Start zum Rundgang der Baukultur-Sommertour war am Bürgerturmplatz, unter anderem mit dem Ersten Bürgermeister Udo Hollauer (links). Ins Publikum gemischt hatte sich unter anderem Johann Senner, der vor mehr als zwölf Jahren die Sanierung der Ebinger Innenstadt geplant hatte. Foto: Eyrich

Für Albstadt war es ein großes Ereignis ohne viel Aufsehen: Die Sommerreise der Bundesstiftung Baukultur hat Station in Ebingen gemacht und die Fachleute sich angeschaut, worin sie 3,4 Millionen Euro investieren.

Albstadt-Ebingen. - "Menschen prägen Räume, aber Räume eben auch Menschen", zitiert Christine Seizinger von der Wirtschaftsförderung Albstadt das Motto der Bundesstiftung Baukultur vor einem Rundgang zu Brennpunkten in der Ebinger Innenstadt. Denn sie sollen entschärft respektive beseitigt werden, auch im Rahmen der Förderung in Höhe von 3,4 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren", die Albstadt erhält.

Julian Latzko, Leiter für Projekte, hat sich mal genauer angeschaut, welche Brennpunkte das sind, Baubürgermeister Udo Hollauer, Gerhard Penck, Leiter des Stadtplanungsamtes, und sein Stellvertreter Axel Mayer haben ihn dorthin geführt, und Bürger durften ihre Meinung dazu sagen – darunter auch mehrere junge, was besonders die Stadträte freute: Friedrich Rau, Uli Metzger, Marianne Roth und Susanne Feil waren dabei.

Die Themen wiederholen sich

Die Themen freilich waren dieselben, die auch in anderen Zusammenhängen diskutiert wurden. Um den Handel und die Gastronomie zu beleben und weitere Vertreter anzusiedeln, müsse die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. Dass daran kein Weg vorbeiführt, machte Christine Seizinger ganz deutlich. Die Forderung, den Auto- und Parksuchverkehr aus dem innersten Zentrum zu verbannen, scheint mehr und mehr Anhänger zu gewinnen – und die Jugendlichen beim Rundgang bestätigten das durch ihre Einschätzung.

Latzko: "Erlebnisräume statt Blech"

Bemerkenswert: Auch Julian Latzko, der viel herumkommt und erfolgsträchtige Beispiele kennt, sieht das ebenso: "Man nimmt den Verkehr raus und schafft Erlebnisräume, wo nicht nur Blech steht" – dass das funktioniere und sich sogar vorteilhaft auf den Handel und die Gastronomie auswirke, dafür gebe es zahlreiche Beispiele. "Wir haben in den vergangenen 60 Jahren viel vom Handel aus gedacht", heute seien Bausteine gefragt, die den Handel ergänzten. Als Beispiel nannte er die Stadtbücherei – sie zu verlegen, bringe Frequenz in die Stadt. Die Idee dazu gibt es in Albstadt bekanntlich schon – nur mit der Umsetzung hapert es bisher.

Ereignisse – "Events", wie sie heute genannt werden – sollen künftig allerdings auch eine größere Rolle spielen in der Innenstadt, wie Seizinger deutlich machte: Dass der City-Manager, den Albstadt installieren will, auch ein City-Event-Manager sein respektive einen solchen an seiner Seite haben müsse, klang dabei durch. Auch ein Büro für das City-Management soll es geben – nach Informationen des Schwarzwälder Boten in den Räumen eines Geschäftsinhabers von der Sorte, wie die Stadt und die Stadträte sie ohnehin nicht mehr haben wollen.

"Die Gastronomie ist ein Frequenzbringer mit Synergieeffekten"

Begeistert war Latzko vom Hof, schon wegen der Außengastronomie, die ein Frequenzbringer sei, wie er auch an anderen Orten der Innenstadt verstärkt gebraucht werde, so Seizinger. Das bringe Synergieeffekte hinsichtlich der Aufenthaltsdauer. Diese war auch im Landgraben Thema – unter negativen Vorzeichen. Denn die ständig an- und abfahrenden Autofahrer, von denen viele nur zum Bankautomaten wollten, lassen bekanntlich kein Geld liegen, bringen jedoch viel Verkehr und stören die Aufenthaltsqualität erheblich, wie die Teilnehmer vor Ort feststellten. Axel Mayers Schlussfolgerung: Ein barrierefreier Ausbau des Landgrabens wäre die Lösung, der Fußweg vom Parkplatz Langwatte zur Innenstadt durchaus zumutbar.

Rau: Die Bewohner der großen Häuser sind bisher nicht sichtbar

Friedrich Rau wies auf die sozialen Aspekte hin, etwa auf die dringend notwendige Einbindung der Bewohner der großen Mehrfamilienhäuser in der Wilhelm-Dodel-Gasse, die ein Drittel der Hufeisenbewohner ausmachten. Bei den Jugendlichen rannte er mit seiner Forderung nach Begegnungsorten offene Türen ein – sie wünschen sich einen Jugendraum oder Treffpunkt.

Einen Aufenthaltsbereich mit viel Grün, Sitzflächen und Spielplatzflächen sieht Mayer am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz sehr wohl, dazu müsse allerdings der Busverkehr verschwinden, was wiederum voraussetze, dass eine Haltestelle gefunden werden müsse, welche die Qualität des ÖPNV verbessere. Sein Fazit: Ein Mobilitätskonzept muss her, und das wiederum hänge eng mit der Reaktivierung der Talgangbahn zusammen, wie Penck erläuterte.

Am Ende des Rundgangs kündigte Christine Seizinger Ideenwettbewerbe an, die das bürgerschaftliche Engagement in der Innenstadt zu steigern vermochten.