Huttingens stellvertretender Ortsvorsteher Martin Brändlin (von links), Bürgermeisterin Carolin Holzmüller, Ingenieur Christof Diemer und Wintersweilers Ortsvorsteherin Joelle Kammerer durchschnitten gemeinsam das rote Band. Foto: Herbert Frey

Das Regenüberlaufbecken Wintersweiler-Huttingen ist eine der größten Infrastrukturmaßnahmen, die Efringen-Kirchen in den zurückliegenden Jahren auf den Weg brachte.

Mit dem Durchschneiden eines roten Bandes nahmen Bürgermeisterin Carolin Holzmüller, Wintersweilers Ortsvorsteherin Joelle Kammerer, der stellvertretende Huttinger Ortsvorsteher Martin Brändlin und Christof Diemer vom federführenden Ingenieurbüro dwd aus Wehr-Brennet das Regenüberlaufbecken (RÜB) 89a unterhalb von Wintersweiler feierlich in Betrieb. Es ersetzt die beiden alten Becken Wintersweiler und Huttingen, die es zusammen auf ein Volumen von gerade einmal100 Kubikmeter brachten. Viel zu wenig, um weitere Baugebietserschließungen zu genehmigen, verfügte das Landratsamt.

 

Das neue Becken, verdeutlichte Carolin Holzmüller, verfüge nun über 515 Kubikmeter Rückhalteraum. Zu sehen war davon wenig, denn es liegt komplett unter der Talstraße. Investieren werde die Gemeinde über ihren Eigenbetreib Abwasser in dieses Projekt rund vier Millionen Euro, verdeutlichte die Bürgermeisterin die auch finanziell gewaltige Dimension.

Das Becken bringe eine große Entlastung für das Kanalsystem und für den ökologisch sensiblen Engebach sowie die Anwohner auch deutlich mehr Sicherheit, denn es sei mit einer Glasfaser-Warnleitung ausgestattet, die Störungen sofort an die Techniker des Eigenbetriebes melde. Havarien wie im letzten Jahr an einem der alten Becken, die zu Verschmutzungen im Bach führen, können so viel schneller entdeckt werden.

Talstraße steht noch an

Die Talstraße – eine wichtige Zufahrt nach Winterseiler – könne ab 20. Oktober wieder genutzt werden, kündigte Holzmüller an, die der Bevölkerung für ihr Mitziehen dankte.

500 Kubikmeter Beton, 100 Tonnen Stahl und 2800 Kubikmeter Flüssigboden habe man verbaut sowie 320 Meter Kabelleerrohre verlegt, erklärte Planer Christof Diemer. Mit stark drückendem Wasser vom Hang und sehr schwierigen, instabilen Bodenverhältnissen habe man zu kämpfen gehabt: Gut 11 000 Stunden seien Pumpen im Betrieb gewesen, um die Baugrube trocken zu halten, schilderte er. Erhöhte Naturschutzauflagen sorgten ebenfalls für Verzögerungen der im März 2023 begonnenen Baumaßnahme. Außerdem nutzte die Gemeinde den Beckenbau, um die Wasserleitung auszuwechseln, zwei Drittel der Talstraße und auch die Brücke über den Engebach zu sanieren.

Durch ein Lüftungsgitter kann man in den Überlaufschacht des Beckens hinabblicken. Foto: Herbert Frey

Das Regenüberlaufbecken besteht neben der Speicherkammer aus zahlreichen Gerinnen und Überläufen, einem Drosselschacht und einem Betriebsgebäude (dem einzig oberirdischen Teil) mit modernster Steuerungstechnik.

Fließgeschwindigkeit ermöglicht Absetzungen

Das Oberflächen- und Regenwasser aus Huttingen und Wintersweiler werde auf eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit gedrosselt, so dass durch Absetzungen eine hervorragende mechanische Reinigung erreicht werden könne, sagte Bautechniker Ewald Bröker. Die abgesetzten Partikel können dann abgepumpt werden. Ist das Becken vollgelaufen, wird das vorgeklärte Wasser über ein neues Einlaufbauwerk in den Engebach abgeschlagen.

Feuchttücher sind ein Problem

Für die mechanischen Teile stellen Feuchttücher das größte Problem dar, ergänzte Bauamtsleiter Ulrich Weiß. Diese sollten deshalb nicht über die Toilette entsorgt werden, so sein Appell. Er merkte außerdem an, dass die Gemeinde auch die Rattenpopulation in der Kanalisation über ein Monitoring mit mehr als 60 Messstellen sehr genau im Blick habe und mit Lock- und Giftködern auch erfolgreich bekämpfe. Bis zu 2000 „Besucher“ würden die Messstellen im Untergrund pro Woche registrieren.

Ewald Bröker (links) und Christof Diemer vom Ingenieurbüro dwd erläuterten anhand von Plänen die Funktionsweise des RÜB. Foto: Herbert Frey

Wintersweilers Ortsvorsteherin Joelle Kammerer, die mit ihrem Gremium die Gäste bewirtete, zeigte sich erleichtert über das Ende der Baumaßnahme. In Huttingen hatte sich die Bebauung des Gebietes „Am mittleren Weg“ mit diesem Becken verknüpft. Durch den Anstieg der Baupreise seien jedoch nur noch drei Bauwillige übrig geblieben, berichtete Martin Brändlin. Diesen erlaubte die Behörde das Bauen auch vor Fertigstellung des RÜB 89a. Elf Bauplätze sind noch zu haben.