Ein verlassener Lahrer Schrebergarten, der zur privaten Müllhalde verkommt. Foto: BGL

Pandemie: In Lahr hat der Abfall im öffentlichen Raum um ein Drittel zugenommen

Lahr - Viele Menschen suchen in der Corona-Krise einen Ausgleich in der Natur. Doch das hat auch sehr unschöne Folgen – seit Ausbruch der Pandemie sammelt der Bau- und Gartenbetrieb (BGL) tonnenweise mehr Müll in Lahrer Grünanlagen ein.

Der Aufenthalt in den Naherholungsgebieten ist für die Menschen ein Ausgleich zum vielen Zuhausesitzen, für die Natur aber nicht unbedingt ein Gewinn, wie ein Besuch beim BGL eindrücklich zeigt. Dort stehen im Hof mehrere Container, die teils überquellen vor Abfall, der in nur wenigen Tagen im öffentlichen Raum eingesammelt worden ist – in der Innenstadt, im Seepark oder in den Wäldern rund um Lahr.

"Es gibt nichts, was es nicht gibt", sagt Andreas Kern vom BGL im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir finden ganze Kühlschränke und pro Woche etwa zehn Autoreifen, die in der Natur abgelegt werden." Sein Kollege Andreas Baldrun sagt, dass er regelmäßig hinter Unbekannten aufräume, die ohne Rücksicht Partys in Grünanlagen feiern: "Zerbrochene Flaschen und Zigarettenkippen heben wir täglich auf." Der Unrat, der manchmal direkt neben Abfallbehältern gefunden wird, wird teils bereits auf dem BGL-Hof in einer Müllpresse zerkleinert. Die Überreste werden dann von einer Entsorgungsfirma zur Deponie nach Ringsheim transportiert.

Laut der BGL-Crew gibt es mehrere Schwerpunkte in der Stadt, an denen wilder Müll abgelegt wird – nämlich die Glascontainer im Neuwerkhof, in der Römerstraße und in Burgheim. Dort fahren die Männer täglich vorbei und sammeln illegalen Abfall ein. Darüber hinaus erhält der BGL Mitteilungen von Bürgern, die Müll in der Natur gesichtet haben. Diese Fälle dokumentiert Frank Kettenacker vom BGL in einem Ordner, inklusive Wegbeschreibung und Fotos. Es sind Bilder des Schreckens, die Kettenacker dem Textautor zeigt – Kanister mit Altöl, die im Grünen im Ernet abgestellt werden, Drahtrollen, die in den Wald geworfen werden, ein verlassener Schrebergarten, den einige zu ihrer privaten Müllhalde gemacht haben. "Es ist teilweise schon heftig, was wir finden", so Kettenacker.

Abfallmenge hat sich in der Corona-Krise um gut 30 Prozent erhöht

Bereits vor der Pandemie habe die Vermüllung zugenommen, heißt es auf Nachfrage aus dem Lahrer Rathaus. In der Corona-Krise habe sich die Abfallmenge dann nochmals um gut 30 Prozent erhöht. "Der BGL sammelt im Monat ein bis zwei bis Tonnen mehr Müll ein als vor Corona", so die Stadt. Oft sei der Abfall auf To-go-Angebote zurückzuführen: "Essen wird abgeholt, man verspeist es an einem attraktiven Ort, etwa auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände, und die Verpackung bleibt zurück." Auch aus Autos werde viel Müll weggeworfen, der dann im Straßengraben lande. Auffällig sei dies besonders entlang der Strecke vom Tankhof Günther bis zur Autobahn, die wöchentlich gereinigt werde, entlang der Straße zum Langenhard oder bei Burger King im Lahrer Westen, wie Stadt-Sprecher Nicolas Scherger mitteilt.

Der BGL steuert laut der Verwaltung alle neuralgischen Punkte in der Stadt, etwa Spielplätze, den Stadtpark oder das "blaue Band" der Schutter, zweimal in der Woche an, um sie zu säubern. Die Marktstraße und der Bürgerpark auf dem LGS-Gelände würden sogar täglich gereinigt. Außergewöhnliche Abfälle wie Glasscheiben von Aquarien, Matratzen, die oft an Glascontainern abgelegt würden, oder Flüssigkeiten wie Motorenöl und Pflanzenschutzmittel holen die Mitarbeiter außerdem sehr oft sofort und auf Zuruf ab.

Die Verwaltung möchte "der Vermüllung entgegentreten und dabei den Schulterschluss mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen", lässt sie verlauten. Deshalb werde man einen Vorschlag der SPD aufgreifen und einen "runden Tisch – sauberes Lahr" mit Akteuren aus der Zivilgesellschaft einberufen. "Gemeinsames Ziel wird es sein, neue Wege aufzuzeigen, um für die Thematik zu sensibilisieren und den Erhalt von Ordnung und Sauberkeit im öffentlichen Raum zu fördern", so die Mitteilung aus dem Rathaus.