kommend) und Birkenweg West III (0,24 Hektar) sowie in Herrenzimmern Büscheck (2,65 Hektar), Laubteile Nord (2,53 Hektar) und Hochheim (1,0 Hektar). Aus dem aktuellen Flächennutzungsplan übernommen werden soll das Bösinger Areal Berg VI (3,04 Hektar).
Das Innerörtliche
Zu berücksichtigen sind aber auch diverse, als Flächenreserven titulierte Plätze in Wohn- und Mischgebieten. Notiert sind in Bösingen 4,27 Hektar (als verfügbar werden 0,11 Hektar eingestuft) und in Herrenzimmern 1,66 Hektar (verfügbar 0,0 Hektar).
In beiden Ortsteilen seien dies 99 Flächen, auf denen Bauplätze errichtet werden könnten, um die innerörtliche Bebauung zu intensivieren. So informiert Bürgermeister Peter Schuster. Hier würde es grundsätzlich Gespräche mit den jeweiligen Eigentümern erfordern und deren Bereitschaft. Fingerspitzengefühl inklusive.
Raum für Gewerbe
Beim Gewerbe konzentriert sich die Gemeinde auf den „Pfarrbrühl“, also das Gewerbegebiet in Bösingen, rechts der Kreisstraße, von Herrenzimmern kommend. Konkret: Pfarrbrühl Nordost (0,94 Hektar) und „Pfarrbrühl II – 3. Änderung und 2. Erweiterung“ (1,14 Hektar).
Als Flächenreserven sind aufgeführt: in Bösingen „Pfarrbrühl 1. Änderung und 1. Erweiterung“ (1,97 Hektar, angrenzend an „Norma“) sowie in Herrenzimmern „Brühl – 1. Änderung“ (0,66 Hektar) und „Wiesenstraße/Porschestraße (0,46 Hektar).
Zahlen unter dem Strich
Um eine Spur konkreter zu werden, ist es hilfreich, einen Blick auf die Bevölkerungsvorausberechnung 2037 zu blicken. Hier sind bei Bösingen 232 Personen vermerkt (bei Villingendorf 261) und ein Wohnbauflächenbedarf von 10,88 Hektar (bei Villingendorf 11,42 Hektar).
Blick in die Zukunft
Mit Blick auf Zukunftstechnologien und den Umstand, dass sich Bösingen und Herrenzimmern auf dem Weg befindet, eine Windpark-Gemeinde zu werden, interessiert es Rainer Thieringer, ob und wie in diese Richtung flächennutzungsplanungstechnisch gedacht worden sei. Denn solche Gemeinden könnten ja für die Industrie interessant sein.
Nicht berücksichtigt
Diesbezügliches sei nichts berücksichtigt worden, so der Schultes. Eine ausgewiesene Windkraftfläche existiere jedoch seit längerer Zeit: Hochwald-Hüllberg, rechts der Kreisstraße von Villingendorf zur Bundesstraße 462. In Bösingen seien es Vorranggebiete, im Regionalplan verzeichnet, der für die Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar gilt.
Interessant könnten ja durchaus Extraflächen für Umspannwerke oder für die Erzeugung von Wasserstoff sein.
Anregungen möglich
Wenn der Gemeindeverwaltungsverband aktiv geworden ist, besteht die Gelegenheit, für Bürger und Behörden vier Wochen lang Anregungen und Kritik anzubringen. Selbige werden dann ausgewertet, besprochen und verarbeitet. Anschließend folgt ein zweiter Durchgang, der sich Offenlage nennt.