Geschockt über die Eigeninitiative einiger Bürger: Simon Schneider von der Baumschutzkommission Foto: Lück

Schock-Fotos von der Baumschutzkommission: Hier haben offenbar Anwohner einfach Kronen von Straßenbäumen abgesägt, weil sie das Laub nervte. Diese Bilder präsentierte Simon Schneider vom Bauhof im VTA.

Horb - Die Baumschutzkommission. Besteht aus Simon Schneider, Grünflächenmanagement, Förster Thomas Merklinger, Martin Scherer und Volkmar Rieber. Doch nicht nur der Nabu-Legende Rieber (verwandelte den Kuglerhang in ein Orchideenparadies) fällt bei der Arbeit öfter die Klappe runter.

Das berichtet Simon Schneider im VTA: "Der Streit um die Straßenbäume fängt meistens im Herbst an. Wegen des Laubs. Der eine Nachbar sagt: ›Der muss weg.‹ Der nächste: ›Er bleibt.‹ Der dritte sägt ihn einfach heimlich weg!" Das könne auch passieren, wenn die Äste über die Grundstücksgrenze hängen.

Zusammengeschnittene Bäume zu retten ist schwierig

Dazu zeigt Schneider das Bild von der Altheimer Straße. Ein typischer Konfliktbaum. "Der Baum macht die Fassade am Haus sehr dunkel. Wir haben entschieden: Er bleibt zunächst erhalten. Aber er ist bald zu groß für das Haus."

Er zeigt dann später Bilder vom Hohenberg. Titel der Folie "Baumpflege durch Anwohner." Hier – so vermutet der Grünflächenmanager – muss wohl irgendein Anwohner einfach zur Säge gegriffen haben.

Ein Baum mit einem langen Stamm, eine dünne Krone ganz oben. Schneider: "Da müsste die Krone ungefähr hier anfangen." Zeigt auf die Mitte. Schneider weiter: "Da hat ein Anwohner die Krone abgesägt. Die hat sich später neu gebildet. Wir haben den Fall mit Bürgermeister Zimmermann diskutiert, weil wir uns das nicht gefallen lassen wollten. Doch wir konnten nicht ermitteln, wer das war. Im Herbst haben wir ihn neu gepflanzt. Das war eine traurige Sache. Es ist schwierig, einen Baum, der mal so zusammengeschnitten worden ist, zu retten!"

Blutbuche im alten Freibad hat morsche Äste

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes: "Es ist traurig, dass Einzelne zur Selbsthilfe greifen!"

Die "Baumfrevler" in der Nachbarschaft. Nicht die einzigen Fälle, die die Baumschutzkommission bearbeitet. Manchmal stört ein Baum wirklich. Wie die Robinie in einem Ortsteil. Die Wurzeln hatten die Abwasserleitung kaputtgemacht, dem Besitzer stand die "Kacke im Keller". Schneider: "Wir haben die Kanalisation abgefahren, um das zu prüfen. Der Kanal war nicht zu stabilisieren – also haben wir entschieden: Der Baum muss weg!"

Gefährlich: Die Blutbuche im alten Freibad. Schneider: "Wir wurden am Montag informiert. Bei einer Veranstaltung ist ein Ast abgebrochen und ganz knapp an einem Kind vorbeigefallen. Wir haben den Hubsteiger genommen und festgestellt, dass der Baum Sonnenbrand hatte. Beim Einkürzen vor Jahren wurde er oben beschädigt. Deshalb waren Äste morsch. Wir haben einen Sonnenschutz angebracht und das Totholz entfernt."

In Zweifelsfällen wird versucht, den Baum zu retten

Der schlimmste Fall der Baumschutzkommission: Die Linde am Ortsausgang Dettingen Richtung Schopfloch. Schneider: "Er hatte einen Blitzschaden, sah nicht mehr stabil aus. Dazu ein Pilz, der das Holz von innen auffrisst. Mit einer Schalltomographie konnten wir klären, wie der Baum innendrin wirklich aussieht. Der Gutachter hat gesagt: ›Der muss innerhalb von drei Monaten gefällt werden!‹" Verkehrssicherungspflicht. Eine frische Linde wurde schon wieder gepflanzt.

Bisher hat die Kommission über 400 Bäume angeschaut. Doch weil jetzt das Baumkataster läuft und alle öffentlichen Bäume gecheckt werden, droht bald noch mehr Arbeit für die Experten.

Schneider: "Bisher hat eine Firma über 2000 Bäume erfasst. Ich bin gespannt, was herauskommt. Ich schätze, dass sich die Kommission in Zukunft zwischen 5000 und 8000 Bäume kümmern muss. Es wäre gut, wenn sich das Gremium überlegt, wie man den Arbeitsaufwand reduzieren kann. Mein Vorschlag wäre: Bäume, die tot sind, brauchen in der Kommission nicht behandelt werden."

Klar ist aber auch für Schneider: In Zweifelsfällen wird versucht, den Baum zu retten. Ein Sichtgutachten kostet 125 bis 200 Euro, ein Schallgutachten 500 Euro. Im Extremfall wird ein Zugversuch gemacht, um zu prüfen, wie weit sich der Stamm noch biegen lässt: 1000 Euro. Laut Grünflächenmanager Schneider hatte es im vergangenen Jahr zehn Gutachten gegeben.