Teile einer Baugrube in der Sturmbühlstraße in Schwenningen rutschten bereits ein, rissen Zäune mit sich. Auch ein Anhänger drohte abzustürzen. Foto: Marc Eich

Große Aufregung in Schwenningen: An einer Baustelle gaben die Wände einer Baugrube teilweise nach, in der Folge drohten gar Häuser einzustürzen. Dies löste einen mehrstündigen Großeinsatz aus. 

Mehr als nur ein kleines Malheur ist offenbar einem Bauherrn in der Sturmbühlstraße in Schwenningen passiert. Am Freitag legte der Mann bei Grabungsarbeiten mit einem Bagger wohl selbst Hand an – und brachte damit Häuser und auch Menschen in seiner Nachbarschaft in Gefahr.

Wie vor Ort übereinstimmend berichtet wird, hatte zunächst eine beauftragte Baufirma Grabungsarbeiten korrekt durchgeführt. Nachdem diese ihre Maßnahme beendet hatte, sei der Bauherr selbst in den Bagger gestiegen und grub den von der Baufirma eingehaltenen Mindestabstand zu den Nachbargrundstücken eigenhändig ab.

Im Laufe seiner Grabungen hätten sich die Wände der Grube als instabil herausgestellt. Kein Wunder: An einem Ende grub der Mann quasi unmittelbar bis an die Treppe eines Gebetshauses. Zunächst eilte die Polizei an die Einsatzstelle, diese rief gegen 18 Uhr schließlich Feuerwehrkommandant Markus Megerle als beratende Unterstützung zur Hilfe.

Teil der Grube rutscht ab

„Als wir vor Ort waren, rutschte ein Teil der Grube ab“, erklärt Megerle vor Ort im Gespräch mit unserer Redaktion. Dadurch wurden unter anderem Absperrzäune, Teile eines Gartenzauns und auch fast ein Anhänger mitgerissen. Daraufhin veranlasste Megerle, die Spezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) an die Einsatzstelle zu rufen. Die bestätigten die unmittelbare Gefahr, dass umliegende Häuser einstürzen könnten.

Robin Steinkamp, Zugführer beim THW-Ortsverband Villingen-Schwenningen erklärt: „Drei Objekte waren akut sehr gefährdet.“ Das Gebetshaus, welches wohl am gefährdendsten eingestuft wurde, ließ man daraufhin räumen. Bei einem Wohnhaus wurden die Bewohner über die Situation informiert, die Einsatzleitung entschied sich aber dazu, die Menschen zunächst in ihren Wohnungen zu belassen. Darüber hinaus war ein Carport gefährdet.

Laserüberwachung der gefährdeten Häuser

Das THW beorderte aufgrund der besonderen Lage den Baufachberater mitsamt des Trupps Einsatzstellen-Sicherungssystem in die Sturmbühlstraße. Eine der ersten Maßnahmen: Die Überwachung der umliegenden Objekte mithilfe einer 3D-Vermessung.

„Dabei wird ein permanenter Laserstrahl gesendet, sodass erfasst werden kann, wie sich die Wände der Objekte verhalten“, beschreibt Zugführer Steinkamp. Geringste Andeutungen, dass die Wände beispielsweise in Schwingungen geraten und sich im Millimeterbereich bewegen, hätten zu einer Evakuierung der Gebäude und einer Räumung der Grube geführt.

300 Tonnen Gewicht sollen beim Stützen helfen

Doch wie weiter vorgehen? THW-Baufachberater Johannes Egner schlug als pragmatische Lösung das Zuschütten der Baugrube vor, „an der gefährdeten Stelle auf einer Länge von drei Metern mit einer Böschung von 45 Grad“, so der Experte. Er ergänzt: „Dann haben wir ein richtig großes Volumen, welches gegen die Wand drückt. Das sind etwa 300 Tonnen.“

Die mussten aber zunächst an die Einsatzstelle gebracht werden. Die zuständige Baufirma organisierte einen Pendelverkehr, um das Material an die Einsatzstelle zu transportieren. Mithilfe von Radladern wurde dieses schließlich verbaut. Bis in den frühen Morgen, so schätzte man gegen 23 Uhr vor Ort, werde diese Maßnahme andauern. Dann sei die Gefahr zunächst gebannt.

Oberbürgermeister Jürgen Roth vor Ort

Überwacht wurde dies unter anderem von Bürgeramtsleiter Ralf Glück. Auch Oberbürgermeister Jürgen Roth war aufgrund der ernsten Lage zwischenzeitlich an die Einsatzstelle gerufen worden.

Doch das dürfte noch nicht alles gewesen sein. Am Samstag soll die Situation neu bewertet werden, um mögliche weitere Maßnahmen in die Wege zu leiten. Der Bau dürfte angesichts der gefährdenden Arbeiten des Bauherrn vorerst gestoppt sein.

Drei THW-Ortsverände im Einsatz

Im Einsatz waren neben der Feuerwehr insbesondere das THW mit 22 Einsatzkräfte – vor Ort waren neben den Helfern aus Ofterdingen vom Ortsverband Trossingen die Fachgruppe Räumen und seitens des Ortsverbands Villingen-Schwenningen der Technische Zug mit dem Zugtrupp, der Bergungsgruppe sowie die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung. Die Sturmbühlstraße blieb über Stunden hinweg gesperrt.

Ob nach den Maßnahmen des THW der Verkehr wieder fließen konnte, stand in der Nacht noch nicht fest.