„Go West!“ lautete das Motto der frühen Siedler in Amerika. Mehreren Albstädter Stadträten reicht es allerdings jetzt mit der Expansion im Ebinger Westen, konkret: im Wohngebiet Mehlbaum. Trotzdem stimmten 20 Räte und damit die Mehrheit dafür.
So oder so betrachten kann man die „Abrundung Mehlbaum“, für deren Bebauungaplan der Gemeinderat Albstadt in seiner jüngsten Sitzung des Auslegungsbeschluss gefasst hat.
Die Silberdistelstraße, die das westliche Ende des Wohngebiets im Ebinger Westen markiert, ist ohnehin schon gebaut. Leitungen liegen im Boden, Straßenlaternen stehen. Warum also diese Infrastruktur nicht nutzen, um sie auch auf der Westseite zu bebauuen, nicht nur auf der östlichen?
Der Bebauungsplan, den die Stadtverwaltung dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vorgelegt hat, sieht darüber hinaus allerdings auch noch zwei Stichstraßen vor, um die Insfrastruktur „optimal“ auszulasten, wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht. Anders formuliert: Um noch ein paar Bauflächen mehr für Einfamilien- und Geschosswohnhäuser unterzubringen. Als Argumente, die dafür sprächen, nennt sie unter anderem den Nahversorgungsschwerpunkt in unmittalbarer Nähe mit Discounter und Metzgerei sowie die Nähe des Regionalbahnhofs Ebingen-West.
Friedrich Rau:„Die Innenstadt zu beleben, wäre wertvoller“
Friedrich Rau (Bündnis ’90/Die Grünen) hingegen reicht es inzwischen mit der Expansion des Wohngebiets, das seit Jahren Richtung Lautlingen wächst – schon wegen der Naturschutzgebiete, die oberhalb liegen. Eine „schlitzohrige Mogelpackung“ nannte er den Vorschlag der zwei Stichstraßen und betonte: „Der Gesamtenergieverbrauch eines Einfamilienhauses ist dreimal so hoch wie der eines Bestandsgebäudes in der Innenstadt.“ Diese zu beleben, sei wertvoller, auch für den Innenstadthandel, und das Landesministerium für Umwelt habe schon vor 20 Jahren dazu aufgerufen, die Ausweisung neuer Baugebiete zu stoppen. „Wer verantwortet diese Planung?“ wollte Rau, im Brotberuf Architekt, wissen.
Für die SPD-Fraktion stellte Martin Frohme den Antrag, nur die vorhandene Silberdistelstraße am westlichen Straßenrand zu bebauuen, auf die Stichstraßen aber zu verzichten – dieser Antrag erübrigte sich allerdings, da 20 Stadträte am Ende den – weitergehenden – Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung unterstützten. Acht waren dagegen, vier enthielten sich.
Abt: „Mit Stichstraßen sinken die Kosten der Anwohner“
Bernd-Michael Abt, Leiter des Amtes für Bauen und Service, plädierte für die Stichstraßen, und zwar mit dem Hinweis auf die Kosten für die Anlieger: Die Silberdistelstraße sei noch nicht abgerechnet. Kämen die Stichstraße und damit keine weiteren Bauplätze hinzu, werde es für die anderen Anwohner viel teurer. Axel Mayer, Leiter des Stadtplanungsamtes, war der Meinung, die Planung sei die „konsequente Weiterführung dessen, was wir schon begonnen haben“.
Matthias Strähler (CDU) warb für „Innen- und Außenenwicklung“, mit Betonung auf „und“. Der Bürger solle entscheiden dürfen, wo er wohnen möchte. „Das können wir ihm nicht vorschreiben.“
„Umweltbelange spielen hier offensichtlich keine Rolle“
Das wiederum brachte Z.U.G.-Solist Thomas Voelter auf die Palme: „Umweltbelange spielen in diesen Wortbeiträgen keine Rolle! Es stehen genug Häuser in der Innenstadt leer, und die sich entwickelnde Umweltkatastrophe zwingt uns zu anderen Maßnahmen.“
Lambert Maute (CDU) wies auf den zu erwartenden Bauplatzbedarf durch den geplanten Bau des Zentralklinikums hin, und Ulrich Deufel (FDP) schlug vor, das entstehende Wohngebiet an die Wärmequellen des Badkap anzuschließen.
Friedrich Rau war am Ende „maßlos enttäuscht“ über „dieses Unwissen und den maßlosen Verbrauch von Umweltflächen“. Verdichtung des Wohnens in der Innenstadt könne seine Fraktion befürworten – „weiteren Landschaftsverbrauch im Außenbereich aber nicht“.