Wohnen wird immer teurer – nicht zuletzt aufgrund steigender Baukosten. Foto: Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

Einst mit Feuereifer und aus Überzeugung geplant, geraten Wohnprojekte jetzt ins Wanken – "Wohnen darf kein Luxusgut werden", fordern die Fachleute und jene, die sich um soziale Wohnprojekte in und um Villingen-Schwenningen bemühen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Wohnen wird zunehmend teurer und der Bau von neuem Wohnraum wird schwieriger, da die Baukosten explodieren.

Die Lage am Markt habe sich in kurzer Zeit sehr verschlechtert, weil die Kreditzinsen stark gestiegen sind, die Baustoff-Kosten steigen und finanzielle Förderungen oft geringer als früher ausfallen. Das erläuterten Rainer Müldner, Helene Stang und Peter Fürderer von der Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen mbH (Wbg) der SPD-Bundestagabgeordneten Derya Türk-Nachbaur.

Der Plan bislang: Mietpreise unter dem Mietspiegel

Man merke das auch in Villingen-Schwenningen, so Müldner. Die Wbg arbeite zurzeit am Projekt Sturmbühlstraße in Schwenningen: 70 Wohnungen sollen abgerissen werden und dafür ein neues Quartier mit 130 Wohnungen entstehen. "Die Wohnungen müssen abgerissen werden. Sie sind so alt, dass eine Sanierung nicht realisierbar ist. Die Decken bestehen zum Teil noch aus Stroh. Die bisherigen Bewohner konnten wir, bis zum Ende des Projekts, in anderen Wohnungen der Wbg unterbringen", schildert der Geschäftsführer der Wbg.

Die Wbg habe sich das Ziel gesetzt, die entstehenden Wohnungen unter dem üblichen Mietspiegel anzubieten. Das Projekt Sturmbühlstraße, dessen Planung 2019 begann, kann nach derzeitigem Stand aber nicht wie erhofft umgesetzt werden. Die steigenden Kosten machen es der Wbg im Augenblick unmöglich, günstigen Wohnraum zu schaffen. Man hatte mit Gesamtkosten für das Projekt in Höhe von 33 Millionen Euro geplant, bei einem Kreditzins von einem Prozent und einem staatlichen Zuschuss von circa drei Millionen Euro. Die Wohnungen hätten von dem angedachten Zuschuss profitiert, sodass die Mieten zwischen 6,70 Euro im geförderten Bereich und zehn Euro pro Quadratmeter im frei finanzierten Bereich gelegen hätten.

"Das ist utopisch"

"Durch die Preissteigerungen sind die Kosten aktuell auf 46 Millionen Euro gestiegen. Gleichzeitig ist der Fremdkapitalzinssatz um das Dreieinhalbfache gestiegen und die staatliche KfW Förderung liegt nur noch bei 1,7 Millionen Euro", erläuterte Müldner. Auch die Tatsache, dass kfw-Tilgungszuschüsse an die Ausstellung eines Nachhaltigkeits-Zertifikates gebunden sind, verteuert das Projekt. "Wir müssten jetzt Mieten zwischen 18 und 22 Euro pro Quadratmeter verlangen, damit wir die Wirtschaftlichkeit des Projekts gewährleisten können und das ist utopisch", so Müldner.

Der Bau der neuen Wohnungen wird zwar weiter geplant und eine Baugenehmigung angestrebt, allerdings ist die tatsächliche Umsetzung derzeit stark gefährdet. Die Wbg und Türk-Nachbaur waren sich daher einig, dass Wohnen kein Luxusgut werden darf. "Ich bin im Austausch mit Klara Geywitz unsere Bau-Ministerin. Sie und ihr Ministerium arbeiten mit Hochdruck an verlässlichen, dauerhaften Förderungen. Denn Förderungen müssen planbar und sicher sein", so Türk-Nachbaur.

Förderungen sind das nächste Problem

Ein weiteres Problem für viele Wohnungsbaugesellschaften seien zudem die Fördervoraussetzungen. So müssten für eine Förderung mindestens 20 Prozent Eigenkapital in liquiden Mitteln eingebracht werden. Dies mache es für viele Wohnungsbaugesellschaften schwierig, da Bestandswohnungen nicht verkauft werden könnten, um liquide Mittel zu generieren. Helene Stang, Prokuristin des Bereichs Finanzen und Strategie ergänzte: "Die Finanzierung und Realisation von solchen Projekten wäre leichter, wenn kommunale Bürgschaften als Kapitalersatz zulässig wären. Die Kommune hätte dann die Möglichkeit zu bürgen und wir könnten mit mehr Fremdkapital zu Förderkonditionen auch mehr geförderte Wohnungen erstellen."