Besonders eindrücklich war die Führung an der Stadtmauer mit den Stadtführern Frank Haas (in Uniform) und Gerhard Echle. Foto: Zimmermann

Was war, wie es war, wie es wieder oder immer noch ist, die Besichtigungsangebote und Führungen im Zuge des landesweiten Tages des offenen Denkmals in Villingen wurden bestens angenommen.

VS-Villingen - Beim grundlegend sanierten Innenstadt- und Ackerbürgerhaus gab es lange Schlangen, zur ersten am Rondell zwischen der Klosterring- und den St. Ursula-Schulen kamen 70 Interessierte und auch zum Pfleghof des Klosters St. Blasien in der Josefsgasse (ehemaliges Amt für Öffentliche Ordnung) gegenüber dem Feuerwehrhaus kamen jeweils rund 25 Personen zu den Führungen.

Überraschung nach dem Kauf

Das Haus Rosengasse 16 liegt an einer Hauptstraße, von allen sichtbar einsichtbar, aber eher unscheinbar im Hinterhof. Als Ute und Thomas Becker die Sanierung in Angriff nahmen, stellte sich bei der Bauforschung heraus, dass es ein eigenständiges Gebäude mit eigenen Seitenmauern aus dem 14. Jahrhundert war und kein der Färberstraße zugeordneter Wirtschaftsbau.

Besitzerin Ute Becker war das Gebäude nicht unbekannt, gehörte es doch einmal ihrer Großmutter Maria Weinmann und wurde nach ihrem Umzug ins Altersheim verkauft. Ihr Mann hat das mitten in der Innenstadt befindliche Gebäude dann später in einem Spontankauf zurückgekauft.

Seit Entstehen des Gebäudes wurde es vielfach angebaut, erweitert, um ein Stockwerk erhöht. Auch das Innenleben hat sich grundlegend verändert. Es wurde zurück- und umgebaut, alles was erhaltenswert war, wie Gebälk Mauerwerk wurde herausgeholt und auch ergänzt.

Die Haustür stammt beispielsweise aus dem alten Kaplaneihaus in Gutmadingen, das sie aus privatem Besitz retten konnten. Die Sanierung dauerte eineinhalb Jahre. Auch wenn ihr Mann vieles selber machte, ohne die richtigen Leute an der Hand wäre es nicht zu verwirklichen gewesen.

Sogar Zeitzeugen sind da

Am Rondell zwischen Klosterring- und den St. Ursula-Schulen warteten die Stadtführer Frank Haas alias Stadtbelagerungsverteidiger Obrist Heinrich Freiherr von Wilstorff, und Gerhard Echle als der Mathis, also "Zeitzeugen" dessen, was früher abging. Ein Stück Wehranlage zwischen zwei Klöstern (Ursulinen und Franziskanerinnen) bis zur Säkularisierung 1780. Der Gang sei immer etwas geheimnisumrankt gewesen, erinnerten sich Besucher, weil nur die Klosterfrauen den Gang zwischen den Schulen benutzen durften.

Plastisch anschaulich holten die Stadtführer das Frühere hervor, aus der Abfallgrube hinter dem Rondell: Pferdezähne, Ofenkacheln und Hühnerknochen, vermutlich vom Romäus seiner Verzehrung, mutmaßen sie. Jetzt wäre das Wehrrondell wieder einsatzfähig, wenn auch nur noch halb so hoch wie in damaligen Kriegszeiten. Jeder Stein wurde bei der Sanierung begutachtet und in die Hand genommen, und wehe es fehle einer.

Der ehemalige Pfleghof des Klosters St. Blasien in der Josefsgasse gegenüber dem Feuerwehrhaus war, wie der Name schon sagt, ein Verwaltungsgebäude, das die in der hiesigen Gegend zerstreuten Besitztümer des Klosters verwaltete. Viele Villinger kennen das Gebäude noch als Einwohnermeldeamt. Die Baugeschichte wurde von Dietmar Bader erläutert, seines Zeichens Gutachter für die Vorbereitung der in absehbarer Zeit stattfindenden Sanierung der Außenfront des Gebäudes.

Fensterfronten sprechen Bände

Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude hat mehrere hat im Laufe der Zeit einige Um-, Anbau und Reparaturphasen gehabt. Bader erläuterte dies anschaulich an den Fensterfronten mit den Sandsteineinfassungen. Die Bruchsteine kamen aus der hiesigen Gegend, der Sandstein auch vom Hochrheingebiet und Schramberg. Die St. Blasischen Pfleghöfe waren alle ähnlich gebaut, berichtete Bader, deshalb könne man sich etwas an bereits gut restaurierten Gebäuden orientieren.

Der Erker war nicht von Anfang an am Haus, die Wappen der Äbte sind aufgemalt, die seien möglicherweise austauschbar. Original ist die in den Klostergarten führende Tür mit Rundbogen, auch wenn der Sandstein Spuren von verschiedenen Farbschichten hat. Das Innere des Gebäudes sei völlig verbaut, wird es doch bis heute noch als städtisches Verwaltungsgebäude benutzt.