Was aussieht wie Natur im Winter ist ein voll erschlossenes Baugrundstück in der Stadt. Davon gibt es 259 in Meßstetten und seinen Stadtteilen. Foto: Eyrich

Die Stadt Meßstetten rückt ihren Baulücken zu Leibe – auch deshalb, weil sie andernfalls keine Baugebiete im Außenbereich mehr entwickeln darf. Für Bürgermeister Frank Schroft und sein Team ist es ein hartes Brot.

Meßstetten - Meßstetten wächst. Hatte die Stadt beim Amtsantritt von Bürgermeister Frank Schroft Ende 2015 noch 10 190 Einwohner, so sind es – Stand Freitag – 10 679. Bewohner des Ankunftszentrums Ukraine nicht mitgerechnet. Dort, auf dem Geißbühl, soll ein Industrie- und Gewerbepark entstehen, der Firmen und damit weitere Einwohner bringen wird – der Bedarf an Wohnraum wird also weiter steigen, und zwar gegen den Trend, der noch beim Erstellen der Agenda Meßstetten 2030 im Jahr 2016/2017 vorhergesagt worden war. "Eine zentrale Erkenntnis war damals auch, dass die Meßstetter sich mehr Miet-Wohnraum wünschen", sagt Schroft.

Damals hatte der Gemeinderat auf einen Mix aus Innen- und Außenentwicklung gesetzt, seither mehrere Baugebiete entwickelt. Das Baugebiet Sickersberg/Kreuzbühl etwa war jedoch auf acht Bauabschnitte angelegt – am Ende sind es zwei geworden, denn "dort sind fünf Hektar Flora-Fauna-Habitat-Mähwiesen, und die müssten wir eins zu eins ausgleichen", so Schroft.

Mehr als 200 000 Quadratmeter liegen brach

Außenentwicklung werde künftig gar nicht mehr möglich sein, wenn Meßstetten nicht auch seine Baulücken innerorts nutze, stellt Schroft klar, und die summieren sich auf 200 582 Quadratmeter in allen Stadtteilen. "Das ist ein Potenzial, dass wir nicht ungenutzt lassen dürfen", erklärt Schroft und hat deshalb 194 Grundbesitzer angeschrieben: Nicht um sie unter Druck zu setzen, wie er ausdrücklich betont, sonder um sie dafür zu sensibilisieren, wie sinnvoll es sei, die Grundstücke einer Bebauung zuzuführen. Nicht angeschrieben hat der Schultes jene, die seit 2020 ein Grundstück gekauft haben – weil es bei den meisten von ihnen eh auf einen Bauwunsch setzt.

Als Baulücke gelten nur Grundstücke, die sich als Bauplatz eignen – nicht die teils sehr großen Gärten hinter den Häusern, von denen die ehemals landwirtschaftlich geprägte Kernstadt mehr hat als die dörflichen Stadtteile – insgesamt 43 in der Gesamtstadt.

Der Handlungsbedarf ist hoch

In der Kernstadt liegen 76 514 Quadratmeter Fläche, verteilt auf 101 Baulücken, brach, in Tieringen 42 230/57, in Heinstetten 24 243/29, in Hartheim 15 282/20, in Hossingen 18 314/21, in Oberdigisheim 12 012/16 und in Unterdigisheim 11 987/15 – Schroft hatte beim Bürgerempfang 2022 ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Handlungsbedarf besteht. Für 37 dieser 259 Grundstücke besteht binnen fünf Jahren nach Kauf ein Bauzwang, weil sie einst der Stadt gehörten. Für nur fünf besteht im Bebauungsplan kein Baurecht.

19 Bauplätze gehören noch der Stadt – neun in Unterdigisheim, acht in Heinstetten, je einer in Oberdigisheim und Tieringen. "Die Stadt kann freie Bauplätze aber nicht in größerer Zahl kaufen, schon wegen der Grunderwerbssteuer-Ausgaben", stellt Schroft klar.

Der Rücklauf war hoch – aber größtenteils negativ

Reagiert haben 158, also stolze 81 Prozent der Angeschriebenen, was Schroft sehr freut. Allerdings haben 143 von ihnen erklärt, nicht verkaufen zu wollen. 13 haben erklärt, dass sie damit einverstanden seien, ihre Kontaktdaten an Kaufinteressierte weiterzuleiten. 14 erlauben der Stadt, über die Plattform "Baupilot" das Grundstück als verkäuflich zu titulieren. Insgesamt 15 sind grundsätzlich verkaufsbereit – ihnen gehören 114 096 Quadratmeter Baulücken, die den 117 310 Quadratmetern der nicht Verkaufsbereiten gegenüberstehen. Die 36, die sich nicht zurückgemeldet haben, besitzen 27 082 Quadratmeter.

Ab 2025 könnte es teuer werden für Grundbesitzer

Welche Gründe nennen jene, die nicht verkaufen wollen? Die üblichen: Sie halten ihr Grundstück für Kinder respektive Enkelkinder zurück oder nutzen es als Wertanlage in Zeiten hoher Inflation. Sie alle könnte das allerdings teuer zu stehen kommen, denn ab 2025 dürfen Kommunen in Baden-Württemberg einen eigenen Hebesatz für unbebaute baureife Grundstücke erheben. Die Stadt darf die Besitzer der Baulücken also zur Kasse bitten.

Außerdem steigt der Druck der Politik insgesamt: "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" lautet schon lange das Prinzip, das künftig noch stärker umgesetzt werden soll.

Wie kommentiert der Bürgermeister die Tatsache, dass Grünflächen zum Herunterkühlen der innerörtlichen Temperaturen in den heißer werdenden Sommern wichtig sind? "In das Klimaschutzkonzept, das die Stadt aufstellen will, werden solche Punkte natürlich einfließen", sagt Schroft, "und zwar nicht nur das Begleitgrün. Allerdings haben wir in allen Stadtteilen schnell die Möglichkeit, ins Grüne zu kommen. Im Klimaschutzkonzept werden die Baulücken also erst einmal keine Rolle spielen."